Das eine schließt das andere ja nicht aus.
Mag sein, dennoch hätte das Eine einen wohl deutlich spürbareren Impact.
Das eine schließt das andere ja nicht aus.
Ich glaube nicht, dass ich mir das vorwerfen lassen muss (und auf meinen Kommentar antwortest Du nun einmal).Da ist es schon verlockend, Anstrengungen zu diskreditieren, hier Veränderungen herbeiführen zu wollen.
Zwang darf nicht einfach jeder ausüben, und der, der es darf, benötigt dazu in der Regel eine Legitimierung. Wird dieses Prinzip verletzt, ist es absolut ein logisches Argument, darauf zu verweisen. Abgesehen davon, das solltest Du wahrgenommen haben, habe ich an dieser Stelle lediglich eine persöniche Anmerkung gemacht.Das ist ja menschlich grundsätzlich nachvollziehbar, wenn man aber in einem Internetforum lange Aufsätze zu dem Thema schreibt sollte man auch genug Selbstreflektion besitzen um zu erkennen, dass "wenn ich gezwungen werde will ich das nicht" kein logisches Argument ist.
Formal ist das sicher richtig. Allerdings wurde beispielsweise in Österreich bereits erfolgreich gegen schlechtere Benotungen wegen nicht gegenderter Sprache geklagt, und wenn Universitäten systematisch auf Konfrontationskurs mit der Mehrheit in der Gesellschaft gehen, ist das schon etwas heikel.Diese Institutionen bedürfen aber für ihre internen Richtlinien zur Kommunikation keine gesamtgesellschaftliche, sondern eben nur eine interne Legitimation. Und da z.B. jede Universität eigene Richtlinien zum Gendern festlegt, gehe ich davon aus, dass diese gegeben ist. Universitäten sind nicht üblicherweise diktatorisch organisiert.
Völlig richtig, aber wenn der Staat gegen den entschiedenen Willen der Mehrheit handelt, muss es dafür schon verdammt gute Gründe geben. Ich kann das in Bezug auf das Gendern, wo es primär um eine spezifische Interpretation bestimmter Aspekte unserer Sprache geht, die darüber hinaus unter Experten nicht unumstritten ist, keine Situation erkennen, die das rechtfertigte.In dieser Absolutheit ist diese Aussage bezüglich mehrerer Aspekte zumindest fragwürdig. Gerade ein demokratischer und pluralistischer Staat, der die Grundrechte aller BürgerInnen zu schützen hat, darf gar nicht lediglich ein Instrument des Willens der Mehrheit sein.
Alles richtig, nur heißt das eben nicht automatisch, dass die Thesen hinter dem Gendern korrekt sind und von der Gesellschaft ggf. auch gegen ihren Willen angenommen werden sollte.Ja, das wäre ganz toll. Ist aber eben nicht so. Und ein Problem beim Kampf gegen Diskriminierung, egal ob aufgrund Geschlecht, sexueller Orientierung oder Hautfarbe, sind Leute, die "keinen Unterschied machen" oder "keine Farben sehen".
Diese zunächst einmal löblich erscheinende Haltung verstellt nämlich häufig den Blick auf die faktischen Nachteile, die Geschlecht oder Hautfarbe in den letzten Jahrhunderten bedeutet haben und weiterhin bedeuten.
Das ist ein Totschlagargument, und es ist nicht geeignet, Aufschluss darüber zu geben, ob das Gendern eine gute Idee ist oder nicht.Und diese Haltung können sich auch meistens nur Leute leisten, die noch nie aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Hautfarbe Diskriminierung erfahren mussten. Da redet es sich immer ganz leicht locker flockig von "sind doch alle Personen".
Ich halte zwar wenig von so konfrontativer Sprache, aber jeder hat das Recht auf eine eigene Wahrnehmung. Ich persönlich fühle mich durch Gendern belästigt und stelle entschieden den angeblichen Nutzen, den es bringen soll, in Abrede. Aber das muss sachlich und im gegenseitigen Respekt bleiben.Und das ist dann keine "Verunglimpfung" oder gar (mancher entblödet sich nicht, hier dieses Wort zu benutzen) "Vergewaltigung" der Sprache.
Ich sehe das anders. Es ist ein Wettlauf mit sich selbst, den man nicht gewinnen kann, denn je tiefer man gräbt, desto mehr wird sich an jeder Ecke neues auftun. Am Ende verlieren wir immer mehr das, was uns als Menschen ausmacht, denn dazu gehören auch unsere Schwächen und das Unvollkommene. Nicht ganz im selben Kontext, aber doch passend finde ich ein Zitat von John Cleese, das ich vor ein paar Tagen in die Finger bekam:Na zum Glück gibt es doch Menschen, die sich damit beschäftigen. Wenn viel zu tun ist, muss ja mal jemand anfangen.
... was in diesem Zusammenhang m.E unpassend ist, da Gendern an sich keine Frage von Grundrechten ist. Über die grundsätzliche Frage von Gerechtigkeit allen Menschen gegenüber herrscht zum Glück ein recht breiter Konsens in der Gesellschaft.Wie gesagt - die "Mehrheit" darf in einer Demokratie, in der Grundrechte geschützt werden sollen, niemals der alleinige Maßstab sein. Ein wichtiger, ohne Frage, aber eben nicht der alleinige.
Für mich liest sich das so, als würdest Du sachliche Einwände einzelner als illegitim abwerten, weil sie Deiner Meinung nach (ich gehe davon aus, dass Du die Diskussionsteilnehmer nicht persönlich kennst) zu "privilegiert" sind. Das empfinde ich als einen sehr schlechten Diskussionsstil.Und die Abwertung von Diskriminierungserfahrungen durch Menschen, die solche (in dieser Gesellschaft) wenig bis gar nicht erleben dürften, als "künstlich geschaffene Befindlichkeiten", lässt zwar tief blicken, hilft der Diskussion aber definitiv nicht weiter.
Das ist nicht gerade sachlich. Schade.
Ich persönlich fühle mich durch Gendern belästigt
Bitte hier den Kontext nicht außer acht lassen.Und das ist in Wirklichkeit hier das einzige Gegenargument. Dieses Gefühl darf man haben, aber es hat wenig Bedeutung, weil klar ist, dass das Gendern vom Ausführenden nicht als eine Belästigung verstanden werden will und auch keine Veranlassung besteht eine solche Absicht anzunehmen.
Aber doch sehr wohl, die Gleichheit aller Menschen darf sich sehr gern auch in der Sprache widerspiegeln.... was in diesem Zusammenhang m.E unpassend ist, da Gendern an sich keine Frage von Grundrechten ist.
Ich halte das für einen Trugschluss. Sprache ist nicht symmetrisch. Wir sind das auch nicht. Das als ungerecht zu empfinden, ist vor allem eine Frage der Interpretation. Und, natürlich, das darf jeder für sich tun, das stellt ja - zumindest hier gerade - niemand in Abrede.Aber doch sehr wohl, die Gleichheit aller Menschen darf sich sehr gern auch in der Sprache widerspiegeln.
Sprache passt sich eigentlich immer schon den Bedürfnissen der Sprecher an. Manchmal wird sie auch inspiriert, etwa durch Literatur o.ä.Die Entwicklung der Individuen ist an sich nicht symmetrisch. Und eine Gleichheit der Menschen setzt doch keine Symmetrie der Sprache voraus. Es ist eine notwendige Anpassung in einzelnen Bereichen und nicht die vollständige Änderung der Sprache.
Und ich habe persönlich angemerkt, dass das menschlich verständlich ist.Abgesehen davon, das solltest Du wahrgenommen haben, habe ich an dieser Stelle lediglich eine persöniche Anmerkung gemacht.
Hochschulen waren schon immer ein Ort für gesellschaftliche Impulse, das ist nicht erst seit Wartburgfest oder den 68ern der Fall.wenn Universitäten systematisch auf Konfrontationskurs mit der Mehrheit in der Gesellschaft gehen, ist das schon etwas heikel.
Nehmen wir doch mal so eine UmfrageVöllig richtig, aber wenn der Staat gegen den entschiedenen Willen der Mehrheit handelt, muss es dafür schon verdammt gute Gründe geben. Ich kann das in Bezug auf das Gendern, wo es primär um eine spezifische Interpretation bestimmter Aspekte unserer Sprache geht, die darüber hinaus unter Experten nicht unumstritten ist, keine Situation erkennen, die das rechtfertigte.
Jede/r hat das Recht auf seine oder ihre Wahrnehmung, aber es gibt auch Grenzen konfrontativer Sprache. Sonst wird hier als nächstes noch der "Sprachholocaust" herbeigeredet oder ähnliches.Ich halte zwar wenig von so konfrontativer Sprache, aber jeder hat das Recht auf eine eigene Wahrnehmung. Ich persönlich fühle mich durch Gendern belästigt und stelle entschieden den angeblichen Nutzen, den es bringen soll, in Abrede. Aber das muss sachlich und im gegenseitigen Respekt bleiben.
Genau. So funktioniert Wissenschaft und im übrigen auch gesellschaftliche Entwicklung. Da ist man nie "fertig" oder "gewinnt".Ich sehe das anders. Es ist ein Wettlauf mit sich selbst, den man nicht gewinnen kann, denn je tiefer man gräbt, desto mehr wird sich an jeder Ecke neues auftun.
Naja, die Wahrheit liegt hier doch vielleicht etwas in der Mitte? Natürlich dürfen und sollen die genannten gesellschaftlichen Gruppen die Initiative für sich selbst ergreifen. Das tun sie ja auch. Aber in einer Gesellschaft mit bestehenden Machtstrukturen wird es die marginalisierte Gruppe naturgemäß nicht alleine schaffen, signifikante Änderungen herbeizuführen. Abraham Lincoln war ja auch kein Sklave. Und JFK bzw. Johnson keine Afroamerikaner.nicht poe-a-poe alle denkbaren gesellschaftlichen Gruppen zu "Opfern" erklären und ihnen dadurch aus der Hand nehmen, die Initiative für sich selber zu ergreifen und selber zu entscheiden, ob sie Schutz durch andere benötigen. Daher ist das "people who are not able to look after themselves very well" so wichtig in diesem Kontext.
Ein Konsens, der oft nur oberflächlich ist. Die Alltagserfahrung marginalisierter Gruppen ist durchaus eine andere.... was in diesem Zusammenhang m.E unpassend ist, da Gendern an sich keine Frage von Grundrechten ist. Über die grundsätzliche Frage von Gerechtigkeit allen Menschen gegenüber herrscht zum Glück ein recht breiter Konsens in der Gesellschaft.
OK. Das ist hier aber nicht geschehen.Für mich liest sich das so, als würdest Du sachliche Einwände einzelner als illegitim abwerten, weil sie Deiner Meinung nach (ich gehe davon aus, dass Du die Diskussionsteilnehmer nicht persönlich kennst) zu "privilegiert" sind. Das empfinde ich als einen sehr schlechten Diskussionsstil.
Das gleiche gilt für Dein "lässt zwar tief blicken". Ich hoffe, Du betrachtest es doch hoffentlich nicht als "Diskriminierungserfahrung", wenn eine Person nicht-männlichen Geschlechts gemeinsam mit anderen in der Form des "generischen Maskulinums" angesprochen wird. Ich halte an meiner Aussage "künstlich geschaffene Befindlichkeiten" fest, denn sie ist aus meiner Sicht in der Sache korrekt. Die feministische Sprachkritik hat die These, dass das "generische Maskulinum" ungerecht und diskriminierend sei, aufgebracht, wodurch eine größere Anzahl Menschen, die darin nie ein Problem gesehen haben, angefangen haben, das zu tun.
Argumente, die darauf abzielen, die Thesen des anderen nicht sachlich zu entkräften sondern dadurch, dass die Integrität oder Eignung des anderen, die Diskussion überhaupt zu führen, in Frage gestellt wird, sind unfair und sollten vermieden werden. OK?
Das ist nicht richtig. Tatsächlich hast Du, wie ich das empfinde, die Diskussion auf eine persönliche Ebene geführt. Ich bemühe mich ganz bewusst, das nicht zu tun.Zudem scheint Dir die Abwertung ebenfalls nicht fremd.
Habe ich so nicht geschrieben.Es gibt ja schließlich "wichtigere Probleme" (gibt es immer),
Kein überzeugendes Argument, denn beides ist absolut nicht vergleichbar.in der generischen Sprache wurde von vielen "nie ein Problem gesehen" (wurde das Fahren ohne Gurt oder Passivrauchen lange auch nicht)
Richtig, weshalb ein gesamtgesellschaftlicher Diskurs mit offenem Ausgang notwendig ist und keine Zwangsmaßnahmen. Weiterhin gibt es Bereiche, wo der Staat nicht einfach auf eigene Faust agieren darf, etwa, bei der Erziehung von Kindern in Kindergärten und Schulen.und das alles hier geschieht in Konfrontation mit der Mehrheit der Gesellschaft (so ist das meistens am Beginn von Veränderungen).
Was Du offenbar bewusst uminterpretiert hast, um meine Argumentation zu delegitimieren. Du darfst gern versuchen, meinen Punkt zu widerlegen, und zwar von der Sache her und nicht mittels einer moralischen Be- (Ab-)wertung.Und von den "künstlich geschaffenen Befindlichkeiten" hatten wir es ja bereits.
Und das ist jetzt wirklich der Punkt, wo die Ebene einer sachlichen Auseinandersetzung endgültig verlassen wurde. Schade. Bisher war die Diskussion hier ja bei aller Kontroverse sachlich und meist freundlich geblieben. Das hier riecht nach einer gewaltigen Portion gefühlter moralischer Überlegenheit. Das ist nicht so mein Ding. Also lassen wir es lieber.Und dann fühlt man sich auch noch belästigt, was in der Einordnung gesellschaftlicher Umbrüche vermutlich die mildeste Variante sein dürfte, die es gibt.
Ja, das wäre wirklich besser gewesen.Vermutlich hätte der letzte Absatz als Diskussionsbeitrag gereicht…
Es tut mir leid, dass Du das so empfindest. In der Tat ging es mir darum, dass (zumindest im Bereich der Sozialwissenschaften) eine Aussage nicht (komplett) von der Lebensrealität der Person getrennt werden kann, die sie tätigt.Das ist nicht richtig. Tatsächlich hast Du, wie ich das empfinde, die Diskussion auf eine persönliche Ebene geführt. Ich bemühe mich ganz bewusst, das nicht zu tun.
Nein?Habe ich so nicht geschrieben.
Ansonsten möchte ich auch gern auf die wirklichen Probleme unserer Gesellschaft verweisen
Ich habe bewusst Beispiele gewählt, bei denen die Richtigkeit der gesellschaftlichen Änderung wesentlich deutlicher sein dürfte, als bei den meisten (naturgemäß weniger absoluten) sozialwissenschaftlichen Themen.Kein überzeugendes Argument, denn beides ist absolut nicht vergleichbar.
Aber dieser Diskurs findet doch gerade statt! Allerdings gibt es bei jedem Diskurs einen Punkt, an dem man wenn schon nicht ein Endergebnis (wie beschrieben in der Wissenschaft eher schwierig), dann doch zumindest ein Zwischenergebnis festhalten sollte. Und das darf dann auch (erstmal) verbindlich sein. Nichts anderes geschieht an Universitäten, die sich gewisse Sprachregelungen auferlegen. Wie diese sich im Laufe der Zeit entwickeln wird genauso zu sehen sein, wie ihre juristische Bewertung.Richtig, weshalb ein gesamtgesellschaftlicher Diskurs mit offenem Ausgang notwendig ist und keine Zwangsmaßnahmen. Weiterhin gibt es Bereiche, wo der Staat nicht einfach auf eigene Faust agieren darf, etwa, bei der Erziehung von Kindern in Kindergärten und Schulen.
Tut mir leid, aber für eine Interpretation Deiner Aussage als sachlich und legitim ist sie viel zu ungenau.Was Du offenbar bewusst uminterpretiert hast, um meine Argumentation zu delegitimieren. Du darfst gern versuchen, meinen Punkt zu widerlegen, und zwar von der Sache her und nicht mittels einer moralischen Be- (Ab-)wertung.
Okay. Wenn Du das so siehst.Und das ist jetzt wirklich der Punkt, wo die Ebene einer sachlichen Auseinandersetzung endgültig verlassen wurde.
Es wäre falsch und unwissenschaftlich, die Existenz von Assoziationseffekten zu leugnen: Dass Genus bestimmte, oft stereotype Assoziationen zum Sexus auslöst, kann man sprachübergreifend feststellen (so assoziierten italienische Probanden bei unbelebten Nomen mit «-a»-Endungen «lieblichere» Vorstellungen als bei welchen mit «-o»-Endungen), es fragt sich allerdings, warum daraus die Notwendigkeit zu gendern folgen sollte, denn ob Wortformen wie «Kosmetiker» oder «Lehrer» generisch oder spezifisch männlich interpretiert werden, hängt von vielen sprachlichen – und aussersprachlichen – Faktoren ab.
Man vergleiche etwa die Sätze «Ein Lehrer ging die Strasse entlang», «Ein Lehrer verdient ganz gutes Geld», «Hans und Maria sind Lehrer» und «Alle neu eingestellten Lehrer sind Frauen». Jeder Leser wird bemerken, dass die Wortform «Lehrer» von Fall zu Fall unterschiedliche Assoziationen auslöst. Doch Assoziationsstudien, die so differenziert vorgehen, gibt es nicht. Das zeigt einerseits, wie wenig wir noch wissen, aber andrerseits auch, auf welch dünnem Eis sich viele Befürworter des Genderns bewegen.
[...]
Zu glauben, durch eine veränderte Sprachnorm politische Versäumnisse heilen und soziale Realitäten umstülpen zu können, ist eine Illusion: Es werden nicht mehr Frauen in Lastwagencockpits steigen, wenn man fortan von «Lastwagenfahrenden» oder «Lastwagenfahrerinnen und Lastwagenfahrern» spricht, solange zukünftige Kapitäninnen der Landstrasse das Steuer nicht selbst in die Hand nehmen wollen.
Im Übrigen wird oft vergessen, dass Gendern eine Sprachhandlung ist, die sich aus der Überzeugung ableitet, das Maskulinum habe keine generische Bedeutung. Wer gendert und eine maskuline Form benutzt, kann folglich nur die spezifisch männliche Lesart im Sinn haben. Diese triviale Konsequenz wird jedoch von den wenigsten zu Ende gedacht, denn sie bedeutet, dass sich generische Lesart des Maskulinums und Gendern gegenseitig ausschliessen.
Die «friedliche Koexistenz», also das gelegentliche Einstreuen von «*in»-Formen, wie es zum Beispiel Claus Kleber im ZDF-«Heute-Journal» praktiziert, ist ein logischer Widerspruch: Wer gendert, entledigt das Maskulinum seiner generischen Bedeutung – wo «Expert*innen» sind, sind «Experten» nur Männer. Hier gibt es kein Ab-und-zu und Von-Fall-zu-Fall, sondern nur ein Ganz-oder-gar-nicht.
Daher sei hier die folgende Prognose gewagt: Ob (dynamischer) Unterstrich, Genderstern, Binnen-I, Doppelpunkt, Beidnennung oder generisches Femininum – nichts davon wird sich in der Sprachgemeinschaft durchsetzen, denn nicht die Schaffung, sondern die Vermeidung unnötiger Komplexität ist eine der Haupttriebfedern für Sprachwandel. Man schaue sich zum Vergleich den Gebrauch des Konjunktivs und mancher Tempusformen an: Wer ausser emsigen Deutschlernern weiss überhaupt, dass Formen wie in «Maria sagte, dass du gegangen sein werdest» existieren? So schön es auch wäre, wenn es klappte, sie zu benutzen – in der sprachlichen Realität gelingt es einfach nicht.
[...]
Aus diesem Grund sollten sich alle, die das generische Maskulinum gern abschaffen möchten, die Frage stellen, ob ein Verzicht auf die Sexus-Suffixe «-in» und «-erich» letztlich nicht klüger wäre. Es würde zwar eine Verarmung der deutschen Sprache bedeuten, wer aber das Sexistische bekämpfen möchte, sollte beim Sexus und nicht beim Genus anfangen.
Was die Diskussion um das generische Maskulinum und gendergerechte Sprache am meisten vergiftet, ist jedoch nicht der Kampf um die besseren Argumente im akademischen Diskurs, sondern deren politische Anheimstellung. Es ist deprimierend, zu beobachten, wie wissenschaftliche Debatten durch moralisierende und politisierende Rekurse geistig enthauptet werden. So auch hier: Wer gendert, ist lieb und links. Wer es nicht tut – und auch nicht tun will –, böse und rechts.
Natürlich, Gendern polarisiert, und es gibt hier keinen leisen Mittelweg, auch nicht über die Vermeidung generischer Maskulina durch eine semantisch widersinnige und in den meisten Fällen ziemlich lächerliche Flucht in die Partizipbildung (die «Mitarbeitenden», «Verkaufenden» und «Studierenden» lassen schön grüssen). Doch war Gendern bisher ein Signet selbstverantwortlicher politischer Verortung, bekommt der, der es nicht tut, mittlerweile auch einen Stempel aufgedrückt. Grund hierfür ist die mit einer überheblichen Gerechtigkeitsattitüde vorangetriebene Institutionalisierung der Gendersprache durch Parteien, Verwaltungen und Universitäten (keine, die keinen Leitfaden hat) – wer sich nicht beugt, gerät schnell unter Verdacht.
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