holzpolz
James Grieve
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Doch, das liegst du und in meinen Augen sogar sehr weit. Dieses Hineindeuten ist nämlich genau das, was hier im Forum (und nicht nur hier) ordentlich zu Missverständnissen führt.PS: Ich denke ich liege nicht daneben, wenn ich ein Ausbleiben einer Antwort auf meine Frage oben als „Nein“ deute?
Das Ausbleiben einer Antwort hat damit zu tun, dass du mich gebeten hast, keine Nebelkerzen zu werfen und ich sah das schon als Nebenschauplatz an. Denn du hast hier eine allgemeine Aussage von mir auf dich bezogen (das war z.B. so ein "Hineindeuten"), was zu Missverständnissen ohne Klärung geführt hat, zu denen dein Satz "tatsächlich sehe ich schlichtweg nicht, wie hier durch weiteres hin und her auch nur irgendwas geklärt werden soll." passt.
Da deine Frage "ich zumindest fordere von niemanden, dass er seine Sprache ändern soll. Kannst du das für dich auch behaupten?" aber auch mit unserem Thema zu tun hat, hier meine Antwort: In der Formulierung sehe ich als Hauptschwierigkeit "seine Sprache". Sprache ist ein Kommunikationsmedium, das nur reibungslos funktioniert, wenn beide Seiten dieselbe Sprache verwenden. Problematisch wird es ja schon, wenn Einzelne neue Begriffe (Fachbegriffe, Anglizismen) einbauen, die ein Großteil nicht versteht oder (was fast noch problematischer ist) missversteht. Diese können aber, wenn es gut läuft, mit der Zeit in die Sprache aufgenommen werden - gerade bei Anglizismen zeigt sich aber, dass dies gar nicht so selbstverständlich ist, wie so manch "lustige" Umfrage, bei der Passanten nach der Bedeutung von englischsprachigen Ausdrücken gefragt werden, zeigt.
Wenn nun aber Eingriffe in die Grammatik erfolgen (wie beim Gendern), die zudem noch recht "von oben herab" (siehe die Diskussion vor kurzem, wer Genderregeln verwendet) erfolgen, wird es höchst problematisch, weil oft missverständlich. Zwei Beispiele:
- Die Verwendung von Partizipkonstruktionen (Studierende statt Studenten) impliziert nach den geltenden und gängigen Regeln der deutschen Sprache, dass eine Tätigkeit gerade getan wird. Wird dies nun als "Berufsbezeichnung" verwendet, sind Missverständnisse vorprogrammiert - nicht nur bei dem Begriff selbst, sondern auch bei beabsichtigten Partizipformulierungen, die dann nicht mehr als solche verstanden werden.
- Die Verwendung von von End-Anhängen wie *innen fokussiert mehr auf die Geschlechter und führt dazu, dass bei eigentlich geschlechtsneutralen Begriffen dann ein Geschlecht zugewiesen wird. Im Radio hörte ich vorhin, dass zunächst von "Verbraucher*innen" gesprochen wurde, danach von "Italienern und Franzosen", die dann automatisch männlich konnotiert werden, obwohl dies gar nicht angebracht wäre. Zudem ist diese "Neukonstruktion" so, dass sie zu grammatikalisch oft falschen Satzkonstruktionen führt.
Ich fordere somit von niemandem, dass er seine Sprache ändern soll (wobei mir gerade spitzfindig auffällt, dass du das anscheinend nur für Männer überlegst, denn in "deiner Sprache" ist ja "er" eindeutig nur dem männlichen Geschlecht zugeordnet). Ich fordere aber, dass jemand, der mit mir spricht, eine Sprache verwendet, die einerseits möglichst verständlich ist und sich andererseits an die grammatikalischen Regeln hält.
Anekdote am Rande: Darum frage ich auch hin und wieder bei Verwendung von "Modeausdrücken" nach und finde es spannend, wie schwer sich die Personen tun, die diese gerade noch verwendet haben, sie nachträglich zu erklären! Sie stellen sich also als leere Worthülsen heraus, in die sich jeder etwas anderes hineininterpretiert. Kommunikationsstörungen sind damit vorprogrammiert!