Vielleicht ist das unser großer Filter.
Entweder wir schaffen es oder eben nicht.
Es geht aber nicht nur um uns. Für uns in diesem Forum wird Klimakatastrophe richtig übel - aber viel schlimmer wirds für unsere Kinder und Menschen im globalen Süden. Die Inselstaaten im Pazifik, die gerade absaufen. Das Drittel der Weltbevölkerung, das in lebensfeindlichen Gebieten leben wird. Wir in Nordeuropa werden "nur" heiße Sommer, neue Pandemien, Extremwetterereignisse, Nahrungs- und Ressourcenmangel, Rohstoffkriege, Massenmigrationsströmungen, Faschismus, Zusammenbruch unseres Wirtschaftssystems etc. erleiden, aber immer noch leben. Für die nachfolgenden Generationen wird das ganze dann noch mal verstärkt - und das möchte ich meinem Kind, das weder Verantwortung für die Vergangenheit trägt, noch für die Zukunft mitentscheiden darf, nicht zumuten.
Warum stehen die nicht vor den größten 10 Wasser- Verbrauchern in Brandenburg, sondern ausgerechent vor dem Tesla- Werk, das nicht zu den Top 10 des Wasserverbrauchs gehört?
Nur mal so ein paar Ideen: Erstens bringt Protest gegen Tesla Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist die Währung, mit der Aktivismus funktioniert. Also, keine Ahnung, wer die 10 größten Wasserverbraucher in Brandenburg sind, aber ich weiß, wer Tesla ist.
Dann mag es zweitens ja sein (ehrlich, keine Ahnung), dass es noch größere Wasserverbraucher in Brandenburg gibt. Aber vielleicht machen die was notwendiges mit dem Wasser.
Tesla produziert halt Elektro-Autos, die die wenigsten im Bereich der Klimabewegung als Lösung für Mobilitätswende betrachten. Wenn alle Verbrenner da draußen morgen E-Autos sind, dann haben wir meinetwegen weniger CO2, aber immer noch genauso viel sonstige Schadstoffe, Unfallgefahren, auf Autos angepasste Moblitätskonzepte, versiegelte Flächen, zugestellten öffentlichen Raum etc.
Und drittens: Elon Musk. Und das hat weniger mit seinem Woke-Gefasel zu tun, als damit, dass Superreiche Teil des Problems, nicht der Lösung sind. Und Elon Musk ist präsent genug, dass er als Gegenspieler auch tatsächlich greifbar ist. Charles Koch kennt halt keine Sau.
Meine Einschätzung sog. "linker" Gruppierungen wird immer negativer. Meist laute kopflose Schreihälse, die wenig über die Zusammenhänge wissen, aber stets angeblich die Welt verbessern wollen.
Wann genau ist Klimaschutz eigentlich links geworden?
Genau diese Einstellung finde ich gefährlich. Warum soll ich weniger Auto fahren, mehr Bio-Fleisch essen und nicht jedes Jahr ein neues Handy kaufen, wenn das eh nichts ändert? Und dann wähle ich natürlich eine Partei, die mir zusichert, dass ich nichts an meinem Lebensstil ändern muss. Und bin böse auf diejenigen, die staatliche Regelungen einführen wollen, die meinen Lebensstil womöglich einschränken.
Kennst du das Papier des Deutschen Ethikrats zur Klimagerechtigkeit?
Auf Seite 83 geht es um genau diesen Punkt: Das Stichwort lautet "moralische Mitwirkungspflicht". Das Heft des Handelns muss aber die Politik in die Hand nehmen, die Rahmenbedingungen setzen, in der Unternehmen dazu gezwungen werden, sich nachhaltig zu verhalten: Und dann gibt es eben Alternativen zum Auto (oder zumindest CO2-freie Autos), weniger Fleisch und Handys werden nachhaltig. Egal, welche Partei ich dann wähle.
Der Irrglaube, dass alles bleiben kann, wie es ist, führt ja überhaupt erst dazu, dass es Parteien gibt, die Stimmen mit dem Versprechen eines "Weiter so" einsammeln können.
Die AfD wird von ganz vielen Menschen aus Protest gewählt, weil sie mit der Klimapolitik und/oder der Einwanderungspolitik hochgradig unzufrieden sind. Und es ist dann schon auch das gute Recht in einer Demokratie, dass diese unzufriedenen Menschen das durch ein entsprechendes Votum zum Ausdruck bringen.
Der Teil ist ja richtig, aber mit einer notwendigen Einschränkung: Vernünftige Entscheidungen von Menschen setzen voraus, dass diese über die notwendigen Informationen verfügen.
Wir haben es hier aber nicht auf allen Seiten mit ehrlichen Maklern zu tun, die fair spielen und nur wahre Informationen präsentieren.
Denk mal an das Gebäudeenergie-Gesetz letztes Jahr und die Kampagne, die von allen möglichen interessierten Kreisen (FDP, Springer, Fossilindustrie, AfD, freie Wähler, CDU/CSU...) dagegen gefahren wurde. Da wurden nicht neutral Informationen vermittelt, sondern gezielt Falschinformationen ("Habeck reißt euch die Ölheizung aus dem Keller", "Wärmepumpen kosten 100.000 EUR!"...) verbreitet. Nicht ins Bild passende Informationen wurden unter den Tisch fallen gelassen - niemand hat darüber geredet, wie sich z. B. der CO2-Preis auf die die künftige Gaspreisentwicklung auswirken wird.
Wie sollst du dir da als politisch mäßig interessierter Mensch mit wenig technischem Hintergrund zu der Sache, eine fundierte Meinung darüber bilden?
Die etablierten Parteien erkennen das zwar zum Teil, aber bisher für die Protestwähler in unzureichendem Maße. Es macht keinen Sinn, die AfD zu bekämpfen, indem man sie verbietet (das hat bei der NPD letztlich auch nur den Namen geändert). Will man in einer Demokratie verhindern, dass extreme Parteien zu viel Anhänger finden, dann muss man sich eben auch mal mit einigen ihrer Ziele konstruktiv beschäftigen und sie zumindest ansatzweise adaptieren. Verbote führen bei einigen Menschen häufig eher zu Aggressionen als zu Verständnis.
Also erstens hat die Bundesregierung (und die Union sowieso) doch etliche Ziele der AfD bereits ansatzweise adaptiert. Schau mal, was die AfD-Positionen so vor zwei bis drei Jahren waren und wer heute alles ins gleiche Horn bläst.
Und zweitens geht natürlich niemand davon aus, dass das Gedankengut verschwindet, wenn die AfD verboten wird. Das wichtigste Argument für ein Verbot ist aber, der Partei die Ressourcen und Strukturen zu nehmen, die sie nutzt um an der Abschaffung der Demokratie und Verfassung zu arbeiten.