Gerade bei günstigen Produkten wie einem Lied oder einem iPhone Spiel, frage ich mich schon wie das sein kann, dass man es sich überhaupt läd, wenn man doch angeblich der festen Überzeugung ist, dass es einem nichtmal einen Euro Wert gewesen wäre...
Weil man es sich nicht leisten kann. Weil nach Miete, Strom, Essen und vielleicht einem Bier ab und an kein Geld übrig ist?
Der Punkt bleibt schlicht: Der Mensch hätte keinen Cent dafür bezahlt. Es ist keine Materie, also kann sie niemandem entzogen werden, es entsteht kein Schaden.
Ich kann diese Argumentation auch nicht nachvollziehen.
Woher kommt der Anspruch, dass man etwas kopieren oder nutzen darf, was man sich nicht leisten kann oder will?
Und woher der Anspruch, dies für den Urheber entscheiden zu können?
Woher kommt der Anspruch, anderen Menschen etwas vorzuenthalten, was niemandem weg genommen wird? (Bitte immer meine Prämisse berücksichtigen, dass der Mensch das Immaterialgut keinesfalls käuflich erworben hätte.)
Dieses "das darfst du nicht haben weil du es nicht bezahlen KANNST ätsch - wir die wir das bezahlen können sind sooooo viel besser als du, Loser"-Gehabe ist abstoßend. Missgönnst du einem armen Kind, dessen Eltern auf Hartz 4 sind, wenn es auf seinem vier Jahre alten Aldi-PC mit Röhrenmonitor das Album der Toten Hosen runter lädt damit es in der Schule wenigstens mitreden kann?
Mir kommen die Tränen bei so viel Geiz/Neid-behafteter Mitleidlosigkeit.
Oooch ne, immer diese Begriffshaarspaltereien.
Diese Begriffshaarspalterei ist aber wichtig. Sonst kommt einer mit dem "Du würdest ja auch nicht wollen, dass dir einer dein Auto stiehlt"-Metapher, wenn DING und IMMATERIALGUT nicht auseinandergehalten werden.
Kannst du mir sagen, was schwer ist an der Frage"Ist es fair wenn Menschen für Software und Musik bezahlen müssen und andere für dieselbe Musik oder Software überhaupt nicht." dass du sie nicht mit "Ja" oder "Nein" beantworten kannst? Deine Argumentation ist immer noch "ausgerichtet" auf das Verhältnis zwischen Ersteller und dem "Aneigner". Das ist jedoch nicht meine Frage.
Ich beantworte sie dir sobald wir ein gemeinsames Verständnis für *Fairness* haben.
Aber ich tu dir einen Gefallen: Ja. Unter Einhaltung meiner Prämisse, dass der "Konsument" das Immaterialgut nicht gekauft hätte, empfinde ich das nicht als unfair.
Oder anders gefragt: Wäre es ok, sich am Tor vorbei zu mogeln? Dem Betreiber kann es ja egal sein, ihm ensteht ja kein messbarer Schaden.
Oder hinkt der Vergleich?
Ja. Der Vergleich hinkt. Erstens muss man wieder betonen, dass es überhaupt nur dann andenkbar wäre, wenn der Besucher keinesfalls eine Zookarte erworben hätte wenn die Möglichkeit, sich vorbeizumogeln gar nicht bestünde. Und zweitens bewegen wir uns hier in der physischen Welt. Der Zoobesucher nutzt den Weg ab, er steht u.U. anderen Gästen des Zoos im Weg, verstellt ihnen die Sicht, benützt die Toilette, spuckt auf den Boden... Er bewegt sich im physischen Raum.
Zudem ist er Teil einer möglichen "Schwemme". Würden 10.000 Leute das tun wäre der Zoo voll mit nicht zahlenden Gästen und die zahlenden Gäste könnten nicht rein. Man muss also diesen Umstand verhindern indem man das unbezahlte Betreten des Zoos verhindert, auch wenn alle 10.000 nie eine Zookarte gekauft hätten.
Dem Immaterialgut hingegen ist es egal. Findet es 1.000.000 Käufer ist es für diese 1.000.000 völlig irrelevant wenn noch eine Million das Immaterialgut ohne Bezahlung kopiert haben. Es stört keinen der 1.000.000 Käufer, wer es noch "hat". Und den Verkäufer schädigt es nicht, wie schon so oft gesagt, wenn die zweite Million das Immaterialgut nie erworben hätte.
Polemik. Was du von Bankern hälst ist hinreichend angekommen, aber nicht das Thema.
Es ging hier um Fairness. Wenn du sagst, dass Bankbonzen und Politverbrecher ihre Gage _fairerweise_ bekommen dann darf mein Arbeitsloser gerne Software kopieren, die er nie bezahlen könnte und das wäre fair.
Ne, diese wirre "Logik" kann und will ich nicht verstehen. "Wenn sie da ist, existiert sie." Ach was. Und wenn sie nicht produziert wird existiert sie nicht. Oh ho. Und wenn das produzieren keiner bezahlt wird es dann irgendwann auch niemanden mehr geben, der es auf eigene Kosten produziert.
Die Kunstschaffenden und Verwerter produzieren _um_ das Immaterialgut zu verkaufen. Sie müssen dafür sorgen, dass sie es ihren Kunden _verkaufen_. Ein Kunde ist jemand, der bereit ist, den geforderten Preis für das Gut zu bezahlen. Eine Person (und wir reden jetzt immer wieder von privaten Personen zum privaten Gebrauch) die das Gut nicht kaufen würde ist kein Kunde.
Für das Produzieren des Immaterialgutes sind also nur die Kunden relevant. Was du nicht verstehen willst ist, dass das Immaterialgut genau deswegen existiert, weil es für die Kunden geschaffen wurde, was aber nicht bedeutet, dass es für die Nichtkunden nicht existiert. Es ist für die Kunden unerheblich sowie für den Hersteller, wie viele Nichtkunden das Immaterialgut sonst noch "haben".
Nicht ohne Grund ist die Musikindustrie fast komplett in die Pleite gerutscht. Nur weil etwas schon existiert, kann ich mich nicht einfach daran vergreifen, auch wenn dieses daran Vergreifen keine weiteren (!) Kosten für den Urheber verursacht. So einfach ist das.
Alle bisher vorgebrachten Argumente sind leider nur der erfolglose Versuch, die unberechtigte Bereicherung der Schmarotzer zu rechtfertigen.
OK, du glaubst die Propaganda der Verwertungsmafia. Ich sage, viele der bisher vorgebrachten Argumente sind nur Neid. "Ich habe dafür bezahlt also darf das niemand ohne Bezahlung bekommen auch dann nicht, wenn weder mir noch dem Hersteller dadurch irgendein Schaden zugefügt wird. Immerhin will ich mich abgrenzen mit meiner CS6, wo kommen wir da hin wenn ein Hartzi auch seine Fotos aus seiner billigen 49,90 Aldi-Kamera nachbearbeiten kann, der soll und darf doch keinen Spaß im Leben mehr haben!"
So klingt das für mich.
Ich rede hier sicher nicht den Schnorrern und Schmarotzern zuliebe. Wer sich leisten kann, was er haben will, der ist ethisch verpflichtet, den Preis zu zahlen. Aber wer es nicht kann und nicht könnte und daher nicht kaufen würde (Immaterialgut!) der richtet keinen Schaden an. Ihm das als unethisch zu verweigern und ihn zu brandmarken ist nur Neidgesellschaft.