Ich lege dabei wirklich wert auf persönliche Erfahrungen, Artikel im Internet hab ich dazu schon selbst gefunden, leider sind darunter nur Quellen, die OS X Linux gegenüber schlechter darstellen und meist von Linux Verfechtern geschrieben.
Ah, habe ganz vergessen, meine persönlichen Erfahrungen darzustellen. Leider werde ich dabei auch OS X gegenüber Linux vielleicht ein wenig schlechter darstellen. Warum eigentlich leider?
Also - begonnen habe ich meine Computererfahrungen mit einem Mac. Performa Modell Schlagmichtot mit Mac OS (damals noch einfach 'System' genannt) 7. Ich war begeistert. Dass die Kiste ungefähr 10 mal pro Tag abstürzte, kam mir normal vor. Auch wenn ich wg. Spielen und aus Lust am Experimentieren mit Windows 3.1 (das auch nicht seltener abstürzte) Erfahrungen sammelte, verbrachte ich mehr Zeit mit dem Mac.
Als dann Windows 95 rauskam, musste ich bald zugeben, dass es auch nicht schlechter, wenn auch etwas komplizierter, war als mein Mac-System, das ich aber immer noch bevorzugte. Na, ja; angesichts des großen Preis-/Leistungsvorteils eines PCs wurde mein nächster Computer ein Windows-Maschine. Das Betriebssystem war aber mehr geduldet als geliebt, und so flirtete ich mit einigen Linux-Versionen, bei denen aber immer schnell klar wurde, dass sie im Alltag dem Vergleich mit Windows nicht stand hielten.
Das änderte sich dann aber 2004 mit SUSE Linux 9.2. Zum ersten mal war ich mit dem Windows-Ersatz zufrieden (damals übrigens mit KDE-3-Desktop). Seitdem ist Linux mein einziges Betriebssystem. Zwischenzeitlich bin ich von KDE auf GNOME (in der openSUSE-Variante) umgestiegen.
Mac OS X habe ich kennengelernt, weil ich einer Freundin mit 0 Computerwisssen aber hohem ästhetischen Anspruch einen Mac empfohlen habe. Den musste ich ihr natürlich auch einrichten (NeoOffice-Textverarbeitung, Mailkonfiguration, DVB-T...). Zunächst ging der Ärger bei der Auswahl eines DVB-T-Sticks los; ich dachte immer, die Auswahl für Linux sei begrenzt, aber für den Mac gab es gerade mal zwei Modelle! (Natürlich doppelt so teuer wie die jeweilige Windows-Variante.) Dann setzte beim Umgang mit dem System die Entzauberung ein. Bei meinem ersten Mac war ich es gewohnt, ein Programmsymbol (egal ob von CD oder heruntergeladen) auf meine Festplatte zu ziehen; jetzt musste ich so genannte 'DMGs' öffnen, dann eine virtuelle CD öffnen und dann ein Programmsymbol auf einen _Platzhalter_ meines Programmeordners ziehen! Der echte Schock kam, als ich dann noch bemerkte, dass sich einige Programme nur über einen Windows-ähnlichen Installer installieren lassen - wo war die schlichte Einfachheit und Einheitlichkeit früherer Mac-OS-Versionen geblieben?!? Mir dämmerte, dass ich es inzwischen gewöhnt war, Programme einfach durch An- und Abwählen in einer Liste zu installieren und zu deinstallieren, und das erstens komfortabler und zweitens sicherer (GPG-Schlüssel zur Verifizierung des Herausgebers) zu finden.
Was mir wirklich gefiel an Mac OS X, war das Design. Das schaut doch wirklich mal ganz schick und mit Liebe zum Detail gemacht aus! Was mir nicht gefiel, waren die winzigen Schriftarten, die 'bunten Böller' zum Minimieren etc. der Fenster - und insbesondere, dass keiner der 'Böller' ein Programm wirklich beendete. Außerdem missfiel mir, dass man laufende Programme erst auf den zweiten Blick findet; insgesamt gefällt mir das Dock-Konzept nicht recht; habe mich auch unter Linux nie mit Docks anfreunden können. Ach ja; das übliche an Klagen halt.
Auch was mir früher normal vorkam - dass Programme ungeordnet im Programmeordner liegen - fand ich nun nicht mehr gut. Ich bin inzwischen gewöhnt, dass Programme automatisch nach Kategorien geordnet erscheinen und die Ansicht durch Suchworte gefiltert werden kann.
Was mir sehr gut gefiel, ist dass Dialoge immer an das zugehörige Programmfenster gebunden sind. Bei Windows oder Linux ist machmal nicht ganz klar, welches Dialogfenster jetzt eigentlich zu welchem Programm gehört. Was mir - wohl bedingt durch jahrelange Umgewöhnung - nicht gefiel, war die globale Menüleiste. Verwirrend, aber halt Gewöhnungssache.
Soviel zu meiner Wiederbegnung mit dem Mac OS.
Noch einmal kurz dazu, wie sich Linux bei mir im Alltag so schlägt: Vermissen tue ich nichts; auch für die exotischsten Zwecke finde ich schnell ein (natürlich kostenloses) Programm in meiner Softwareverwaltung. Photoshop brauche ich nicht. Wo Linux zurückstecken muss, das sind natürlich alle Bereiche, wo starke kommerzielle Verwertungsinteressen im Spiel sind: Apple blockiert ja z.B. den Zugriff anderer Software auf die iPods durch Verschlüsselung der Musikdatenbank*, um sein Monopol zu sichern. Blu-Ray-Filme abspielen kann man ebenfalls vergessen, weil das vorgeschriebene 'Digital-Rights-Management' nicht umgesetzt ist.
Die Abwesenheit kommerzieller Interessen hat aber auch Vorteile: Meine Programme sehen sehr einheitlich aus (im Ggs. zu Windows-Programmen), weil hier keine Firma versucht, der jeweils eigenen Software einen ganz unverwechselbaren 'Look' zu verpassen. Ich habe auch nie mit Werbung für so genannte 'Vollversionen' zu tun. Die ganze Werbung für Software im Internet kann mir einfach SO egal sein; ich habe was ich brauche, ich finde, was ich brauche. Software und Geld haben für mich nichts miteinander zu tun.
Was ich sonst noch an Linux zu schätzen weiß, ist dass ich keine Angst vor einem kaputten System mehr habe (im Ggs. zu Windows-Zeiten). Ich weiß, wenn ich nicht rumexperimentiere, läuft alles. Und wenn ich z.B. auf meinem Zweitrechner mit Entwicklerversionen herumhampeln will und mir dabei das System zerschieße, weiß ich, dass ich innerhalb einer halben Stunde das ganze System wieder installiert habe und meine Daten und Einstellungen noch da sind; einfach die CD ins Laufwerk, viermal klicken, eine halbe Stunde warten; fertig! Und das Office-Paket und Firefox sind auch wieder da.
Fazit: Sicherlich ist es für mich immer noch einfacher, einem Computer-Laien den Kauf eines Mac zu empfehlen. Ich hätte jedoch inzwischen ein leicht schlechtes Gewissen dabei, da ich weiß, dass ich ihm auch einen weit günstigeren Linux-kompatiblen PC aussuchen kann. Habe ich auch einmal gemacht, und der Nutzer war sehr zufrieden. Das Problem war nur, dass derjenige ein solch ausgesprochener Computer-Legastheniker war, dass ich ständig angerufen wurde wegen Dingen wie 'An meinem Drucker leuchtet ein oranges Lämpchen' und Fragen vom Kaliber 'Kann ich auch drucken, wenn ich nicht im Internet bin?' Das hatte weniger mit Linux zu tun, aber wenn man jemandem anbietet, ihm mit Linux zu helfen, kann man schlecht sagen 'das ist ein allgemeines Computerproblem; frag' jemand anderen'.
Einem durchschnittlichen Computeranwender, der nicht durch Gewöhnung an 'die Art wie Windows das macht' verdorben ist, würde ich aber durchaus gleichermaßen zu Mac wie Linux raten. Je nach Geschmack. Und Geldbeutel. Und Windows 7 ist durchaus auch gut, nur - nehhhh, wenn ich für ein Betriebssystem zahlen soll und dann von der Herstellerfirma unter den Generalverdacht des Diebstahls gestellt werde, lass ich das doch lieber bleiben.
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* Man kann iPods natürlich auch mit anderer Software auch unter Linux nutzen, nur laufen sie danach nicht mehr ohne Weiteres mit iTunes, weil die Musikdatenbank neu aufgebaut werden muss. War für mich trotzdem ein Grund mehr, keinen iPod zu kaufen.