Altron schrieb:
kapitalbildende einkommensunabhängige Grundversorgungsrente ... Im Prinzip wird das ja schon durch Riesterrente usw. so gemacht
Ich denke auch, dass wir da in gewisser Weise schon angekommen sind, zumindest in die Zukunft gesehen: Unter Rot/Grün wurde das [zukünftige] Rentenniveau so weit abgesenkt, dass ab 2015/20 letztendlich das Sozialhilfeniveau, also eine "Grundversorgung" kaum noch überschritten, wenn denn überhaupt erreicht wird.
"Kapitalbildend" ist das allerdings leider nicht [Riester ist ein Tropfen auf den heißen Stein]. Für äußerst problematisch halte ich die Altansprüche, die - ohne zu handeln - lediglich über die Inflation gesenkt werden. Immerhin wurden diese an die Entwicklung der Einkommen der Einzahler gekoppelt, obwohl hier - jetzt Schwarz/Rot - ja gerade gegengesteuert wurde.
Altron schrieb:
Meine Meinung, die alte auslaufenlassen(wir zahlen so lange weiter, bis kein Empfänger mehr da ist, erhalten sie natürlich auch nicht mehr) und eine neu, wie oben beschrieben, einführen(die zahlen wir zusätzlich)
Die "Neue" ist nicht wirklich neu, sondern einfach nur ein abgesenkter Anspruch auf Basis des alten Systems. Und ich glaube nicht, dass Du das wirklich willst, denn der Spaß wird [wieder: Demographie] unglaublich teuer. Das Rentenniveau - auch der alten Ansprüche - muss runter, damit sich die Generation zwischen 2o und 45 [die nachfolgende sowieso] überhaupt privat absichern kann. Diese Generationen können meiner Meinung nach nichts erwarten.
Ich weiß, das klingt hart und ungerecht für all die, die über Jahre oder Jahrzehnte eingezahlt haben.
Aber die jetztige und bald kommende Rentnergeneration hat noch weniger von dem "Weiter so!", weil dann sehr, sehr wahrscheinlich noch weniger Geld verteilt werden kann [s.o.] und der Absturz gerade für die reinen Empfänger noch größer sein wird.
Altron schrieb:
Was kann man besser machen?
Ich glaube, es wäre richtig, jetzt einen "harten" Schnitt zu machen:
1. klar und ohne Umweg sagen, was passieren wird.
2. Rentenansprüche rückwirkend aktiv senken [das müssen vielleicht nur 1-2% p.A. (vielleicht weniger, vielleicht mehr) über möglichst wenige Jahre (siehe 4.) zusätzlich zur Inflation sein].
3. Einen Teil dieser Einsparung zur Stabilisierung der aktuellen Rentenbeiträge nutzen [mit dem Niveau (< 20%) läßt sich übergangsweise wohl noch leben] und die gigantischen Transfers aus dem Bundeshaushalt beenden [70 Milliarden allein im letzten Jahr!]. Und
4. den anderen Teil in eine Versicherung einzahlen, die Gewinne an die Anspruchsnehmer auszahlt [die, bei denen gekürzt wurde und die, die da kommen]. Mit der Zeit kann so aus dem Umlage- ein kapitalgedecktes Verfahren gemacht werden.
5. Für die Generation < 45 steht eigene Vorsorge ganz oben auf dem Programm, um sich nicht - wieder, wie jetzt die aktuelle Rentnergeneration - zu wundern.
Zur "Expertendiskussion":
1. diskreditieren sich viele Experten tatsächlich dadurch, dass sie ihre
Botschaft nicht "mediengerecht" oder "gesellschaftsgerecht" verpacken und dann direkt vor die Wand laufen: Das ist ein typisches Sender-Empfänger-Problem! Wer will, dass er verstanden wird, muss einen Zugang zum Emfpänger finden. - Aktuellstes Beispiel: Paul Kirchhoff, der gründlicher wohl kaum mißverstanden werden konnte. Und zu einem Großteil lag/liegt das auch an seiner Art, zu präsentieren und zu kommunizieren.
2. diskreditieren sich viele Experten dadurch, dass sie
inkonsequent sind: Anders als Kirchhoff erzählen einige so genannte Experten alle 3, 6 oder 12 Monate etwas Neues. Diese Fähnlein im Wind sind keine Experten, sondern wissen offensichtlich selbst nicht, was sie wollen würden. Und gerade im Bereich der Wirtschaftswissenschaften gibt es halt sehr, sehr viele "Moden". Diese können - von Nichtwirtschaftswissenschaftlern - aber nicht nachvollzogen, eingeordnet und bewertet werden. Wer also nicht mindestens 36 Monate lang die gleiche Botschaft verbreiten will, sollte vielleicht einfach erst noch einmal nachdenken, bevor er sich in eine Talkshow setzt oder Interviews gibt.
Harald909 schrieb:
Weil Wirtschaftsexperten häufig von der Wirtschaft bezahlt werden und vorrangig das Wohl dessen im Blick haben, der sie bezahlt, nicht das Gemeinwohl.
3. diskreditieren sich natürlich auch viele Empfänger, denn
Kommunikation ist schließlich ein 2-Wege-Prozess: Auf der Empfänger-Seite fehlt häufig schon das Interesse, also der intrinsische Wunsch, Informationen zu verarbeiten und einzordnen, selbst zu recherchieren und eine eigene Meinung aufzubauen. Statt dessen wird konsumiert oder einfach abgeschaltet, wenn es "zu kompliziert" wird oder die Information oder Idee zu sehr gegen die eigene Meinung läuft. Schnell landen dann wichtige Erkenntnisse in der ideologischen oder schlicht ignoranten Schublade. - Es wird zu einer Sache immer mehr als eine Meinung und immer mehr als eine ideologische Schule geben. Sich damit auseinanderzusetzen ist die Grundlage, um überhaupt am Prozess teilhaben zu können.
4. diskreditieren sich viele Empfänger dadurch,
nicht proaktiv am [Kommunikations-]Prozess teilzunehmen: Wer keine eigenen Vorstellungen und Meinungen hat [so abstrus sie auch sein mögen] und einfach nur "auf stur" schaltet, darf sich nicht wundern, wenn hinterher nichts mehr geht oder alles so kommt, wie man es gerade nicht wollte. Zumindest eins geht immer: "Es gibt keine dummen
Fragen, nur dumme Antworten."
5.
Experten oder Berater sind - nicht nur in der Politik - Notbehelfe, wenn man selbst keine eigenen Ideen hat oder Rechtfertigungen für eigenes Handeln braucht. Eigentlich ist es gerade Aufgabe "der Politik" zwischen den Systemen Wirtschaft und Gesellschaft zu vermitteln und Inhalte so aufzubereiten und zu vermitteln, dass sie zielführend genutzt werden können. Diese Aufgabe wird all zu häufig schlecht oder überhaupt nicht erfüllt. Ganz im Gegenteil verschärfen viele Politiker das Problem, wenn sie sich etwa Experten an Bord holen, eigentlich aber gar nicht wissen, was diese wollen [zur Erinnerung: CDU-Reaktionen auf Kirchhoff; das war schon ultrapeinlich].
Altron schrieb:
es kann nicht ständig alles wachsen, weder die Bevölkerung, noch die Wirtschaft, sonst ist ganz einfach irgendwann kein Platz mehr.
Das sehe ich auch so: Das "Wachstumsproblem" ist selbst gemacht, weil all unsere Systeme auf Wachstum ausgelegt sind.
Qualitatives Wachstum - nicht global, aber partiell [etwa bei neuen Technologien, Märkten, ...] -
ist äußerst wichtig, damit es Veränderungen gibt und damit veränderte Umwelten verarbeitet und genutzt werden können, aber quantitatives Wachstum ist kein Selbstzweck und sicherlich auch kein allgemeiner Heilsbringer.