Ein paar Gedanken zu mir zu dem Thema:
1. Qualität ist nichts absolut meßbares, sondern nur relativ meßbares. Um etwas relativ meßbares zu messen, brauch ich den Vergleich. Solange ich die "Vergleichslandschaft" nicht genau spezifiziere, kann ich eigentlich gar nicht allgemein über Qualität reden, da niemand weiss, wie die Kriterien gewertet werden.
2. Es gibt unterschiedliche Qualitätsgesichtspunkte. Es gibt Ausfallraten (also Qualität hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit eines Defekts) - es gibt die "Haptik", die bereits relativ subjektiv ist - es gibt diverse Funktionsszenarien und die meßbare Güte, wie diese Funktionen genutzt werden können, was auch durchaus subjektiv ist.
3. Zur Ausfallqualität eines Massenprodukts gibt es nur eine Informationmethode, die wirklich aussagefähig ist: Statistiken. Und zwar von möglichst vielen Geräten. Nahezu alle Aussagen die bisher hier gemacht wurden, waren EInzelfälle (und auch 3 oder 5 oder 10 Geräte sind noch Einzelfälle bei einem Produkt, wo jedes Jahr mehrere Millionen Stück produziert werden).
4. Zur Ausfallrate muss man bei PCs unterteilen zwischen Ausfällen, die am Assemblierer und die am Komponenten-Hersteller liegen. Wie oft eine Festplatte im Mac kaputt geht, ist genauso wahrscheinlich oder unwahrscheinlich, wie der Defekt einer Platte in einem beliebigen anderen PC. Ein erheblicher Teil der Komponenten im Mac sind marktübliche Komponenten, die dazu gekauft werden. CPU, Chipsatz, Grafikkarte, Festplatte, optische Laufwerke, LCD-Panel, etc
Was bleibt als Fazit? Die Aussage, daß Macs rein von der Hardware eine "besondere" Qualität besitzen würden, ist in der verallgemeinerten Aussage nicht richtig. Einzelne Systembereiche können evtl eine "besondere" Qualität besitzen, wenn diese Apple selber fertigt bzw auf spezielle Weise fertigen lässt. So z.B. die neuen Gehäuse der Laptops. Ein erheblicher Teil der Systeme besteht aus Standardkomponenten.
Ist die Aussage zur Hardware-Qualität der Punkt, der im Vordergrund bei der Beurteilung eines Macs steht? Aus meiner Sicht wieder ein klares Nein. Dieser Punkt ist für mich sogar völlig belanglos, da ich bei einem Produkt JEDER Marke eine gewisse Ausfallwahrscheinlichkeit habe. Die dürfte bei Medion-Krabbelkisten-Laptops sicher höher sein, als bei Sony oder Apple. Für mich als EInzelperson ist das aber relativ unwichtig. Wenn ich zu den 80% Medion-Kunden gehöre, die keine Hardware-Ausfälle haben, so ist das Feeling nicht anders, als wenn ich zur den 90% oder 95% Apple/Sony-Kunden gehöre, die keine Hardware-Ausfälle haben. Umgekehrt ist der Ärger eines Hardware-Defekts bei jedem Hersteller gleich - und ich habe als Endkunde keine Möglichkeit, zu beeinflussen, ob es mich trifft oder nicht.
Was macht dann einen Mac so besonders? Ejo... was für eine Frage... das Betriebssystem natürlich.
Mac OS X ist ein Unix mit einer vollständigen und einheitlichen und in sich zu großen Teilen konsistenten GUI / Benutzeroberfläche. Diese GUI zieht sich durch die meisten Apple-Applikationen, die teilweise mitgeliefert werden. Der UNIX-Unterbau bietet diverse Vorteile gegenüber dem Windows-Unterbau - insbesondere die Multitasking-Fähigkeit bei hoher Systemauslastung ist stabiler, was für normale Heim- oder Büroanwender wohl weniger wichtig ist. Die Konsistenz ist ebenfalls ein erheblicher Vorteil. Unter Windows sind viele mitgeliferte Tools einfach nur Schrott... auch die Verbesserungen in Vista sind noch viel zu dünn. Zudem unterscheiden sich die Tools extrem. Zudem ist die "Vollständigkeit" eines ausgelieferten Windows-PC eher gering - Nachinstallation ist quasi Pflicht. Auch das ist am Mac gerade für Heimanwender oftmals nicht so.
Über die "Art" der Bedienung lässt sich sicher streiten, aber viele Leute finden einen Mac einen "Tick" effizienter in der Bedienung. Umgewöhnen muss man sich als Windows-User aber in jedem Fall... und nicht in jedem Fall ist diese Umgewöhnung erfolgreich.
Zu guter letzt hat das OS X den enormen Vorteil, daß der Hersteller sich um alle Treiber kümmert, die im Auslieferungszustand nötig sind (und noch einige mehr - z.b. manche Druckertreiber). Kümmert sich Sony um Videotreiber? Oder HP um Soundtreiber? Oder Dell um Chipsatztreiber? Nö - die nehmen das Zeug, was vom jeweiligen Chip-Hersteller kommt. Logisch... bei dieser extremen Vielfalt sieht kein PC-Assemblierer ein, wieso er da zusätzlich zum Chip-Hersteller Entwicklungsaufwand hineinstecken soll.
Dadurch, daß im Mac halt nur wenige, und von Apple selbst ausgewählte Komponenten drinstecken, kümmert sich der OS-Hersteller selber um die Treiber... und vor allem um die Pflege der Treiber sodaß die Systeme weniger "Potential" für Treiber-Konflikte/Probleme bieten (was nicht heisst, daß nicht viele Win-PCs sehr stabil hier wären... insbesondere XP ist ja sehr ausgereift, und die Treiber dafür auch).
Was mich zum letzten Punkt bringt: Die System-Pflege. Seit OS X vor Jahren rausgekommen ist, pflegt Apple dieses System in kontinuierlichen Schritten weiter. Jeder grössere Release muss bezahlt werden, bringt aber auch eine Vielzahl neuer Funktionen. Es wird daran gearbeitet, daß Funktionen nicht doppelt und dreifach in unterschiedlichsten, aber allesamt irgendwie nicht so tollen Tools drinstecken, sondern lieber einmal, aber dann vernünftig.
Windows wird dagegen nicht einheitlich gepflegt. Als der Internet Explorer noch gegen einen Netscape antreten musste, brachte Microsoft ständig Updates. Als Netscape quasi starb, blieb Microsoft über 5 Jahre (!!) beim IE 6.0 - eine Katastrophe in einer schnellebigen IT-Welt, insbesondere weil der IE 6.0 der Schrott-Browser schlechthin war/ist, wenn man ihn auf Unterstützung der Webstandards überprüft. Es gibt diverse andere Bereiche, wo man merkt, daß bei MS dutzende von verschiedenen Entwicklungsabteilungen teilweise in völlig unterschiedliche Richtungen drängen... und es gibt scheinbar keine richtig durchgreifende Hand, die Ordnung in dieses Chaos bringt. Das Ergebnis: Ohne eine gewisse Menge an Zusatztools macht Windows keinen Spass. Klar... diese Tools gibt es... aber den Mac holt man aus dem Karton raus, macht ihn an, und in vielerlei Hinsicht isser dann fertig und benutzbar. Apple pflegt sein System nach spürbaren Richtlinien (wenn hier aber natürlich auch nicht alles perfekt ist).
Tatsache ist aber auch, daß für dieses (für nicht wenige bessere und effektiver nutzbare) OS ein recht teurer Rechner dazu gekauft werden muss. Klar... ein Markengerät mit ähnliche Ausstattung im PC-Lager kostet nicht spürbar weniger. Aber selber zusammenbasteln ist nicht, wenn man OS X will.
Was ist nun das "qualitativ" bessere System? Beide und keines... da Qualität von komplexen Systemen eine Vielzahl von Untersysteme betreffen. Und als Kunde muss man für sich selber entscheiden, ob man alle diese Untersysteme betrachten will, oder einfach seinem Bauch folgt. Rein bauchtechnisch ist aber meines Erachtens die entscheidende Frage, ob man sich mit dem UMGANG des Betriebssystems wohlfühlt, und den Mehrpreis nicht scheut. Hardware-Defekte können jeden Treffen... und das zum wesentlichen Entscheidungskriterium bei der Wahl Mac oder Windows-PC zu machen, geht meines Erachtens am Wesentlichen vorbei.
gruß
Booth