Wenn nun Max Mustermann vom Nebentisch infiziert ist und das dem Gesundheitsamt meldet - wie erfahre ich, daß ich drei Stunden lang daneben gesessen habe und mich auch testen lassen sollte?
Davon erfährst Du, wenn Dich das Gesundheitsamt kontaktiert. Die Luca-App macht nichts anderes, als die bisherige Zettelwirtschaft zu digitalisieren.
Da angeblich die Gesundheitsämter ab einer 7-Tage-Inzidenz von 50 Probleme haben, die Infektionsketten zu verfolgen, halte ich die Luca-App eher für kontraproduktiv. Damit würden die Gesundheitsämter noch mehr Daten bekommen, die sie nicht bearbeiten können.
Hinzu kommt, dass die Daten nicht geprüft werden. Die Luca-App verhindert also nicht die ganzen Besucher einer Lokation, die Mickey Maus, Donald Duck, James Bond usw. heißen. Es kommt sogar hinzu, dass sich Leute von ihrer Couch in Hamburg in einem Restaurant in München einloggen können. Jeder Fake-Datensatz erschwert den Gesundheitsämtern die Arbeit.
Die Luca-App hat nur den Vorteil, für die Betreiber von Geschäften, dass sie keine Zettelwirtschaft mehr haben und für die Besucher der Geschäfte, dass die Daten der Besucher nicht mehr eingesehen und abfotografiert werden können.
Dem steht aber gegenüber, dass staatliche Organe von jedem ein Bewegungsprofil erstellen könnten. Da wo letztes Jahr bekannt wurde, dass die Polizei aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen die Kontaktlisten von einzelnen Lokalitäten konfisziert hat, kann bei der Luca-App auf einen viel größeren, bundesweiten Datensatz innerhalb von Sekunden zugegriffen werden und somit von einzelnen Personen die Bewegung nachverfolgt werden.
Wenn Du gewarnt werden willst, dass Du in der Nähe einer infizierten Person warst, eignet sich die Corona-Warn-App viel besser. Sie meldet Dir den Kontakt auch schneller und damit steckst Du potenziell weniger Leute an.
Die Luca-App hat noch ein paar weitere Eigenheiten, die dem Vertrauen entgegenstehen. Sie war zunächst nicht Open Source und als sie es war, wurden innerhalb von Stunden gravierende Mängel deutlich. Das fängt damit an, dass die Open Source-Lizenz zwar den Einblick in den Code erlaubt hat, aber keine Zitate daraus zuließ. Wie soll ein Fehler bekannt gemacht werden, wenn man das Problem nicht diskutieren darf?
Als nächstes wurde bekannt, dass die Luca-App andere Module von Open Source-Produken verwendet hat, aber den Copyright-Hinweis entfernt und verändert hat. Das ist ein Lizenzverstoß! Wie soll so ein Handeln Vertrauen schaffen?
Schließlich ist der Programmcode der App schlecht. Er enthält Dinge, die jeder Informatiker lernt, nicht zu machen. Und schlielich haben die Macher der Luca-App auf mögliche Probleme durch die App mehrfach ziemlich wirsch reagiert. Anstatt die App zu verbessern, wurde die Schuld abgeschoben. Noch ein Punkt, der bei mir kein Vertrauen schafft.
Die Länder haben zudem die App lizenziert, ohne die dazu notwendige Ausschreibung einzuholen. Damit haben die Länder gegen geltendes Recht verstoßen und das ändert auch nicht der hinkende Vergleich zu Helmut Schmidt bei der Hamburger Sturmflut nicht. Damals wurden die Leute aus dem Wasser geholt, die in Not waren und keine bundesweiten Listen mit Bewegungsprofilen geführt, wer in Not sein könnte.
Hinzu kommt, dass die Daten von einem privatwirtschaftlischen Unternehmen geführt werden. Soetwas muss kontrolliert werden und Mißbrauch verhindert werden.
Wenn sich die Luca-App durchsetzt, können wir unser Datenschutzrecht abschaffen. Der Datenschutz darf mit keinem Argument geschwächt werden, auch nicht mit Pandemiebekämpfung. Vielmehr muss die Pandemie im EInklang mit dem Datenschutz bekämpft werden. Dass das geht, beweist die Corona-Warn-App. Nur haben die zu wenige installiert und das schwächst ihren Nutzen.
Also: Installiert die Corona-Warn-App und führt für Euch das darin seit Monaten enthaltene Kontakt-Tagebuch. Dann könnt ihr dem Gesundheitsamt nämlich auch Auskunft geben, wo ihr wart. Einen Check-In per QR-Code gibt es in der Corona-Warn-App inzwischen auch.