Mir scheint, die einen in diesem Thread schreiben mit dem Kopf, die anderen mit dem Bauch. Würde man aber diejenigen, die mit dem Bauch schreiben (wie ich zT es tat) nach deren objektiver Meinung fragen, welche Meldungen zB wirklich bedeutend sind und wirklich tragischen Hintergrund haben, würde kaum einer von denen Jacksons Tod über zB den Tod der jungen Iranerin stellen oder Opferzahlen gegeneinander abwägen.
Und von gegeneinander abwägen halte ich eh wenig. Was ist wertvoller, ein Menschenleben oder das vieler ? Meiner Meinung nach ist kein Menschenleben wertlos und aufrechnen geht nicht.
Wie geschrieben: ich "gönne" Dir die Trauer um Dein Jugendidol, wenngleich "gönnen" im Sinne von zugestehen gemeint ist, nicht im negativen. Vielleicht fehlt mir auch ein wenig Verständnis, um diese Trauer nachvollziehen zu können, weil die Helden meiner Jugend zu einem großen Teil bereits tot waren, bevor ich sie für mich entdeckte.
Prinzipiell bin ich auch bei Dir, wenn Du sagst, man könne Menschenleben nicht aufrechnen, da keines wertlos sei, aber genau so muss ich leider auch feststellen, dass ohne diese Aufrechnung, "weltpolitische" Tote hintenan stehen, oder sogar ganz vergessen werden. Bemerken tut man es tatsächlich mal wieder ganz deutlich am Fall von MJ, heute: seit Tot ist omnipräsent, und wenn ich gleich bei der Vodafone-Hotline anrufe, habe ich schon ein wenig Angst, ich müsse der CallCenter-Agentin direkt am Anfang des Gespräches kondolieren - entschuldige den Zynismus, aber ich bin mir sicher, wenn Du ehrlich bist, kannst Du ihn nachvollziehen.
Schlimm ist aber doch der Fakt, dass eine erschossene, 24 Jahre alte Studentin im Iran für weit weniger Wirbel sorgt, und ihr Tod weit weniger präsent ist, als heute der eines 50 Jahre alten Mannes. Trauern kann man in beiden Fällen, aber wenn man Trauer als Akt der Solidarität sieht: wer hat sie "nötiger"...?
Wir alle können etwas bewegen. So zum Beispiel die Medien, die sich nach uns richten, und Medien sind eine Waffe. Das Volk hat aber scheinbar leider den Tod des Stars gewählt, anstatt den Menschen im Iran seine Solidarität zu bekunden - irgendwie müssen wir vielleicht doch abwägen, welcher Tote "mehr wert" ist, und welches Zeichen wir an unsere (Um-)Welt senden, was unsere Priorität ist. Leider, denn auch ich finde es eigentlich pietätlos!
Das meinte ich, als ich anfangs schrieb, Freiheit sei für uns selbstverständlich. Stell Dir einen Iraner vor (und wie gesagt: ich kenne durchaus ein paar), der heute eine deutsche Zeitung sieht. Was er wohl denkt? Wie war das mit dem Kampf für Recht und Freiheit noch gleich?!