Eine Partnerschaft auf Augenhöhe, Zeit mit seinen Kindern zu verbringen und nicht mit Mitte dreißig an Burnout zu leiden, ist Nachteil, Einschränkung, Aufwand? Das ist kein Nutzen?
Erst mal ist eine Partnerschaft etwas höchst individuelles. Und weil dir oder mir eine Partnerschaft auf Augenhöhe wichtig ist, bedeutet das nicht, dass das
a) auch bei allen anderen der Fall ist und
b) dass es ein einheitliches Verständnis davon gibt, was das eigentlich bedeutet sowie
c) Nutzen für dich was anderes sein kann, als für den Ü50-CIS-Mann.
Du begehst gerade den Fehler, dein/mein Bild (=Wertung) für andere übernehmen zu wollen. Was wir für richtig, wichtig, angemessen oder gut halten, ist aber nicht gleichbedeutend mit dem, was irgendjemand anders so sieht.
Vielleicht hält "Kalle" das bequeme Leben, bei dem er schön arbeiten geht, während sich Hilda ums Heim kümmert und ihm das Essen serviert, sich abends für ihn "bereit legt" und die Wäsche macht, für besser. Und vielelicht hält auch sie es für "gut".
Ich kann zwar darlegen, warum ich ein anderes Modell für besser halte - aber ich kann nicht sagen, dass es das auch ist, wenn es von den Betroffenen nicht geteilt wird.
Übrigens, sarkastische Betrachung: Die Zahlen von Burnout steigen in den letzten Jahren und Jahrzehnten weiter und weiter an - war also das Lebensbild und -modell der, sagen wir, 1950er-Jahre, wo Burnout noch gar kein Thema war, also eventuell doch gesünder? Die Frau hat sich um Heim, Herd und Kinder gekümmert, der Mann war "malochen" - kein Grund zum Stress, kein Grund für Burnout? Hat gar eben jener Wandel eher zu einer Unzufriedenheit, zur häufigeren Verbreitung von Burnout, geführt?
Die gesellschaftliche Entwicklung hinsichtlich Gleichstellung, parallel zur Entwicklung der Burnout-Zahlen, würden also eher vermuten lassen, dass deine eingangs erwähnte These eher unzutreffend ist.
Bis seine Frau den Bettel hinwirft und er verständnislos einer ach so gute Beziehung nachweint. Manche lernen es nur auf die harte Tour,
Na, dann machen wir doch auch hier mal wieder die faktische Betrachtung: Wie viele Beziehungen und Ehen wurden, sagen wir in den 1950er-, 1960er-Jahren getrennt und wie ist die Entwicklung in den Jahrzehnten danach?
Offensichtlich scheint es eher so zu sein, dass die unemanzipierte Zeit eher dazu führte, dass Ehen und Beziehungen länger bestanden. Sind also heute Beziehungen zwar emanzipierter, aber vielleicht auch mit geringegem Stellenwert belegt? Und was soll überhaupt der Beleg dafür sein, dass sich mehrheitlich Beziehungen trennen, weil Frau sich aus Gründen mangelnder Gleichstellung trennt?
Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich persönlich könnte mir keine Beziehung vorstellen, bei der es keine gleichberechtigten Partner gibt - ganz losgelöst davon, wie man das individuell in der Beziehung nun versteht. Ich halte, basierend auf meinen Erfahrungen, Weltbild, etc. pp. ein Rollen- und Beziehungsbild, wie es vor wenigen Jahrzehnten der Standard war, für überholt.
Ich kann aber dennoch kritisch feststellen, dass zumindest vieles was wir dann heute versuchen daraus abzuleiten, die Prüfung gegen die Fakten der Vergangenheit nicht stand zu halten scheint.