Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Praxis und Theorie zwei verschiedene Dinge sind.
Wie schon viele Schreiber vor mir, bezweifele ich stark die Aufrichtigkeit des Staates. Wenn man sensibele Daten findet, werden diese sicher nicht unter den Tisch fallen, nur weil man sie offiziell nicht besitzen dürfte. Stattdessen wird eher ein Weg gesucht, um den Erwerb selbiger (nachträglich) rechtlich anzusichern.
Ich kann zwar deine Befürchtungen nachvollziehen, aber ich halte sie nicht für begründet. Es klingt ein bischen so, als wäre deine Prämisse die, dass der Staat bzw. seine Beamten sich quasi einen Dreck drum scheren was erlaubt ist und was nicht, und aus purer Neugier und Langeweile alles, was technisch machbar, aber juristisch nicht erlaubt ist, trotzdem anwenden (zugegeben, etwas überspitzt
)
Sollte diese Prämisse tatsächlich zutreffen (und das tut sie meiner Meinung nach überhaupt nicht!), dann wäre diese ganze Diskussion hier für die Katz. Denn die technischen Möglichkeiten bestehen ja schon längst, also würde der Staat die ja sowieso einsetzen, egal obs dafür ein Gesetz gibt oder was der BGH dazu sagt.
Der Staat wäre saudumm wenn er sich nicht ganz streng an die gesetzlichen Vorgaben hielte, denn er würde damit seine eigenen Bemühungen konterkarieren. Die rechtswidrig gesammelten Beweise wären völlig wertlos und nicht zu gebrauchen, dem Staat drohten Schadensersatzforderungen aus Beamtenpflichtverletzung usw...
Und Gesetze, die rückwirkend, also nachträglich, die Verwendung von ermittelten Daten zu anderen Zwecken legitimieren sind verfassungsrechtlich höchst problematisch, und daher wohl eher unwahrscheinlich.
Dass man sich manchmal nicht einig ist, was juristisch noch geht und was nicht, dass Schäuble und Karlsruhe da öfter mal verschiedener Meinung sind...ok, das passiert und ist völlig typisch für juristische Streitfragen. Schäuble meinte halt, er bräuchte für den Trojaner kein Gesetz, der BGH fand das schon. Das war bis zum Urteil quasi noch juristisches Neuland, das viel Platz für verschiedene, gegenteilige Ansichten bot. Aber jetzt, wo die Frage höchstinstanzlich geklärt ist, wird sich der Staat natürlich daran halten.
Ich frage mich die ganze Zeit woher dieses
offenbar verbreitete Bild des Staates stammt, der durchweg gegen Gesetze verstößt oder das Recht verdreht. Das ist doch totaler Quatsch und in meinen Augen fast schon paranoid.
@Svenrique: Ist jetzt gar nicht auf dich persönlich gemünzt, habe mir nur zufällig dein Zitat rausgepickt...
lg
Stefan