Eine gemeinsame Basis haben wir bei der allgemeinen Beurteilung, was Drohnenangriffe betrifft. Das ist doch schon mal was. Für mich ein ungeeignetes militärisches Mittel und nicht vereinbar mit den Grundsätzen einer Demokratie.
An der Stelle werfe ich mal was ein. Zunächst erst mal der - aus meiner Sicht - grundlegende Fehler, dass ein Drohnenangriff nicht mit den Grundsätzen einer Demokratie vereinbar sei. Wie kommt man da bitte drauf? Demokratie sagt zunächst mal nichts anderes aus, als dass die Macht vom Volke ausgeht, sich der Souverän also direkt oder repräsentativ einen Ordnungsrahmen setzt. Dieser kann auch Werte, aber auch konkrete Regelungen, etc. einschließen, die einen Drohnenangriff rechtfertigen oder völlig ausschließen.
Das Konstrukt einer Demokratie ist - in und für sich - aber erst mal werteneutral. Eine Demokratie hat keinen ihr eigenen Willen, weder in Bezug auf Drohnenangriffe, Homosexuelle oder Steuergerechtigkeit.
Ich würde aber noch weiter gehen und glatt behaupten, dass es recht schnell einen Konsens in der Gesellschaft geben würde, ob ein Drohnenangriff nicht doch ein probates Mittel sein könnte. Nämlich dann, wenn du die Unmittelbarkeit der Alternativen vor Augen führst. Heißt: Abstrakt findet jeder nicht nur Kriege, sondern daraus abgeleitet natürlich auch Kriegsmittel "doof". Geht es hingegen wieder um den Schutz der eigenen Sicherheit oder aber den Schutz humanitärer Interessen, ist das Mittel dann doch gerne schon wieder zulässig: Wir wollen halt irgendwie - verständlicherweise - keinen Völker- oder Massenmord beobachten. Da gibt es also schon recht schnell Konsens Gesellschaft, dass man sowas "irgendwie" verhindern sollte.
Nur: Wer "A" sagt, muss auch "B" sagen. Durch gutes - oder böses - Zureden wirst du keinen IS, keinen Diktator oder wen auch immer davon abbringen, das eigene Volk hungern zu lassen, Kinder als Soldaten zu verpflichten, Frauen zu vergewaltigen etc. Kriegerische Handlungen, humanitäre Einsätze etc. sind also akzeptiert. Also willst du Leute runterschicken. Deinen alten Schuldfreund, deinen eigenen Sohn? Ok, die haben sich ja im Zweifel auch freiwillig vernichtet - und ein "von Mensch zu Mensch" geführter Krieg ist ja auch "humaner", nicht wahr?
Und jetzt kommt der entscheidende Punkt: Jetzt kannst du nämlich die Frage stellen, ob es nicht sinnvoller ist, die eigenen Kinder, Freunde, Verwandte, Mitbürger zu schützen, indem du sie keinen direkten Risiko aussetzt, sondern stattdessen, z.B. aus dem gutbürgerlichen Ramstein, Drohenangriffe fliegst. Und somit "sicher" nur Gegner tötest. Klar, Kollateralschaden ist auch da - aber in der persönlichen Abwägung ist vielen das eigene Kind lieber, als die muslimische Feldarbeiterin.
Nur um das festzuhalten: Ich bin kein Freund von Drohnenangriffen. Ich bin generell kein Freund von gewaltätigen Handlungen und Kriegen. Ich halte es aber für unglaublich einfach, und zumeist auch falsch, einfach zu behaupten, dass da keiner dafür ist, es einer Demokratie widersprechen würde, aber insbesondere man einfach drauf verzichten könnte. Letztes wäre in der Konsequenz wieder der totale Verzicht auf kriegerische Handlungen, wie ja gerne von einigen politischen Flügeln gefordert - und es wäre toll, wenn das möglich wäre. Ich weiß aber nicht, ob wir unsere hohen moralischen und ethischen Werte nicht ebenso verraten, wenn wir uns dieses Mittel nicht zugestehen wollen, und gleichzeitig dem Völkermord in anderen Ländern in der Folge tatlos anschauen.