Ich denke Thunderbolt macht dann Sinn, wenn es sich großflächig verbreitet. Es ist mit wenig Zweifel die technisch bessere Schnittstelle gegenüber USB3.
Ob es sich aber großflächig verbreitet ist aus meiner Sicht etwas zweifelhaft.
Hersteller von Peripherie bauen die Schnittstelle ein, die viele Leute kaufen würden, und das ist im Moment mit weitem Vorsprung eher USB3 als Thunderbolt.
Jeder kennt USB. Wenn du 100 Leute auf der Straße fragst was USB ist, wirst du 90 Leute haben, die das wissen. Wenn du denen sagst, dass es da jetzt einen Nachfolger gibt, der besser, da schneller, ist, und man seine USB-Peripherie wie gewohnt dranhängen kann, werden viele bereit sein das zu kaufen.
Bei Thunderbolt sieht das völlig anders aus. Das kennt keiner. Von den 100 Leuten sicherlich kaum 5, so schätze ich das Verhältnis. Wenn du jetzt den Leuten sagst, dass es eine tolle neue Schnittstelle ist, sie aber erstmal für ihre ganze Peripherie Adapter kaufen müssen, werden da deutlich weniger Leute zu bereit sein.
Also bauen die Firmen lieber erstmal USB3 Peripherie. Da sich die Dinger gut verkaufen, kann man größere Chargen produzieren, und damit billiger.
Jede Wette, dass die ersten externen Festplatten mit Thunderbolt das Doppelte, wenn nicht das Dreifache von USB3 Festplatten kosten.
Schon heute kosten USB 3 Festplatten teilweise unter 70€. Dafür bekommst du nichtmal ein FW800 Gehäuse!
Jetzt sagt karolherbst so schön, dass der Vorteil von TB der ist, dass man an einen einzigen Anschluss jede Art Peripherie anschließen kann.
Ist ja durchaus richtig. Aber was bedeutet das in der Praxis: Ich muss jede Peripherie, die ich momentan habe, neu kaufen (immer davon ausgehend, dass es die überhaupt mit TB gibt), ansonsten brauche ich nicht nur jedesmal einen Adapter, sondern, wenn ich mehrere Geräte die nicht standardmäßig zwei TB Ports haben, also etwa mein Bildschirm und eine USB 3 Festplatte), auch einen TB Hub.
Das kostet alles massiv Geld, welches viele Leute einfach gar nicht ausgeben wollen. Und wofür letztlich auch?
Wo ist das große Problem mehrere unterschiedliche Ports zu haben? Dass ich 4 statt 1 Kabel an meinen Laptop anstecken muss? Schockschwerenot, wenn mich das nicht mal 3-5 Sekunden meines Lebens kostet.
USB 3 ersetzt einfach nur einen extrem etablierten Anschluss, durch einen schnelleren, gewährleistet aber dabei Steckerkompabilität mit aller vorhandenen Peripherie.
Dadurch ist das einfach etwas völlig anderes als TB, das zwar vom Protokoll her alles kann, aber von der Hardware für alles bisher Vorhandene einen Adapter braucht.
Also ich seh es nicht, dass sich Thunderbolt in den nächsten 5-8 Jahren ernsthaft für die breite Masse durchsetzt.
Sicher: Alle kommende Apple Hardware wird TB haben, und dadurch wird TB sicherlich in manchen Kreisen eine gewisse Verbreitung finden, aber die große Masse wird es (mMn zu Recht) überhaupt nicht interessieren.
Thunderbolt hat mMn einen ähnlich schweren Stand wie FW3200 (jemals von gehört?).
Im "worst" case, wird Apple in 2-3 Jahren anfangen zusätzlich zu TB auch USB 3 zu verbauen, und TB geht dann den Weg, den auch Firewire genommen hat:
In bestimmten Kreisen (Audio etc) wird es eine gewisse Verbreitung finden, und es wird sich immer ein bestimmter Prozentsatz von Leuten finden, die auch (letztlich) horrende Preise für Peripherie-Geräte zahlen, um da dem Stand der Technik auf der Spur zu bleiben. Und von da an geht es eigentlich immer weiter abwärts, bis das alles zu teuer zum Bezahlen wird, weil es so Nischenprodukt ist.
Im "best" case, werden Computerhersteller begeistert massiv auf TB umschwenken und statt USB 3 (und den ganzen anderen Anschlüssen) verbauen, woraufhin dann Peripheriehersteller tonnenweise TB-Gerätschaften auf den Markt werfen, dass man sich kaum davor retten kann, und in 2 Jahren hat jeder zuhause einen Bildschirm, externe Festplatten, Audio-Interfaces, Drucker, Scanner, Digicams etc mit TB untereinander vernetzt.
Die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen