Der Nafri ist meines Wissens nach keine Bezeichnung einer Völkergruppe, sondern die interne Bezeichnung von Polizeieinheiten, für vereinzelt auftretende Intensivtäter nordafrikanischer Herkunft.
Sollte diese Bezeichnung es tatsächlich schaffen, zu einer Stigmatisierung einer ganzen Völkergruppe zu werden, dann läuft irgendwas falsch.
Falsch läuft dennoch etwas. Auch, wenn ich gestern noch von mir behauptet habe, ich wäre frei jedweder Stigmatisierung fremder Kulturen und dies würde für mich ausreichen, guten Gewissens von einem "Negerkuss" zu hören, oder ihn sogar selbst als Bezeichnung zu nutzen, würde ich heute, nach dem intensiven Studium, angelehnt an diese Diskussion hier, behaupten: Ich lag doch ordentlich falsch.
Das habe ich nun nach einer Nacht und einem intensiven Lehr-Morgen
für mich festhalten können.
Allein schon in der Kategorisierung der Grundlage dieser Diskussion lag ich falsch. Denn wir sprechen hier mit dem "Negerkuss" nicht über Rassismus, sondern über eine falsche Auslegung von Integration, wenn wir Traditionsbegriffe unserer Sprache so vehement verteidigen. Ich glaube, dass hier keiner einen Rassismusvorwurf verdient hat, der das Wort "Negerkuss" verteidigt. Viel eher haben wir, ich zähle mich ja dazu, eine nicht ganz zu Ende gedachte Vorstellung von Integration.
Dem Afrikaner, der dort lebt, dürfte es herzlich egal sein, wie wir ihn und auch unsere Schaumküsse benennen. Dem Afrikaner, der hier in Deutschland sein Zuhause hat, dürfte es auffallen.
Ich muss zugeben, dass weder ich, noch meine Eltern und Großeltern, die allesamt aus Deutschland stammen, irgendwie mit den Folgen des Kolonialismus in Kontakt gekommen sind und daher wahrscheinlich auch viele unserer Mitmenschen aus diesen Jahrgängen eine ähnliche Erfahrung (nämlich keine) teilen. Der "Neger" ist eben nicht so sehr in unserer/meiner Kultur vertreten, als dass ich bisher die Notwendigkeit gehabt hätte, intensiver darüber nachzudenken.
Heute ist Rosenmontag und wenn ich mich mal daran erinnere, als was man sich in Kindertagen verkleidet hat, dürfte klar werden, wo mein Gedanke hingeht. Da waren Chinesen-Kostüme, natürlich auch Indianer, selbst Schwarze liefen herum (mit Turban und Pumphosen wie der Sarotti-Mohr), Zigeunerinnen mit bunten, langen Kleidern und großen runden Ohrringen.
Was genau gibt uns denn nun das Gefühl, wir würden nicht entgegen der Integration, (oder falsch verstanden) nicht rassistisch agieren, wenn wir vom Zigeunerschnitzel sprechen und den Schaumkuss als Negerkuss oder Mohrenkopf bezeichnen. Es sind in der Tat unschuldige Gedanken an eine glückliche Kindheit, in der es Normalität war, ja fast Tradition, die fremden Kulturen für einen Tag, oder eine kurze Zeit bei uns Einzug halten zu lassen. Mit dem Negerkuss-Brötchen hat niemand etwas Böses verbunden.
Und mit dieser Rechtfertigung alleine, auch wenn kein böser Gedanke mitschwingt, bin ich dann doch der Meinung, dass dies im Zuge einer wirklichen Integrationsfähigkeit und -Willigkeit schon fast egozentrisch ist, wenn man darauf besteht, solche Sprachbarrieren nicht zu beseitigen.
Jede Kultur bringt doch eigene Erfahrungen und auch eine eigene Geschichte und eigene Träume mit. Andere Erinnerungen, und auch andere Träume als unsere. Und die sollten auch sprachlich integriert werden. Der "Zigeuner" bringt eine lange Geschichte der Verfolgung mit, die definitiv, auch sprachlich stigmatisiert im dritten Reich seinen Höhepunkt erreicht hat. Ehrlich gesagt habe ich das bisher immer ein wenig unterschätzt und bin von mir, der ja keinen Verfolgungsgedanken hegt, wenn er vom Zigeunerschnitzel spricht, ausgegangen. Ich glaube nun, das ist falsch gewesen.