Nochmal was zur Thematik. Die beiden Steves - Jobs und Woz - beschreiben in ihren Biografien jeweils ihr Interesse für Elektronik und Technologie - in etwa so: Sie sahen die Welt als einen großen Baukasten, wo alles um sie herum nur darauf wartete, auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt zu werden. Das bekamen beide auch auf verschiedene Weise vorgelebt, Jobs durch seinen Vater, der als Mechaniker Autos kaufte, reparierte und wieder verkaufte, Woz, dessen Vater Ingenieur am Caltech war und später für Lockheed Raketentriebwerke konstruierte. In beiden Fällen führte das banale Gefühl, Dinge auseinander- und zusammensetzen zu können, zu einer Einstellung zur Welt um sie herum: Alles ist möglich, jeder kann aktiv in seine Umgebung eingreifen, wir gestalten uns die Welt um uns herum selbst.
ich selbst habe im kleinen ähnliches erlebt - mein Patenonkel ist großer Technikfreak und versorgte mich wegen seines regelrechten Wahns, immer das Aktuelle haben zu müssen, in frühester Kindheit bereits mit Computerteilen und Software.
Zusammen bastelten wir PCs, bauten Computer aus mehreren Einzelgeräten neu auf und bauten auch Teile um, die nicht passten.
Noch heute ist es für mich klar, dass viele Geräte, die ich besitze, mindestens einmal auseinandergenommen werden.
Beispiele? Wenn mir der Mechaniker bei meinem Autohändler steif und fest behauptet, man kann ein iDrive-System und festeingebautes Navi nicht nachrüsten, dann gilt das für mich nicht - denn ich kaufe mir die Teile bei ebay, studiere Schaltpläne, nehme an einem Samstag mein Auto auseinander und baue mir ein neues Armaturenbrett, Monitor, Navi, iDrive und Verkabelung ein...
Oder wenn mein Notebookhersteller mir mitteilt, man könne den eingebauten Screen nicht gegen das Hi-Res-Modell des baugleichen Nachfolgers austauschen - dann ist für mich schon vorher klar, dass es natürlich doch geht... (Davon gibt's sogar einen
Bericht...)
Ich will das garnicht weiter vertiefen - es ging mir nur darum, deutlich zu machen, dass Apple von zwei Menschen gegründet wurde, deren ganze Kindheit und Jugend in dem Zeichen stand, selbst Herr über die benutzte Technik zu sein, immer neugierig, was sich wohl in dem schmucken Kästchen namens Telefon oder Tonbandgerät verbirgt, wie es von innen aussieht, wie es funktioniert, wie man es umbauen, reparieren oder zweckentfremden kann.
Ich finde, dass man unheimlich von einer solchen Weltanschauung profitieren kann - und jetzt komme ich zu dem Punkt: Was signalisiere ich wohl meinem Sohn, wenn ich ihm irgendwann als erstes eigenes Technikdevice ein völlig "verplombtes" Gerät schenke, das er rein zum Konsum von Inhalten nutzen kann, die andere erstellt haben. Das ihm das Gefühl gibt, dass selbst Banalitäten wie ein Akkuwechsel besser von "Fachleuten" gegen Bezahlung durchgeführt werden muss...
Ist das der Weg, um Interesse für Zusammenhänge zu wecken, für den Blick hinter die Kulissen, das stetige Hinterfragen, warum Dinge so funktionieren und nicht anders? Natürlich muss der Kauf eines Geräts nicht gleich fatale Auswirkungen haben, aber oft sind es doch gerade die Schlüsselerlebnisse, welche uns als Kind staunen ließen, die unser Interesse für Jahre festigten...