Was gibt es an wissenschaftlichen Studien anzuzweifeln? Eine ganze Reihe Studien gehen in die selbe Richtung. Ich habe oben bereits eine verlinkt. Man muss nicht raten oder glauben, ob Ausgangsperren eine Auswirkung haben. Man kann es nachlesen.
Ich will jetzt keine Grundsatzdebatte lostreten, aber alleine der Begriff "Studie" in den Medien und Diskussionen hat in den letzten paar Jahren einen etwas seltsamen Stellenwert eingenommen.
Zuerste einmal: Man kann für in Diskussionen für oder gegen alles Mögliche Argumente finden und sie in eine "Studie" verpacken. Leider behaupten dann jeweils beide Seiten jeweils für sich, dafür die "Wahrheit" zu besitzen.
Gerade für die Politik und insbesondere auch die Medien ist eine "Studie", die die eigene Meinung unterstützt, sehr attraktiv. Denn wenn jemand "gegen" eine Studie ist oder sie infrage stellt, dann ist er 1) Gegen die Wissenschaft 2) Gegen Fakten und somit 3) Post-Faktisch und dadurch 4) Ein Populist oder schlimmeres.
Bei der von dir verlinkten Studie steht in der Schlussfolgerung: "Our results suggest that, by implementing effective NPIs, many countries canreduce R below 1
without issuing a stay-at-home order. We find a surprisingly large role for school and university closures in reducing COVID-19 transmission, a contribution to theongoing debate about the relevance of asymptomatic carriers in disease spread."
Ja, sie finden dass Ausgangsbeschränkungen einen positiven Effekt haben. Dieser ist aber klein gegenüber anderen Maßnahmen (Treffen mit mehreren Personen, Schließung von Geschäften, etc.). Und das spiegelt exakt das wiede, was ich moniert hatte: Nämlich dass über eine Maßnahme, die wenig bis gar keine Auswirkung hat extrem viel Zeit in Form von Diskussion gesteckt wird, anstelle etwas zu tun, was wirklich etwas bringt.
So und die Schlussfolgerung dieser Studie, dass Ausgangsbeschränkungen (in Deutschland) überhaupt einen Effekt haben, zweifle ich stark an. Warum? Weil wir das Experiment in Bayern und BaWü ja bereits gemacht haben. Da kann man ja rückwirkend nicht die Realität durch eine Studie ändern.
Ein besonders anschauliches Beispiel wie aktuell gerade mit dem Kampfbegriff "Studie" Schindluder getrieben wird, kann man an unzähligen Beispielen von Alkoholkonsum in Corona-Zeiten nachlesen.
Es wird sicher jeder schon in den Medien gelesen oder gesehen haben, dass durch Corona und den Locdown der Alkoholkonsum und -Mißbrauch stark angestiegen sei und daraus wird dann allerhand geschlussfolgert.
Ich konnte mir das irgendwie nie so recht vorstellen. Das was sonst in Bars und Clubs und Festivals konsumiert werden würde soll man dann tatsächlich in der eigenen Wohnung überbieten?
Natürlich durfte ich es nicht infrage stellen, denn dann setzt die oben genannte Kaskade ein (Studien anzweifeln bedeutet Wissenschaft anzweifeln bedeutet nicht an Fakten glauben und schwupps ist man Post-faktisch und Populist oder schlimmeres).
Auch Zeitungsmeldungen, dass Braueren bankrott gehen, weil sie weniger verkaufen wurden in den Medien parallel veröffentlicht. Das kann ja auch kein Widerspruch sein, denn die Artikel über den Alkoholkonsum beruhen ja auf "Studien" und die sind natürlich die unumstössliche Wahrheit.
Das lustige ist aber, das ja Alkohol besteuert ist und der Staat also ganz genau weiß, wie viel davon verkauft wird. Da habe ich mich doch ganz besonders gefreut als im März das statistische Bundesamt den alkoholverbrauch für 2020 veröffentlicht hat:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/03/PD21_148_799.html
Tja, was jetzt? Jetzt gibt es irgendwie noch eine zweite noch richtigere Wahrheit. Einen Artikel habe ich bereits gelesen, in dem ganz wild erklärt wurde, dass die besagten "Studien" ja auf Umfragen beruhen und die seien ja auch immer sehr subjektiv. Ansonsten hört man aber eher lautes Schweigen zu dem Thema seitens der Medien, die vorher mit Artikeln die das Gegenteil behauptet haben, Kasse gemacht haben.
Was ich damit sagen will ist dass nur weil jemand eine Meinung "Studie" nennt oder sie mit einer Studie begründet muss sie nicht die unumstössliche Wahrheit sein. Insbesondere dann nicht, wenn bereits die richtige Realität etwas anderes gezeigt hat.