Philosophie ist sicher ein interessantes und sehr weitschweifiges Thema. Vielleicht mag aber mal jemand anderes das Ruder in die Hand nehmen. Ich will hier ungern vor mich hin dozieren; zudem: Beruflich "brennt bei mir die Hütte" gerade, da bleibt wenig Zeit für den "Hörsaal". Den Bezug zu Wittgenstein hätte ich jetzt beinah unterschlagen. So viel Zeit muss nun also doch noch sein. Die Beispiele (Foren-Personifikation, Charme als Nutzgut) sollten zeigen, dass eine Sprachverwirrung vorliegt. Wittgenstein bezeichnet es - soweit meine Erinnerung reicht - als Sprachverhexung (nicht Verhexung der Sprache, sondern unseres Verstandes durch unsere unzureichende Sprache). Diese ist laut Wittgenstein so weitreichend und althergebracht, dass alle klassische Philosophie ins Leere laufe, da sie die Begriffe, mit denen sie operiere und die sich zudem ständig wandelten, im Vorfeld gar nicht ausreichend definiere (definiert habe). Insofern müsse alle Philosophie zunächst einmal Sprachphilosophie sein. Erst wenn die Philosophie alle Begriffe abschließend geklärt habe (was allerdings schwer vorstellbar sein dürfte. Was hätten wir dann noch von einem "Historischen Wörterbuch der Philosophie", dessen Grundidee nur von einem Rationalismus-Fanatiker wie Descartes abgelehnt werden konnte bzw. abgelehnt worden wäre, und dessen Daseinsberechtigung mit Koselleck und später Blumberg trotzdem, endgültig und völlig zu Recht geklärt werden konnte?), könne sie "ernsthafte" Philosophie betreiben. Paradoxerweise habe sich ihre Aufgabe (als Begriffsklärer) aber genau dann erledigt, wenn sie sie erledigt habe, denn alle klassische Philosophie (Aristoteles bis mindestens Descartes, teilweise bis Hume, teilweise bis Nietzsche) könne nur solange bestehen, wie die Begriffe noch nicht hinreichend geklärt seien. Kürzer: Wenn wir nicht wissen, worüber wir (begrifflich) philosophieren, müssen wir schweigen (siehe auch das Zitat zu Wittgenstein/Nuhr). Wenn wir unsere Begriffe geklärt haben, gibt es nichts mehr zu philosophieren. Jetzt können wir - nach Wittgenstein - schweigen. Ferner ist hiermit der Beweis erbracht, dass Philosophie nicht nur mit Rotwein, sondern auch mit schwarzem Kaffee betrieben werden kann. Frei nach Kafka, der sagte: Kaffee dehydriert nicht. Ich wäre sonst schon Staub.