Da in deiner ganzen Argumentation sehr viel zur Hilfenahme der Mehrheit und anderer großen Keulen nötig ist - die Argumentationsdichte ansonsten aber gering, Versuch ich’s mal auf die Ebene zu stellen. Alles klar. Zeig mir bitte die niedergeschrieben Regel des generischen Maskulins das Frauen gleich berechtigt einbindet.
Ich empfehle dafür den Duden. Aber vielleicht enthält dir der zu viel Informationsdichte?!
Mal ehrlich: Ich nehme die Mehrheit nicht zu Hilfe, sondern ich argumentiere lediglich damit, dass sich die Mehrheit (also in diesem Fall die Sprachengemeinschaft) eben auf ein gemeinsames Regelwerk geeinigt hat (deshalb der Querverweis mit dem Duden, da stehen sogar Grammatikregeln zu das und dass drin!). Wieso das einer geringen Argumentationsdichte entsprechen soll, entzieht sich meiner Kenntnis.
Kanzelst du jemanden, der dich darauf hinweist, dass du zu schnell fährst, auch damit ab, dass er die Mehrheit zu Hilfe holt, nur weil du anerkannte Regeln anwendest?
Machen wir’s mal leicht und beginnen nur da. Psychologie, die was anderes sagt und von „realitätsschaffender Sprache“ mit wissenschaftlichen Belegen berichten kann, lassen wir mal einfach außen vor.
… und wenn du weiterliest, findest du deutlich mehr wissenschaftliche Belege, die dies im Falle der Geschlechterzuordnung negieren. Gerade weil ich Psychologe bin, kommen mir so viele Details hoch, die sich mit den anerkannten Kommunikationstheorien beißen. Und aus dem selben Grund finde ich deine Argumentation
…dann ist es die Diskussion und Änderung ja alle mal wert.
so gefährlich. Wir pflanzen den Menschen ein Problem ein und sagen dann danach, dass wir uns an dieses Problem anpassen müssen. Das ist, wie wenn ich jemandem erst Angst einjage, um ihm danach anzubieten, dass ich ihm bei seiner Angst helfen kann.
Sie plötzliche allgemeine Liebe zur deutschen Sprache irritiert mich massiv. Der generische Maskulin als Kunstform der alles abdeckt IST im Alltag ein Wunschdenken. Solange weiterhin vor allem unterbezahlte und und „unprestigeträchtigere“ Jobs eine generisch weibliche Form kriegen, die gut bezahlten mächtigen Posten eine generisch männliche, und ich das jeden Tag in normalen Medien lesen darf, ist das maximal eine realitätsfremde Argumentationshilfe.
1. Genau das meinte ich: Wir sollten etwas an den ungerechten Berufen ändern und nicht an der Sprache.
2. Übrigens: Es gibt keine generisch weibliche Berufsform, denn "Krankenschwester" bezieht z.B. männliche Bedienstete eben nicht mit ein.
Was die Frage der Diskrimierung angeht: Du bist nicht in der Position darüber zu urteilen, ob sich eine andere Person diskriminiert fühlen darf. Womit nimmst du dir dieses Recht? Ich halte das gegenüber anderen Menschen für einigermaßen respektlos.
Zum einen gebe ich dir Recht: Wie Gewalt empfunden wird, kann nur das Opfer entscheiden!
Andererseits kenne ich aus meiner Praxis als Psychologe aber auch den Effekt, dass unsere Wahrnehmung dadurch beeinflusst werden kann, dass mir ein Umstand als Problem beschrieben wird und ich erst danach an mir genau dieses Problem entdecke, das mich aber davor überhaupt nicht belastet hat. Es hat also nichts mit respektlos zu tun, sondern im Gegenteil: Ich mache mir Sorgen, weil dieser Effekt in den letzten Jahren stark zugenommen hat, was sich u.a. auch in der zunehmenden Zahl an aufgeheizten und hasserfüllten Debatten zeigt.
Ich kann diesen Punkt nicht wirklich nachvollziehen. Es mag sein, dass Gendersprache eine kurze Eingewöhnung braucht, aber es ist nun wirklich keine Raketenwissenschaft.
Meine Erfahrung: Selbst wenn man Leuten, die schon lange gendern, zuhört, merkt man, dass sie allein dadurch Fehler machen, dass ihre Satzbausteine nicht mehr zusammen passen. Allein so Konstrukte wie BäuerIn zeigen, dass es mit einem gleichberechtigten Kunstprodukt nicht gerechter wird, kommt doch der Bauer in diesem Wortgebilde nicht mehr vor.
Ich versuche mich mal an einem Beispielsatz: Aus "Jeder Lehrer, der ein Meister seines Faches ist, lobt seinen fleißigen Schüler" wird "Jede/r LehrerIn, der/die ein/e MeisterIn seines/ihres Faches ist, lobt seine/ihre fleißige/n SchülerIn." Auch an diesem eigentlich sehr einfachen Satz ist zu kritisieren, dass die Reihenfolge der Geschlechtsnennungen zwei Probleme erzeugt:
1. Die Nennung der männlichen Form zuerst könnte als Herabwürdigung des Weiblichen verstanden werden.
2. Die Reihenfolge lässt sich nicht konsistent durchziehen: Ich habe die männliche Form als erstes verwendet, um mich dem Konstrukt LehrerIn anzupassen, was aber bei fleißige/n nicht durchführbar ist.
Wünschen kann man sich viel, wenn der Tag lang ist. Es liegt ganz alleine an dir, wie du mit diesen Wünschen umgehen möchtest.
Eben nicht - denn genau das wurde mir hier ja vorgeworfen, dass es doch das mindeste ist, dass man von mir verlangen kann, mich an die Wünsche meines ggf. sich diskriminiert fühlenden Gegenübers sprachlich anzupassen.
Dass die Sprache ärmer wird, ist wieder ein persönlicher Eindruck von dir. Ich halte eine Sprache, in der klar ausgedrückt wird, wen ich ansprechen möchte und in der sich alle wiederfinden, reicher – und nicht ärmer.
… was aber leider nicht zu meinem Beispiel (Arbeiter/Arbeitender) passt. Alle wiederfinden tun sich im übrigen nie alle, das ist auch eine utopische Wunschvorstellung.