Ich glaube es wird super knapp.
Harris hatte als sie für Biden ins Rennen gegangen ist einen großen Aufschwung, was Spendengelder und Unterstützung von vielen Prominenten angeht.
Leider hat sich dieser Hype (gefühlt) deutlich abgeschwächt. Sie ist extrem eindimensional in ihrer Rhetorik und wiederholt gebetsmühlenartig die gleichen Parolen und vermeidet in vielen Fragen klare Aussagen.
Vor ein paar Tagen beispielsweise gab es so eine Veranstaltung, wo sie sich Fragen aus dem Publikum gestellt hat und es war ihr quasi nicht möglich kurz und sachlich auf die Fragen zu antworten, sondern permanent wich sie aus und man hatte das Gefühl, dass sie bloß keine Wählerschicht verärgern möchte, aber es war auch total non-commitment.
Dazu kommen aktuelle Themen, wie der Israel-Konflikt, wo viele muslimische Leute sich gewünscht hätten, dass sie ein klares Zeichen gegen den Genozid setzt und Israel mehr unter Druck setzt. Von Trump erwartet man das nicht, aber sie ist Vice-President und hätte mehr Möglichkeiten. Da wird es einige geben, die lieber nicht wählen oder 3rd-Party wählen, weil sie sich sagen "ich kann niemanden unterstützen, der von meinen Steuergeldern Raketen an Israel liefert, die meine Verwandten/Freunde in Gaza umbringen".
Dazu kommt (nicht nur in den USA) auch ein generelles Problem, Informationen kritisch zu bewerten und abzuschätzen, welche Versprechungen denn nun Realität werden und welche nur Wahlkampfpropaganda sind. Wir sehen gerade was da mit unserer eigenen Regierung passiert und in den USA ist das nicht anders.
Wer mal Football-Spiele guckt und die amerikanischen Wahlkampfspots sieht, fasst sich manchmal einfach an der Kopf, aber da werden einzelne Aussagen herausgepickt und einem millionen-Publikum präsentiert und gezielt die Meinung zu steuern.
Sowas z.B.
Und viele einfache Bürger, denen das Geld ausgeht, hinterfragen dann gar nicht ob es ihnen unter Trump besser gehen würde, sondern voten dann gegen Harris.
Ein klares Zeichen dafür, dass die Wahl zumindest extrem knapp wird, ist der Fakt, dass mehrere Zeitungen, die üblicherweise ein "endorsement" (Zeitungen unterstützen in Amerika meist offen vor der Wahl einen Kandidaten und geben eine entsprechende Wahlempfehlung ab) für die Demokraten abgegeben haben, dies diesmal nicht getan haben.
Bekanntestes Beispiel ist die New York Times, wo anscheinend Jeff Bezos die bereits geschriebene Empfehlung gecancelled hat, woraufhin diverse Editoren und ungefähr 200.000 Abonnenten gekündigt haben.
Aber es ist ein Zeichen dafür, dass Bezos es sich nicht mit Trump verscherzen will, sollte er die Wahl gewinnen und dies für eine realistische Möglichkeit hält.
Over 200,000 people canceled their subscriptions in the first few days following news that The Washington Post would not endorse any presidential candidate.
www.npr.org
Also jetzt schon zu feiern ist mMn etwas voreilig. Nicht nur das Wahlsystem, sondern auch eine Menge verschiedener Einflüsse können letztlich das Zünglein an der Waage sein.
Ganz generell muss man sich aber auch mal vor Augen halten, dass die Basis von Trump wirklich groß ist und auch wenn es mir persönlich nahezu unfassbar erscheint, dass jemand eine Präsidenten wählen möchte, der unglaublich hohl und egozentrisch ist und unglaublichen Dummfug vor sich her quatscht, überall immer der beste war/ist und sein wird und alle Probleme und Kriege etc innerhalb von Tagen oder Stunden lösen würde.. einfach absurd..
Aber es gibt offenbar viele Leute, die sich davon angesprochen fühlen, wahrscheinlich auch in der Hoffnung, dass nur ein Hundertstel davon stimmt. Es lässt sich auch nicht wegreden, dass es sie gibt.