doc_holleday
Signe Tillisch
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Tausend Tote mehr im Jahr (so schlimm jeder einzelne mehr wirklich ist) rechtfertigen solche umwälzenden Maßnahmen? Ehrlich?
Ja, ehrlich.
Es sind vergleichsweise wenige COVID-Todesfälle _wegen_ der vergleichsweise restriktiven Maßnahmen zu beklagen! Nicht "trotz" der Maßnahmen oder "unabhängig" von den Maßnahmen. Das eine hat unmittelbar zum anderen geführt.
Einfaches Rechenbeispiel, um sich die Größenordnungen anzuschauen:
Für Deutschland wurden bisher 85'658 Todesfälle COVID-19 zugeschrieben. Sagen wir mal, dass 80% dieser Menschen tatsächlich wegen und nicht nur mit COVID-19 verstorben sind. D.h. 85'658 * 0,8 = 68'526.
Gemeldet wurden für Deutschland bisher 3'565'704 SARS-CoV-2 Infektionen. Da sicherlich auch alle Fälle, die für die COVID-19 zugeordneten Todesfälle gezählt werden auch zu den SARS-CoV-2 Infektionen gezählt werden, kann man sagen, dass innerhalb dieses Meldesystems 68'526 der 3'565'704 Infektionsfälle verstorben sind. 68'526 / 3'565'704 = 1,92%.
Deutschland hatte am 30.09.2020 insgesamt 83'190'556 Einwohner. Multipliziert man das mit der eben ermittelten Rate aus, kommt man auf 1'598'763.
Heißt, hätte man keine Maßnahmen ergriffen, hätte man sich darauf einstellen müssen, dass das Virus eine Millionen oder mehr Todesopfer alleine in Deutschland gefordert hätte. Ja, mir ist klar, dass man das nicht 1-zu-1 so rechnen kann, weil es eben Netzwerkeffekte gibt, ungleichmäßige Verteilungen von Bevölkerungsdichten, das Virus hätte sich anders entwickelt etc. pp. Die Zahlen sollen als Darstellung einer Größenordnung dienen.
Wo ist also hier die Unverhältnismäßigkeit in Relation zu gerade mal (im Kontext!) 25'000 Influenza Todesfällen? (https://www.tagesschau.de/inland/grippe-129.html).
*Trotz* aller Maßnahmen übersteigt die Zahl der an COVID-19 Verstorbenen die Zahl der im schlimmsten Influenza-Jahr seit 30 Jahren Verstorbenen um den Faktor 2. Ohne Maßnahmen würden wir uns der Größenordnung Faktor 10-50 bewegen.
Fazit:
1) einfach die weiterhin nicht vergleichbare Influenza in der Schublade lassen. Die Vergleiche haben vor einem Jahr schon nicht gepasst und sie passen auch heute noch nicht. In 3-5 Jahren kann man sie dann rausziehen und vergleichen. Vorher ist es überflüssig.
2) Waren immer alle Maßnahmen in Quantität und Qualität richtig gewählt? Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es zwingend erforderlich war, weit- und tiefgreifend zu reagieren, um nicht in eine noch schlimmere Katastrophe zu geraten.