Jetzt hab ich den ganzen Thread weiter gelesen und möchte nur noch Folgendes anmerken:
Randfee:
"ich habs wohl mit einem Kommunisten zu tun, was.... also bitte. Entkopplung von Arbeit und Einkommen, ist das ernst gemeint? ich fahre mal ohne weiteren Kommentar hierzu fort.."
Diese Idee stammt nicht von einem Kommunisten, sondern wurde in einem Artikel des "Bankspiegels" (Ausgabe 3/2005) von Prof. Götz W. Werner, der 1973 die dm-Drogeriemarkt-Kette gründete, geäußert. Ein erfolgreicher Unternehmer also.
JGmerek:
"Bevor wir das nächste mal über einen Kapitalisten schimpfen, sollten wir uns vor Augen halten. Dieses "böse Schwein" bezahlt uns, damit wir uns etwas zu essen kaufen können, damit wir ein Dach über dem Kopf haben, damit wir nach Mallorca in Urlaub fliegen können und ein glänzendes Auto vor der Tür stehen haben."
Irgendwann in meinem vorigen Leben war ich auch mal so autoritätsgläubig. ("Die da oben werden es schon richten."). Dumm nur - meine Frau arbeitet in einer Bank und erlebt das des Öfteren, das die vielen Leistungsträger, die jetzt satt mit einer Senkung auf 25% belohnt werden sollen, einfach nur "Nieten in Nadelstreifen" sind. Weiß Einer eigentlich, wieviele inkompetente Abteilungsleiter es bei uns gibt? Die Chefs, auf die Du hier anspielst, die wirklich die Rübe hinhalten, sind Besitzer eines Kleinunternehmens (ein kleiner Bauunternehmer oder Bäckermeister). Der muss, wenn er Sch.. baut, wirklich seine Leute entlassen und haftet mit privater Insolvenz. Die Leute, von denen Du hier aber redest, die haben Heerscharen von Anwälten, die sie raushauen, wenn sie etwas verbockt haben. Wie war das noch damals bei der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone??
mulzk:
Du hast sicher mit allem Recht, was Du schreibst und ich weiß auch, dass Du bessere Sachkenntnis hast (Hut ab, Chapeau..). Ich habe nur meine Meinung gesagt, weil die in der Eröffnung des Threads ja gefragt war.
Seppelsmap:
Ist das Dein Ernst? Wer finanziell schwergewichtig genug ist, erpresst den Staat?? Wenn die Kohle nicht zu mir kommt, gehe ich dahin, wo die Kohle ist. Ich habe 1989 bei den Leipziger Montagsdemos so zwei Frauen im Nerzmantel gesehen mit Plakaten: "Wenn die DM nicht uns kommt, gehen wir zur DM." Und das ist gerecht? Oder geht es hier nicht um Gerechtigkeit, sind das nur Peanuts??
Randfee:
"Was ich nochmal in die Runde schmeissen will. Wie steht ihr zu dem "wuenschenswertem Bild der Gesellschaft" in dem wieder mehr Menschen Verantwortung uebernehmen in der Form das sie Familien gruenden und Kinder bekommen? Denkt ihr, dass das irgendwie zu erreichen ist? Ich sehe naemlich nicht, was der Staat daran aendern koennte. Ich glaube die Einflussmoeglichkeiten werden da wirklich unterschaetzt, auch wenn natuerlich einiges zur Verbesserung der Lage von Familien getan werden kann, fuehrt das noch nicht zu neuen Kindern. Ich sehe da ein großes Mentalitaetsproblem,"
Oh nein, mein Lieber, das ist ganz einfach: Ich habe zwie Kinder. Was meinst Du wohl, wie leistungsfähig ein Arbeitnehmer ist, wenn er des öfteren nicht erscheint, wenn die Kinder krank sind? Du hast es ja selbst geschrieben: Ein Unternehmer (der per se der Gute ist) sollte immer nach dem Prinzip Hire and fire verfahren. Hast Du eigentlich eine ungefähre Vorstellung davon, was es heißt, Kindern gute Eltern zu sein mit allem Wenn und Aber und dass man damit niemals in den Genuss der Steuerermäßigungen von Herrn Kichhof kommen wird, weil man irgendwann draußen ist, ein Looser, aber guter Vater?? Ich will das jetzt nicht so im Detail erläutern. Im Westen (sorry, in den alten Bundesländern) läuft es so, dass Papa arbeiten geht und Mama die Familie hütet. Irgendwann gegen 10.00 Uhr ruft Papa an und fragt: "Hasi, war was Wichtiges in der Post." Und wenn der Held nach Hause kommt, dann gibt es eine Grillparty. Und das geht so lange gut, bis er gefeuert wird. Welcher junge Volltrottel soll sich denn bitte schön so etwas antun? Im Osten ("In den neuen Bundesländern") läuft das so, dass beide arbeiten müssen (weil 80% bei gleichen Kosten) und entweder ein Kindermädchen zusätzlich zum Kindergarten anstellen, was sie wieder arm werden lässt, oder ihr Kind verwahrlost. Welcher junge Volltrottel soll sich denn bitte schön so etwas antun? Ein Mentalitätsproblem?? Wohl eher ein gesellschaftliches Problem. Eine Gesellschaft, die Kinder nicht als Kapital oder Zukunftsperspektive begreift, ist es wert, dass sie zugrunde geht.
Randfee:
"Wenn hier jemand zum Beispiel mit kommunistischen Ideen daher kommt, dann finde ich das mit Verlaub "daemlich, kurzsichtig, unueberlegt". Das muss man doch aber alles von der Person trennen koennen. Wenn ein Herr Stoiber von "frustrierten Ostdeutschen" spricht, dann meint er das doch nicht persoenlich, er will doch nicht damit ausdruecken, dass er diese Leute am liebsten loswerden will, er will damit sagen, dass er anderer Meinung ist. Natuerlich ist das ungluecklich, aber eben nur, weil viele Menschen nicht verstehen, wie es gemeint ist. Komm zum Punkt."
Zum Thema Kommunisten. Das scheint Dich ja wirklich sehr zu beschäftigen. Weißt Du, ich bin dank einer Kommunistin vom real existierenden Kommunismus abgekommen. Ich meine damit Margarete Buber-Neumann, deren Buch ("Gefangene Stalins. Gefangene Hitlers") mir französische ehemalige Kommunisten 1989 zu lesen gaben. Ich bin jedenfalls nicht vom Kommunismus abgekommen, weil die DM nicht schnell genug zu mir kam, sondern weil Kommunisten eine jüdische Kommunistin 1939 über die Brücke von Brest-Litowsk genau in die Arme der Gestapo geführt haben.
Diese Erfahrung fehlt Leuten wie Dir: dass vielleicht das eigene System fragwürdig ist, dass man in Gedanken andere Wege gehen muss, dass vielleicht nicht alles, was Du an der Uni und an der Schule gelernt hast, der Weisheit letzter Schluss ist. Wenn Du einmal erlebt hättest, wie das System, das Du für "die beste aller möglichen Welten" hieltest (und das tust Du ja offensichtlich), in wenigen Stunden implodiert, dann weißt Du auf einmal, wie wenig vertrauenswürdig wirtschaftliche und politische Autoritäten sind. Das Öl geht zur Neige in wenigen Jahrzehnten, auch das Gas. Was machen die vielen Wirtschaftsweisen dann?? Welchen Steuersatz wählst Du dann??
Ich bin nicht dämlich, sondern habe Dir Erfahrungen voraus, die Du hoffentlich nie machen musst, die mich aber durchaus positiv geprägt haben.
Was Herrn Stoiber und Dich angeht, kann ich Euch nur bedauern (wegen der beschränkten Weltsicht). Zum Abschluss ein Zitat von einem Kommunisten (paraphrasiert), das sehr gern in den Medien zitiert wurde und zitiert wird: "... dann müssen sie sich halt ein anderes Volk suchen (oder andere Landsleute im Osten)."
Ciao
Tul