Das Ding aus einer Anderen Welt
Hallo Ihr Lieben,
rechtzeitig zum Wochenende aus meiner persönlichen Schätzchen Kiste wieder ein Review eines älteren Klassikers, bevor hier alle aus Euphorie für Johnnys neustes Kaschperltheater in Tränen ausbrechen.
Diesmal einen Film , der in puncto SFX Maßstäbe setzte, zu einer Zeit, als Computer bei Versicherungen standen und das Make up noch von Hand aus Latex gefrickelt wurde. Alles HANDMADE, no CGI!
Dürfte für die Jüngeren schwer begreiflich sein, das man noch Fantsie und kein Informatikstudium brauchte, um Filme zu machen.
Das Ding aus einer Anderen Welt - The Thing USA 1982 Regie : John Carpenter
104 Minuten FSK 18 - indiziert
KULT. Ha, es fällt heute schwer, ruhigen Gewissens von einem kultfilm zu sprechen, da alles, was merkwürdig oder abseitig ist, dem Rädikat "Kult" anheimfällt.
Hier haben wir allerdings einen Kultfilm par Exelence.
1982 war Carpenter noch ein Rgiesseur, der zu gefallen wusste, dessen Stärken nicht gerade auf ausgefeilten Plots lagen, der aber visuell überzeugte.
Thing war sein bis dato teuerster Film, die Story basiert auf der Geschichte "Who goes there" aus dem Jahr 1948 und ist eine Neuverfilmung des Hawks Klassikers von 1951.
Neuverfilmung, weil Carpenter ist wesentlich enger an die Romanvorlage hält als es das Original von 1951 tut.
War in der Vorlage "das Ding" noch eine Art lebende Riesenkarotte und der Schwerpunkt des Kampfes lag bei den ruhmreichen Militärs, die den weltfremden Wissenschaftlern zeigen wo es lang geht ( und die Frau kriegen, klar) ist Carpenter da schon pessimistischer. Seine "Arktisforscher" sind ein Haufen gelangweilter Stoiker, die einen Job machen und sich in erster Linie gehörig auf die Nerven gehen. Kurt Russel ist der toughe Hubschrauberpilot ( man achte auf den Cowboyhut), der in erster Linie aber seinen Arsch retten will. Von diesem Grundmotiv aus Dark Star konnte Carpenter bis heute wohl nicht lassen.
Das die anderen Charaktere nur als Kanonenfutter dienen liegt auf der Hand.
Nach der stimmigen Eingangsequenz geht es langsam aber sicher los und hier spielt der Film seine größte Stärke ( die zugleich seine Schwäche ist ) aus. Die wirklich beeindruckenden Make Up Effects von Rob Bottin !
Der Junge war zu dem Zeitpunkt 27 und damals war das alles noch handgemacht. Sicher geraten die FX manchmal zum Selbstzweck, aber holla - das war mal einen Meilenstein, als noch nicht jeder Informatikstudent am PC Planeten sprengen konnte. Für ein Mainstreampublikum waren die Effekte natürlich zu heftig, was dazu führte das der Film, auch aufgrund seiner pessimistischen Aussage, in den Kins unterging. Was soll man auch erwarten in einem Jahr in dem E:T: die Erde besuchte?
Der Score des, meine Meinung nach, völlig überschätzten Morricone is nicht so ganz geglückt. Carpenters eigener Minimalscore wäre da sicher besser gewesen.
Als ausgesprochener Hawks Fan hat John natürlich einige Verweise auf das Original eingebaut, so zB die Flugsequenz am Anfang und die O-Bilder aus dem alten Film beim Finden des Raumschiffs.
Am Ende sehen die beiden letzten Überlebenden dem Erfrierungstod entgegen, auch hier kein Vergleich mit dem Original und seinem "Hurra Patriotismus" (Keep watching the skies)
Und da liegt vielleicht das größte Manko des Films. Sowohl Buch als auch Originalfilm waren Kinder des kalten Krieges, wenn nicht sogar die Gallionsfiguren der Kommunistenangst. Als solche funktionierten Sie. 1982 sah das etwas anders aus, wenn auch immer noch kalter Krieg herrschte.Aber es bedurfte keiner Metaphern mehr um die Gefahr glaubhaft zu machen und die Jugend war weit unpolitischer ( und aufgeklärter) als 1951.
Genau wie 15 Jahre später Verhoeven mit "Starship Troopers" mußte Carpenter mit diesem Ansatz scheitern.
So bleibt der Film eine krude FX Orgie mit simpel gestrickten Charakteren und dem üblichen "Lost Station 10kleine Negerlein" Motiv. Aber genau das läßt ihn, nach dem er im Kino floppte, funktionieren. Er ist spannend, handwerklich gut gemacht und die Effekte können heute noch begeistern.
Leider zeigen Sie auch den Niedergang eines Regietalents, das uns als letzten Rohrkrepierer "Ghost od Mars" zugemutet hat.
Aber "Das Ding" ist sicherlich ein Meilenstein des 80er Jahre Effektkinos und ein Zeitzeugnis noch dazu, mit dem man sich 104 Minuten bestens unterhalten kann.
Warum Rob Bottin nie einen Oscar gewonnen hat frage ich mich allerdings heute.
Die OriginalKinoFassung erschien 1986 bei CIC, die spätere Hollywood Collection ist geschnitten. Es sind mehrere gute DVDs veröffentlicht worden, das Highlight ist imho die japanische Special Edition.
Der Film kommt öfter im "Vierten", ist aber dort sehr holperig und schlecht auf FSK 16 geschnitten.