Nee, bevor ich flegel-g.de ertrage dann lieber
Spinnerbild
Was mich an der ganzen Debatte hier stört ist, dass sie rückwärts gerichtet ist. Es steckt die Haltung drin, dass Veränderung etwas Schlechts ist, grundsätzlich.
Unser Umgang mit Daten wird sich verändern, es wird einer neuen Definition von Individualität und Privatsphäre bedürfen. Die alten Maßstäbe sind schlicht überholt. Wir geben heute, ich hatte ja Beispiele genannt, Daten preis, in einem Maß, das Otto Schily noch in den 60er in die Terrorszene getrieben hätte. Und doch scheint es uns harmloser, und ich denke das ist es auch.
Offenheit und Öffentlichkeit, Transparenz sind nicht nur eine Bedrohung, wir müssen begreifen auch die Stärke und die Macht darin zu entdecken, dann werden wir auch mit den potentiellen Gefahren fertig werden. Es hat überhaupt keinen Sinn der Situation von morgen mit den Ängsten von gestern zu begegnen.
Das erinnert mich alles ein wenig an die Diskussion um die zunehmende Schamlosigkeit der Menschen. Es fing mit dem unanständigen Minirock an, es kam Oswald Kolle, der nackte Frau/Mann zeigte - Der Untergang des Abendlandes, der Tod der Moral waren gewiss! - was läuft heute im Fernsehen? Dafür hätten sie damals ein Hinterzimmerkino geschlossen. Ist unsere Gesellschaft untergegangen? Nein jedes mehr an Freiheit, jedes Hinterfragen von Situationen, von eingefahrernen Vorstellungen hat uns letzlich stärker gemacht.
Es geht nicht darum etwas aufzuhalten, das geht sowieso nicht, weil es Dinge mitgbringt auf die wir nicht verzichten wollen und können, sondern zu lernen damit umzugehen.
Es ist so ein bisschen, wie eine alte philosophische Fragestellung. Wenn ich im Wald bin höre ich die Vögel singen, welchen Beweis gibt es dass sie auch singen, wenn sie niemand hört? Wir sind dabei zu begreifen, dass immer jemand im Wald ist und wir sind an dem Punkt, wo jeder sehen und hören kann, was jeder Mann in jedem Wald sieht und hört. Die Kunst wird darin bestehen mit dieser Verfügbarkeit jeder Information an jedem Ort umzugehen.
Dabei sollte unser Fokus nicht darauf liegen, dass die Information nicht öffentlich wird, sondern darauf, dass sie jedem zur Verfügung steht, dass sie eben nicht reglementiert wird. Nicht Datenschutz sondern Datenoffenheit ist das Gebot. Heute und in Zukunft ist Wissen/Information mehr denn je Macht. Haltet den Zugang zu jeder Information jedem offen, fangt nicht an ihn zu beschränken, das Beschränken erst macht es gefährlich.
Das heißt nicht, dass wir alle im Big-Brother-Haus leben sollen, aber das wohl im Wesentlichen deshalb, weil es quälend langweilig ist.