Ich hatte bisher verstanden, dass der Artikel (männlich/weiblich/sächlich) eben nicht auf das natürliche Geschlecht verweist.
Das zu kennzeichnen wird gendern eingesetzt.
Wenn also Bürgermeister für sich steht, deutet "der" auf den -meister und der Wortteil wäre dann zu gendern.
Bei Bürgermeisterkandidatin ist Bürgermeister nur eine geschlechtsindefferente Beschreibung des Kandidaten und daher nicht verändern.
Ich als Frau und Befürworterin des Gederns (in welcher Form mal dahingestellt) wäre nie auf eine so aberwitzige Konstruktion wie Bürger:innen:meister:in:kandidaten/-kandidatin gekommen und lehne das ab.
Persönlich denke ich, dass solche Bespiele von Gendergegnern erdacht werden, um den ganzen Ansatz lächerlich zu machen. Auch eine Strategie... die wahrscheinlich bei Menschen, die das generell ablehnen, besonders gut verfängt.
Jepp, ich lehne das natürlich auch ab
Es bleibt irgendwie immer noch die Frage offen, warum man etwas grammatikalisch neutrales aus logischer (nicht aus emotionaler) Sicht denn überhaupt
kennzeichnen soll?
Und solch eine Konstruktion ist nur das auf der Genderlinguistik resultierenden Logik basierende, mögliche Ergebnis. Das wäre dann nötig, wenn auch in zusammengesetzten Worten sich jemand subsumiert fühlt, wie zum Beispiel „der Bürger“.
Dass auch Befürworter eher nicht auf den Gedanken kommen, so was zu fordern ist wohl jedem klar. Es geht letzlich um die darin liegende Konsequenz.
Angenommen, eine Frau fühlt sich durch das Generische nicht genug repräsentiert, aber inkonsequenterweise reicht es dann doch, nur eines der Substantive in zusammengesetzten Begriffen zu gendern, obwohl sich die Frau ja durch „Bürger“ sonst auch nicht sieht?
Ich werde die inkonsequente Logik dahinter wohl nicht verstehen, deshalb diese, man möge mir verzeihen, bewusste Darstellung der möglichen sprachlichen Konsequenz, wenn wir irgendwann vergessen haben, was der Genus so alles kann.
Und es bleibt immer noch die Frage offen, wo man anfängt und wo man aufhört mit der Sexualisierung von Wörtern.
Manche verstehen nicht die Sprache sondern interpretieren leider (versteckte) Intentionen oder Aussagen darin. Das macht es den Anwendern der Sprache auf aktuellem Entwicklungsstand schwer zu erkennen, wem gegenüber sie sich wie genau ausdrücken sollen, sich also auf emotionale Aspekte eines Gegenüber sprachlich einlassen, damit das Gegenüber auch zweifelsfrei versteht.
Das ist wahrlich anstrengend. Wie gesagt, zu einem Teil gehe ich neutrale Sprache insoweit gerne mit, dass ich mich auch mit Doppelnennungen und vielleicht sogar anderen Mitteln ausdrücke. Ich mache es mir da nicht einfach, auch wenn das aus meinen Argumenten heraus mir schon unterstellt wurde.
Doch kann ich als Sprecher/Schreiber denn wirklich immer wissen, welche Befindlichkeiten ein Hörender/Lesender hat, um zu entscheiden, “was“ ich jetzt „wie“ in eine Genderformen packe? Ich kenne nicht jeden Menschen, und selbst bei manch gut Bekannten kennt man persönliche Befindlichkeiten nur selten.
Und deshalb ist es viel klarer, den Genus einfach als das zu nehmen, was er ist. Ein hervorragendes grammatikalisches Mittel, um ALLE ohne Unterscheidung ansprechbar machen zu können.