Was viele Leute hier nicht verstehen ist, dass sich Sprache nicht von heute auf morgen ändert, sondern dies ein langwieriger Prozess ist.
Im Grunde sollten alle Leute jenseits der 50 gar nicht mehr mitdiskutieren, denn das was aktuell passiert und sich dann langsam in den nächsten 20-30 Jahren durchsetzt und Mainstream wird, betrifft euch eigentlich nicht mehr, weil ihr dann eh in Rente oder ausgestorben seid.
Die Rechtschreibreform von 1996 ist jetzt langsam im Großteil der Gesellschaft angekommen. Ähnlich wird es auch mit dem Gendern sein. In 30-40 Jahren haben wir uns alle daran gewöhnt.
Und es ist auch logisch, dass jemand, der seit 50 Jahren eine bestimmte Art zu schreiben gewohnt ist, die Gendersternchen und -doppelpunkte als ungewohnt und schlecht leserlich empfindet.
Ich kann euch aber sagen, dass die Kinder in der Schule ganz anders für das Thema sensibilisiert sind und auch wenig "Probleme" mit dem Gendern haben. Für sie ist das oftmals ein relativ natürlicher Teil ihres Lebens sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen und sie nehmen es erstmal so hin, passen sich an und übernehmen was sie sehen, wenn sie es für sich als sinnig empfinden. Und damit meine ich gar nicht primär Schule, sondern soziale Medien und den persönlichen Umgang miteinander. Influencer haben hier viel mehr Gewicht, als ein Lehrer oder eine Lehrerin die gendert.
Ob sich das nun schlimm auf die Rechtschreibung auswirkt...
Die Rechtschreibprobleme der Jugend basieren meiner Meinung nach auf ganz anderen Dingen: Primär dem Fakt, dass kaum jemand noch längere Texte liest, weil alles in WhatsApp-/ Twitter-Kurzform geschrieben wird und dann entweder die Autokorrektur greift oder halt einfach alles kleingeschrieben wird. Es ist echt unglaublich wie schlecht viele Jugendliche in Groß-/Kleinschreibung sind, was nun eine eher einfache Herausforderung der Rechtschreibung ist. Das Gendern ist meiner Meinung nach (wenn überhaupt) ein sehr kleiner Teil des gesamten "Problems", dass Schüler und Schülerinnen heutzutage generell mit dem Lernen haben. Neben einem ganz anderen Druck als früher, weil viel mehr Informationen bekannt sind, ist vor allem Konzentration eines der Hauptprobleme. Es fällt vielen Kids wirklich (und ganz ehrlich) schwierig, sich mehr als 10 Minuten ernsthaft zu konzentrieren. Die ganze mediale Welt ist so auf Ablenkung und Lenken der Aufmerksamkeit abgestimmt, dass ein langweiliger Sachtext einfach nicht ausreicht um konzentriert bei der Sache zu bleiben. Aber wir kommen vom Thema ab.
Ansonsten: Ich verstehe auch diese ganze "Übergestülpt" und "Gezwungen" Diskussion überhaupt nicht.
Niemand wird ernsthaft gezwungen zu gendern. Wer es machen möchte, soll es tun. Wer nicht der nicht. Die Diskussion ist aufgemacht, das mediale Interesse ist geweckt und entweder es findet sich über kurz oder lang eine Mehrheit die gendert oder eben nicht. Aber darauf haben wir Einzelpersonen nur wenig Einfluss. Es ist ein "globales" Ding.