Mitglied 246615
Gast
Auf was will er noch warten? Vor 60 Tagen lagen wir in Deutschland und auch in NRW bei einer 7-Tage-Inzidenz um die 5. Heute liegt sie in Deutschland im Durchschnitt bei 74,1 und NRW ist Spitzenreiter mit 125,3.NRW Gesundheitsminister Laumann lehnt eine 2G Regelung vorerst ab.
„Wir sind erst eine Woche aus den Ferien zurück. Lasst uns doch einfach mal schauen, wie die Inzidenzen sich in den nächsten Wochen entwickeln und vor allen Dingen wie sich die Situation auf unseren Intensivstationen entwickelt“
Corona: Laumann wehrt sich gegen Forderungen nach 2G in NRW - waz.de
Ja, ich kenne das Argument, man darf nicht nur auf die Inzidenzien achten. Vielleicht nicht nur, aber sie zeigt an, wie weit das Virus verbreitet ist. Jede einzelne Infektion bietet dem Virus Möglichkeiten, weiter zu mutieren und jede Mutation kann die Impfungen unwirksam werden lassen. Ich halte die Inzidenz deshalb weiterhin für einen wichtigen Faktor. Eine niedrige Inzidenz ist daher für mich weiterhin ein wichtiges Ziel.
Hinzu kommt, dass wir einen R0-Faktor von 1,2 und höher haben. Das ist deutlich mehr als bei allen Virus-Varianten vor Delta. Letztes Jahr Anfang November waren wir unter 1,05. Die Inzidenz ist ebenfalls bereits jetzt höher als letztes Jahr als wir in den Lockdown gegangen sind. Bei einen so hohen R0-Wert, frage ich mich, wo werden wir kommenden Winter sein? Bei 1000 und lokal bei 3000? Oder vielleicht noch mehr?
Dann werden auch die Intensivbetten genauso belegt sein, wie letztes Jahr bei einer Inzidenz um die 200 und lokal um die 500. Zudem bieten wir dem Virus unnötig viele Möglichkeiten zu mutieren und plötzlich gucken wir alle ganz bedröppelt aus der Wäsche.
Für die ursprüngliche Variante wurde eine notwendige Impfquote von 60 - 70 % errechnet. Die 60 % haben wir jetzt gerade so erreicht. NRW hat übrigens 70 % Impfquote und hat dennoch die höchte Inzidenz. Für Delta brauchen wir rechnerisch 85 % und das ist kaum realistisch, weil die Kinder von 5 - 11 Jahren, die derzeit noch nicht geimpft werden können, bereits 11 % der Bevölkerung stellen.Der Fokus muss nach 18 Monaten Pandemie und einer Impfquote von 60% auch langsam mal Richtung "normales" Leben gehen und weg von "jeder Anstieg des Infektionsgeschehens muss bekämpft werden".
Auch geimpfte können das Virus aufnehmen und weitergeben, wenn auch nicht im gleichen Maße wie ungeimpfte (aber: siehe unten). Das bedeutet, bei 3G kann ein geimpfter einen getesteten ungeimpften anstecken. Der Geimpfte wird wahrscheinlich kaum oder nur leicht leicht erkranken, der getestete Geimpfte hingegen kann schwer erkranken. Wenn Laumann das erst in der Praxis erproben will, dann spielt er mit der Gesundheit und dem Leben seiner Bevölkerung.Daher, ich bin froh, dass Laumann 2G von der Hospitalisierungsrate abhängig macht.
Ich bin für eine Impfpflicht. Dass wir freiwillig die nötige Durchimpfung nicht erreichen, sollte mittlerweile glasklar sein. Aber dann eine richtige Impfpflicht und keine indirekte durch Privilegien für geimpfte. Schon deshalb nicht, weil die geimpften eben auch noch zur Verbreitung des Virus beitragen können. Man darf dabei auch nicht das Argument verwenden, geimpfte würden das Virus weniger stark verbreiten, denn das stimmt nur mit steigenden zeitlichen Abstand zur Infektion. Ein geimpfter, der das Virus erst kürzlich aufgenommen hat, ist genauso infektös wie ein ungeimpter. Nur kann der Körper des geimpften schneller das Virus schneller bekämpfen und damit sinkt seine Virenlast im Vergleich zu einem ungeimpften über die Zeit.Ich habe eh das Gefühl, dass 2G eher dazu dient, den Druck auf nicht Geimpfte zu erhöhen. Auch da sollte sich eine Gesellschaft fragen, ob der Ausschluss von Menschen wirklich der richtige Weg ist, um sie zum Impfen zu bewegen. Und auch wenn ich eine hohe Impfquote als den einzigen Weg sehe, im Herbst/Winter die Krankheitslast zu beschränken, halte ich diesen Weg für den falschen.
Großbritannien war auch kein so gutes Beispiel, wie oft geschrieben wird. Die EM und Urlaubszeit hat viele Infektionen direkt verursacht. Die Briten haben eine App, die jeden bei Verdacht automatisch in Quarantäne schickt. Das hat dazu geführt, dass Geschäfte und Lokale zwar öffnen durften, aber nicht genug Personal zur Arbeit kommen durfte.

Britische Corona-App schickte 620.000 Menschen in Quarantäne
Die Corona-Warn-App schickt mittels „Ping“ Menschen in Quarantäne, die Kontakt mit einer infizierten Person hatten. Aufgrund der hohen Zahl von Betroffenen bleiben etwa Supermarktregale leer und...

Das entkräftet auch das Argument, dass der Lockdown so wirtschaftsschädlich gewesen sei. Niemand weiß, wie es ohne Lockdown gekommen wäre. Das Beispiel Großbritannien zeigt jedoch, dass kein Lockdown auch wirtschaftlichen Schaden angerichtet hätte. Möglicherweise sogar größeren, weil unkontrolliert und dann hätte es eventuell zu Plünderungen führen können. Das ist eine Vermutung, aber die sollte man durchdenken. Immerhin gab es bereits im ersten Lockdown diesbezüglich Befürchtungen.
Ich irre mich gerne, was meine Befürchtungen zum nächsten Winter betrifft. Aber derzeit sehe ich leider einen zu laschen Umgang mit Corona in weiten Teilen der Bevölkerung. Nicht nur bei Impfgegnern und Corona-Leugnern! Die Politiker machen nur das, was wir fordern und natürlich will jetzt im Wahlkampf kein Politiker potenzielle Wähler vergraulen. Deshalb sollten wir aber mit der Politikerschelte aufhören und kapieren, dass jeder einzelne von uns seinen Anteil daran trägt, wie die Politker morgen entscheiden.
Wir haben die besten Voraussetzungen, dass der kommende Winter weniger hart wird. Die Basis dafür legen wir aber jetzt und es sieht nicht danach aus, dass wir unsere Möglichkeiten nutzen. Im Gegenteil, wir machen uns unsere Vorteile zur Zeit gerade kaputt. Am Ende spielt das nur den Impfgegnern und Corona-Leugnern in die karten, die sagen werden, "Seht Ihr, bringt alles nichts. Wir hatten immer recht!" Und das schlimmste: Immer mehr werden ihnen glauben!
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: