Als Geowissenschaftler frage ich mich immer wieder, wie Theologen Fossilien erklären. Könnte da mal einer aus diesem Kreis was zu sagen?!

*auf.samro.schiel*
Hallo guy_incognito!
Ich denke, behaupten zu können, dass auf wissenschaftlicher, wie auch auf theologischer Seite mit der Problematik umzugehen ist, dass man nicht auf alle Fragen eine befriedigende und umfassende Antwort findet.
Dazu gehört auf geowissenschaftlicher Seite sicher der
Archaeoteryx. Dieses Fossil hat wahrscheinlich vor etwa 150 Millionen Jahren gelebt. Es hatte Flügel und Federn wie ein Vogel sowie das Brustbein (Gabelbein) eines Reptils, einen Echsenschwanz und Klauen an den Flügelenden. Er wurde als fehlende Bindeglied zwischen den Reptilien und den Vögeln bejubelt.
Ein Blick auf das Bild dieses Fossils genügte, um alle möglichen Ahnungen zu verjagen, dass es möglicherweise Darwins Theorie nicht stützen würde. Es wurde nur zwei Jahre nach Erscheinen des Buches "Entstehung der Arten" von Charles Darwin ausgegraben, also 1861.
Das Problem ist, dass der
Archaeopteryx die Lücke zwischen Reptilien und modernen Vögeln nicht schließt. Man hat zugeben müssen, dass dieses Fossil ein Vogel ist.
Ist der
Archaeopteryx die Übergangsform von Reptil zum Vogel, dann wundert es, dass Reptilienfunde, die einen vogelähnlichen Skelettaufbau haben erst 10 Millionen Jahre nach ihm gefunden werden.
Paläontologen sind sich heute weitgehend einig, dass der "Archaeoptoryx" kein Vorgänger unser Vögel ist, sondern Mitglied einer ausgestorbenen Gruppe von Vögeln.
Umso erstaunlicher, dass der A. immer noch als Bindeglied in den meisten Lehrbüchern an Schulen und Unis zu finden ist.
Der andere interessante Sachverhalt ist die "kambrische Explosion" des Lebens. Darwin wusste, dass die Fossilienfunde gegen sein Theorie vom Stammbaum des Lebens sprachen. Er hat selbst zugegeben, dass große Gruppen von Tieren - er nannte sie damals Abteilungen, heute werden sie als Stämme (Phyla) bezeichnet - ganz plötzlich in den fossilen Funden auftauchen. Und so etwas war in seiner Theorie eigentlich nicht vorgesehen.
Die fossilen Funde der letzten 150 Jahre haben Darwins Stammbaum auf den Kopf gestellt, weil sie zeigen, dass die "kambrische Explosion" sogar noch abrupter auftrat, als von der Wissenschaft zunächst angenommen.
Nur ganz kurz: Das Kambrium war ein geologisches Zeitalter, von dem wir annehmen, dass es vor etwas mehr über 540 Millionen Jahren begann. Die "kambrische Explosion" wird auch als "biologischen Urknall" bezeichnet, weil damals plötzlich die meisten wichtigen Arten auftraten, die auch heute existieren. sowie einige, die inzwischen ausgestorben sind. Es gab vor dem Kambrium meist Einzeller, aber auch einige wenige Quallen, Schwämme und Würmer. Und dann haben wir zu Beginn des Kambriums urplötzlich Repräsentanten der Arthropoden, die etwa den heutigen Insekten, Krebsen und Ähnlichem entsprechen. Das widerspricht Darwins Stammbaum vöölig. All diese Tiere, die sich vom Körperbau total voneinander unterscheiden, tauchen plötzlich fertig entwickelt auf. Die Paläontologen bezeichnen dies als das spektakulärste Einzelphänomen in der sytematischen Erfassung fossiler Funde.
Ein anderes Phänomen in Bezug auf die fossilen Funde ist folgendes:
Die Erde wird ja von Geologen auf viele hunderte von Millionen Jahren geschätzt.
Die Erosionsrate liegt in 1000 Jahren in Wüsten bei etwa 6 cm und 1,9 m in Gletscherregionen.
Dann wäre nur bei 10 cm Erosionsrate in 100 Millionen Jahren ein Massiv von 10 Kilometer zehn Mal bis zum Meeresspiegel ab erodiert worden.
Antwort eines Geologen: Das wird ja durch die Plattentektonik immer wieder von unten nachgeschoben. Es wächst quasi nach.
Wachsen dann die Fossilien auch von unten nach oben nach? Die sind doch dann immer wieder ab erodiert worden?
Geologen, denen ein Freund diese Frage gestellt hat, mussten zugeben, dass sie darauf keine Antwort haben.
Wie alt sind die Fossilien, die wir finden, wirklich?
Best Wishes!
Sascha