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Darf man über Hitler lachen?

Walli

Blutapfel
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Und genau das ist der springende Punkt: Machen wir doch um Gottes willen nicht ihn allein zum Teufel. Wir alle, respektive unsere Vorgänger, WIR alle haben ihn unterstützt, und das ist die Crux. Darum kann ich mich grundsätzlich nicht mit Veröffentlichungen anfreunden, die ihn allein zum Schreckgespenst machen (oder zum Clown). Damit machen wir es uns sehr einfach. So angenehm einfach. Da war dieser Irre - und der hat uns in die Irre geführt. Wir hätten das natürlich nie getan! Wäre da nicht jener Adolf H. gewesen. Wir sind ja nur die armen Verführten. Nein, das ist entschieden zu billig!
Die wahren Absichten wurden fürs Volk doch erst erkennbar, als der Typ in einer unantastbaren Position saß. Eine Auflehnung hätte den Tod bedeutet.
 

schlingel

Melrose
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Die wahren Absichten wurden fürs Volk doch erst erkennbar, als der Typ in einer unantastbaren Position saß. Eine Auflehnung hätte den Tod bedeutet.
Und das glaubst du wirklich??? Das klingt ja fast wie eine verteidigung des deutschen Volkes damals...
 

T-lo

Weißer Winterglockenapfel
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Was hier zum Teil nicht verstanden wird ist zwischen tatsächlichem Genozid und der Diskussion darüber zu differenzieren.

Das sehe ich ganz ähnlich! Ich gehe einfach davon aus, dass es hier keinen User gibt, der den Genozid - nennen wir ihn doch beim Namen: Holocaust - in Frage stellt, oder ihn beschönigen möchte. Andererseits finde ich schon, dass man sich mit ihm auseinandersetzen darf. Wenn nötig/ möglich, auch in bei de Richtungen denkend...
Einem geschichtlich interessiertem Menschen wird zB auch durchaus die ökonomie-Frage des Holocaust bekannt vorkommen. In der geht es heute nicht darum, den Holocaust zu legitimieren, sondern vielmehr darum, ihn zu begreifen, und zu verstehen. Letztlich ist doch so, dass ich nur das versuchen kann zu verhindern, was ich kenne, und verstehe, da ich (als Mensch) nur dann im Vorfeld handeln kann, wenn ich in einer logischen Kette das Resultat der Gegenwart auf die Zukunft anwenden kann...
Soll heißen: was ich nicht verstehe, kann ich auch nicht in Zukunft verhindern. Und das, womit ich mich nicht KONSEQUENT auseinandersetze, kann ich auch nicht verstehen. Konsequent heißt in diesem Falle (wie immer, in geschichtlichem Zusammenhang) objektiv, und unvoreingenommen!
Es ist verständlich, dass wir mit unserem heutigen Wissen, was aus den Theorien des 3.Reiches resultierte, sehr vorsichtig mit Objektivität umgehen, nötig ist es jedoch allemal. Sobald wir von uns selber und von unseren kindern erwarten, sie könnten eine solche verkettung von Umständen (denn die ist es, die allem zu Grunde liegt) in Zukunft verhindern, müssen wir auch bereit sein, uns und unseren Kindern eine vorurteilsfreie Gelegenheit zu geben, sich mit dieser epoche auseinander zu setzen.
Nicht zuletzt durch diese Möglichkeiten sind doch unsere heutigen "Anti-Kriegs-Helden" wie Remarque, Böll, Kästner, die Manns, und Brecht zu denen geworden, als die wir sie kennen: Vordenker, Vertreter der Menschlichkeit, und in gewisser Weise "Propheten". Das konnten sie nur werden, weil sie die Möglichkeit hatten, auch unangenehme Fragen zu stellen. In ihrem Fall jedoch in die andere Richtung...

Heute denke ich, dass es durchaus legitim ist, wenn Martin Walser fragt, ob wir Deutschen noch immer mit dem Makel der "Erbsünde" geboren werden, bzw uns damit abfinden müssen. Ich halte es für legitim, wenn ein objektiver Mensch das 3.Reich verurteilt, aber einzelne Faktoren in ihm genauer beleuchtet hat, und zu dem Schluss kommt, dass es auch damals positives gab... -denn das ist ganz natürlich! Dafür stehen doch Yin und Yan. Für das Positive im Negativen, und das Negative im Positiven!

Und für alle die es interessiert:
Es gibt tatsächlich die Theorie, dass es sich beim Holocaust weniger um Rassenhass Hitlers handelte, als um eine konkret geplante, und durchdachte Aktion, einen volkswirtschaftlichen Nutzen aus dem Krieg ziehen zu können.
Diese Theorie ist durchaus belegt, und macht auch durchaus Sinn, soll heißen, sie ist schlüssig, plausibel, und mag dem Holocaust zu Grunde liegen.
Soll aber nicht heißen: ich versuche den Holocaust zu legitimieren, befürworte den Holocaust, leugne ihn, oder sonst etwas in dieser Richtung! Ich beschönige ihn auch nicht!
Alles was ich mit diesen Gedanken mache ist, dass ich sie denke, um zu begreifen, warum ein einziger Mensch ein ganzes Land dazu anstiften konnte, eben diesen Genozid zu begehen...!
 

wescom

Rheinischer Krummstiel
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Ich vermisse in der Diskussion irgendwie den Regisseur von "Mein Führer". Dani Levi, ja durch "Alles auf Zucker" durchaus bekannt, traue ich durchaus zu, eine Komödie über Hitler niveauvoll und hintersinnig zu erzählen. Ich finde es auch klasse, dass sich ein Anhänger des jüdischen Glaubens dem Thema annimmt.
dem stimme ich, ganz großer respekt
o-ton Levi:
"ich weiß, dass wir auf den gräbern tausender menschen tanzen, aber es ist an der zeit ereignisse anders zu verarbeiten"
das zeugt von mut und dem willen der veränderung
 

T-lo

Weißer Winterglockenapfel
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Ich finde es auch klasse, dass sich ein Anhänger des jüdischen Glaubens dem Thema annimmt.

Prinzipiell stimme ich Dir voll und ganz zu, allerdings habe ich manchmal das Gefühl, dass man bei all der political correctness ein wenig über das Ziel hinaus schießt:
Den Grundstein für Rassenhass und diskriminierung legen wir jeden Tag genau damit, dass wir immer und immer wieder differenzieren. Daniel levi ist in erster Linie ein Mensch, und kein Jude! Solange man seinen Glauben aber als Rechtfertigungsgrund nimmt, reduziert man ihn darauf, und spielt der genau gegenüber liegenden Seite den Ball zu.
Wenn Du also sagst, der Film wird gerade interessant, und erfährt eine gewisse Legitimation dadurch, dass der Regisseur Jude ist, müsstest Du auch im Umkehrschluss akzeptieren, wenn jemand das Gegenteil behaupten würde... -und das möchte doch wohl niemand, oder...?!

Im übrigen muss ich sagen, dass ich ohnehin nicht sagen würde, dass Levi ein wirklich besonderer Regiesseur ist. Er ist nicht schlecht, aber auch nicht gut. Er ist der Stuckrad-Barre des Filmes... -PopArt, aber keine echte Kunst... (das ist zumindest meine Meinung)
 

groove-i.d

Seestermüher Zitronenapfel
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Darf man über Hitler lachen?


klare frage, kurze antwort:
JA!

begründung:
zur vergangenheitsbewältigung gehört neben der sachlich-nüchternen herangehensweise auch der satirisch-sarkastische umgang. die gefahr des veralberns von greultaten oder das mißverstehen eines solchen films (siehe rechtliche konsequenzen zum borat-film) liegen nahe, doch auch im auge des betrachters. ein solcher film wie "mein führer" wirkt je nach bildungslage des betrachters. das ist bei allen dingen des lebens so.
ich finde es allein deshalb interessant, weil helge schneider die rolle des hilters übernimmt. schneider ist stigmatisiert durch seine kunst, musik und seine komik. ich sehe darin ob der heiklen thematik einen großen vorteil.

ich lache von natur aus gern; auch über sachen, die - wie wir so hübsch-häßlich sagen - politisch inkorrekt sind.
 
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Macbeatnik

Golden Noble
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Ja man darf über Hitler lachen, aber leider konnte ich bisher nicht bei Helge Schneider lachen.
 

cdek

Granny Smith
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Ja man darf über Hitler lachen, aber leider konnte ich bisher nicht bei Helge Schneider lachen.
Tja, die Menschen sind verschieden. Nach 'ner Zeit wird es mir auch immer zu albern, aber irgendwie kann ich mich über manche von seinen Sprüchen fast totlachen. Vielleicht hast du nur die falsche Gesellschaft, um über ihn zu lachen, denn lachen ist bekanntlich ansteckend. Ich lach meistens über ihn, weil's so bescheuert ist ;)
 

guy_incognito

Oberdiecks Taubenapfel
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Prinzipiell stimme ich Dir voll und ganz zu, allerdings habe ich manchmal das Gefühl, dass man bei all der political correctness ein wenig über das Ziel hinaus schießt:
Den Grundstein für Rassenhass und diskriminierung legen wir jeden Tag genau damit, dass wir immer und immer wieder differenzieren. Daniel levi ist in erster Linie ein Mensch, und kein Jude! Solange man seinen Glauben aber als Rechtfertigungsgrund nimmt, reduziert man ihn darauf, und spielt der genau gegenüber liegenden Seite den Ball zu.
Wenn Du also sagst, der Film wird gerade interessant, und erfährt eine gewisse Legitimation dadurch, dass der Regisseur Jude ist, müsstest Du auch im Umkehrschluss akzeptieren, wenn jemand das Gegenteil behaupten würde... -und das möchte doch wohl niemand, oder...?!

Im übrigen muss ich sagen, dass ich ohnehin nicht sagen würde, dass Levi ein wirklich besonderer Regiesseur ist. Er ist nicht schlecht, aber auch nicht gut. Er ist der Stuckrad-Barre des Filmes... -PopArt, aber keine echte Kunst... (das ist zumindest meine Meinung)

Ich bin der letzte, der politisch korrekt ist. Und natürlich ist es egal, welcher Glaubensgemeinschaft (oder Nichtglaubensgemeinschaft) eine Person anhängt. Aber man kann in der Sache eigentlich argumentieren, wie man will; es gibt immer welche, die dann sagen, dass man der anderen Seite zuspielt. Würde ein nichtjüdischer Deutscher diese Komödie verfilmen, würden einige sagen, er sei ein Nazi. Würde ein jüdischer Nichtdeutscher (wie Dani Levi) den Stoff verfilmen und das für gut befinden, ist man ein Rassist/Antisemit/etc. Außerdem wird der Film dadurch interessant, dass Dani Levi (als Mensch) diesen doch ziemlich eigenen jüdischen Humor nutzt, um sich über das dritte Reich lustig zu machen. Ich mag eben diesen Humor und werde deshalb auch diesen Film im Kino mir anschauen. Dies als Antisemitismus oder so auszulegen, ist doch totaler Humbug. Wenn wir nicht Menschen nach gewissen (wie auch immer gearteten) Standpunkten, Lebensweisen, etc. differenzieren, haben wir ein großes gesichtsloses Ganzes, dass Individualität nicht zulässt; wir hätten keine Menschen, sondern Roboter!
 

MeisterPetz

Gast
Die wahren Absichten wurden fürs Volk doch erst erkennbar, als der Typ in einer unantastbaren Position saß. Eine Auflehnung hätte den Tod bedeutet.

Man muss das Ganze aber schon auch im geschichtlichen Kontext sehen. Die Situation war damals für die Menschen eine ganz andere, als zB heute. Es liegt leider in der Natur des Menschen, für alle Unbillen einen Sündenbock zu suchen. Ob der in einer anderen Bevölkerungsgruppe, oder einer anderen Glaubensgemeinschaft gefunden wird, ist völlig nebensächlich. Die Thesen Hitlers bezüglich Rassendiskrimierung wurden von der Bevölkerung damals begeistert aufgenommen und das ist das wirklich Schreckliche daran.

Ohne irgendwas entschuldigen zu wollen, aber in anderen Ländern kommen heute immer noch machthungrige Irre an die Macht und begehen mit Hilfe ihrer Gefolgsleute unglaubliche Greueltaten. Vor nicht mal allzulanger Zeit geschah das direkt vor unserer Haustüre, in Ex-Jugoslawien. So viel weiter, als vor 60 Jahren ist die Menschheit noch lange nicht.
 
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T-lo

Weißer Winterglockenapfel
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Siehst Du, genau das meine ich! Solang wir alle unsere Vorurteile im Kopf haben, solang wrd sich auch nichts ändern...
Mir geht es nicht darum, Dir ans Bein zu schiffen, also bitte nicht falsch verstehen, aber was genau ist "jüdischer Humor"...?!
Wenn es doch einen jüdischen Humor gibt, dann gibt es auch andere jüdische Eigenarten. Und sobald wir diese als natürlich anerkannt haben, haben wir nicht nur einen Schritt in Richtung Gesichtslosigkeit getan (was Du ja genau befürchtest), sondern pusten kräftig Wind in die Segel, die das Schiff auch durchaus nach rechts driften lassen können.
Warum sagt man nicht einfach "Mir gefällt der Humor von Daniel Levi, und daher finde ich den Film gut!". In dem Falle hätten wir nicht nur den Individualismus bewahrt, sondern auch gleichzeitig niemandem die Chance gegeben, unsere Argumente umzudrehen, und gegen unsere Meinung auszulegen.
Im übrigen stelle Dir doch bitte den Umkerschluss von "ich mag jüdischen Humor" vor. Genau, nämlich "ich mag jüdischen Humor NICHT"! Und ich garantiere Dir, dass in dem Moment, in dem das ein Mensch sagen würde, sofort ein Herr Freidmann um die Ecke geschossen käme, und so lange einen Eiertanz um einen herum aufführen würde, bis alle Welt den Satz als Antisemitisch versteht!

Ich glaube tatsächlich, dass es eben diese Kategorisierungen sind, die uns als Menschen immer und immer wieder vor das Problem stelen, dass die Einen gleicher sind als Andere. Sei es in der Emazipation der Frau, oder im Bezug auf den Umgang mit Behinderten... -wirklich GLEICH sind wir nur dann alle, wenn wir aufhören, bereits durch die Wortwahl Unterschieder heraus zu stellen.

Daniel Levi ist Regisseur, und als solcher hat er den besagten Film gedreht. Das er Jude ist, darf in einer Kritik keine Rolle spielen, genauso wenig, wie dass er gerne karierte Unterhosen trägt, und sein Leibgericht Rotkohl ist. Natürlich beeinflussen seine Umgebung, und seine Gedanken den Film, und wie er ihn inszeniert, aber gerade die "Anerkennung" von religiösen Ausrichtungen hat eben in der Geschichte doch eher negatives erreicht, als positives. Daher sollten wir da vielleicht umdenken!?
"Die Wirtschaft war fest in jüdischer Hand" ist ja vom Prinzip her auch nichts negatives, sondern eher ein Kompliment, aber vor 70 Jahren wurde dieses Kompliment dann weniger als solches ausgelegt, sondern auf Grund von Neid, gegen diese Glaubensrichtung verwendet.

Und wenn Du sagst, eine Differenzierung von der Menge ist ohne das nicht möglich:
das sehe ich anders! Ich bin durchaus in der Lage, mich ohne meine Religion, meine Staatsangehörigkeit, und körperliche Merkmale von der Menge abzuheben! Nämlich durch Taten, Worte, und Handeln!
Sollte ich dafür wirklich Religion, Staatsangehörigkeit, und körperliche Merkmale brauchen, wäre ich wohl einer von 60 Mio. deutschen Christen, mit einer Nase, zwei Augen, einem Mund, und jeweils zwei Armen und Beinen... -Du siehst: darmit kann ich mich nicht differenzieren! Das kann ich nur durch mein Handeln und Denken! Und meine Religion, die spielt dabei nicht die geringste Rolle, da die Gruppe viel zu groß ist, in der ich dann wäre...


Grüße aus Berlin,
der T-lo
 
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groove-i.d

Seestermüher Zitronenapfel
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Siehst Du, genau das meine ich! Solang wir alle unsere Vorurteile im Kopf haben, solang wrd sich auch nichts ändern...
Mir geht es nicht darum, Dir ans Bein zu schiffen, also bitte nicht falsch verstehen, aber was genau ist "jüdischer Humor"...?!
Wenn es doch einen jüdischen Humor gibt, dann gibt es auch andere jüdische Eigenarten. Und sobald wir diese als natürlich anerkannt haben, haben wir nicht nur einen Schritt in Richtung Gesichtslosigkeit getan (was Du ja genau befürchtest), sondern pusten kräftig Wind in die Segel, die das Schiff auch durchaus nach rechts driften lassen können.
Warum sagt man nicht einfach "Mir gefällt der Humor von Daniel Levi, und daher finde ich den Film gut!". In dem Falle hätten wir nicht nur den Individualismus bewahrt, sondern auch gleichzeitig niemandem die Chance gegeben, unsere Argumente umzudrehen, und gegen unsere Meinung auszulegen...
Grüße aus Berlin,
der T-lo

was Du ansprichst, sind die ach so gehaßten klischees. ich finde es nicht falsch zu sagen, es handle sich um jüdischen humor. wenn ich da an woody allen und seine darstellung von juden denke, habe ich das klischee der klischees vor augen. und allen hat's geschaffen. er ist filmemacher und darsteller. ebenso wie levy.
ich weiß, was Du ansprechen und anregen willst:
klischees und nivellierendes schubladendenken würdigen nicht das individuum.
aber:
klischees ordnen in momenten, in wlechen unser kleiner verstand ordnung fordert. mkrodifferenzierung könnte man das vielleicht nennen.
wir brauchen die schubladen, um uns gewißheit und übersicht zu verschaffen.

ich sehe dennoch ein, daß dieses denken bisweilen gefährlich werden kann.

was Du jedoch forderst die ist eierlegende wollmilchsau und vom menschen (als masse gemeint) zuviel verlangt.
 

Walli

Blutapfel
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Und das glaubst du wirklich??? Das klingt ja fast wie eine verteidigung des deutschen Volkes damals...
Man kann auch viel in eine Aussage hineininterpretieren. Es geht in die Richtung Verteidigung, ist aber keine und auch keine Rechtfertigung. Ich kann mich nur nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass ein ganzes Volk von heute auf morgen Spaß daran gefunden hat, andere Bevölkerungsgruppen hinzurichten. Natürlich gab es viele Leute, die auf die Ideen angesprungen sind, aber dies auf die gesamte Bevölkerung übertragen zu wollen halte ich für höchst brisant.
Damals hatte man nicht den Kenntnisstand wie heute und bei weitem nicht so viele Möglichkeiten sich über aktuelle Geschehnisse zu informieren. Da ist es leicht Leute zum Dienst an der Waffe zu bewegen und sie unter einem Vorwand irgendwo einmarschieren zu lassen. Ich halte es also für ein wenig einfach alle Deutschen der damaligen Zeit über einen Kamm zu scheren. Was hätten die Leute, die dagegen waren tun können? Was kannst du z.B. heute gegen die Mehrwertsteuererhöhung unternehmen? Höchstens auswandern oder es zähneknirschend hinnehmen.
 
Zuletzt bearbeitet:

T-lo

Weißer Winterglockenapfel
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was Du jedoch forderst die ist eierlegende wollmilchsau und vom menschen (als masse gemeint) zuviel verlangt.

Nein, das verstehst Du falsch. Auch wenn Du meine Kernaussage durchaus richtig verstanden hast.

Es geht nicht um die eierlegende Wollmilchsau, sondern es geht darum, dass ich einen Künstler (und genau das ist ja ein Regisseur), genau wie jeden anderen Menschen auch, nur nach seiner Arbeit beurteilen kann, und nicht danach, was ihn privat ausmacht. Ich muss differenzieren, um eine sinnvolle Kritik abgeben zu können...

Ich komme ursprüglich vom Theater, und auch da gibt es einen ähnlichen Trend: in der letzten Speilzeit liefen an 3 oder 4 verschiedenen Schauspielhäusern in Deutschland Inszenierungen von Schillers "Räuber", unter der Regie von Frauen.
Sinn dahinter war, dass man ein klassisches "Männer-Stück" in der Inszenierung einer Frau aufführe wollte. Innovative Idee, und vielleicht gar nicht mal so un-dumm. Allerdings hatte man die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn alle Hoffnungen uns Erwartungen wurden enttäuscht:
die Inszenierungen unterschieden sich in keinester Weise von den bereits da gewesenen, unter der Regie von Männern!

Fazit daraus ist:
Es kommt nicht auf das Geschlecht an, oder die Religion, oder weiß der Henker worauf, sondern es kommt auf den Künstler an!
Solang ich aber davon ausgehe, eine Frau würde ein Stück anders interpretieren als ein Mann, bescheinige ich damit, dass Frauen anders denken, als Männer. Und genau damit habe ich den Denkansatz "Gleichberechtigung" ausgehebelt, denn ich selber differenziere zwischen Mann und Frau...
Und jetzt übertrag mal Mann und Frau auf Jude und Nicht-Jude... -und genau da liegt meine Befürchtung!

Ich bin weit davon entfernt, ein Idealist zu sein! Ganz weit! Ich denke, das wird Dir jeder bestätigen, der mich kennt. Aber ich werde immer hellhörig, wenn Kunst und "Verallgemeinerungen" vermischt werden. Besonders in solch einem sensiblen Kontext...
 

guy_incognito

Oberdiecks Taubenapfel
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Wieviele Briten oder Amerikaner finden Loriot lustig? Wieviel Nichtbriten finden Monty Phyton lustig? Es geht hier nicht um Antisemitismus oder sonst irgendwas. Es geht hier um den spezifischen Humor einer Gruppe von Menschen, die sich durch das Zusammenleben dieser Gruppe über die Zeit entwickelt hat. Zum anderen benötigt der Mensch Kategorien, um sich den Wust an auf ihn einströmenden Empfindungen und Erfahrungen zu ordnen. Wenn man vom Levischen Humor, vom Kreislerschen Humor etc. spricht, ist das schon viel zu konkret; wenn man sagt es ist jüdischer Humor, dann können (a) die meisten Leute damit etwas anfangen (auch wenn sie die einzelne Person nicht kennen) und (b) hat man damit Ordnung in seinem Kopf geschaffen (Schubladendenken ist doch in Ordnung, solange nicht verkürzt wird).

Dir geht es, wie mir scheint, hier eher um politische Korrektheit. Ich sehe diesen Drang nach poitischer Korrektheit durchaus als gefählich an. Sie übertüncht den latenten Rassismus mit bunten Farben, in der Hoffnung, dass niemand das darunterliegende Problem sieht.
Schau dir den Satz doch mal an: "Ich mag jüdischen Humor NICHT?" Erklärt Deutschland Amerika den Krieg, wenn Herr Bush meint: "Ich mag keinen deutschen Humor"? Natürlich kann man sagen, dass man etwas nicht mag. Das ist aber kein Antisemitismus, sondern nur das persönliche Empfinden, dass man halt etwas nicht mag. Nicht mehr und nicht weniger.
Was ein Herr Friedmann (oder Äquivalent) dazu sagt, ist mir ziemlich egal. Moralkeulenschwingende Menschen, die einen das Wort im Mund umdrehen, um sich profilieren zu können, sind mir zuwider.

Eine Gruppe Menschen ist bestrebt, eine andere in irgendeiner Weise zu unterdrücken. Gehört anscheinend zum genetischen Programm des Homo sapiens sapiens dazu. Ich hatte irgendwann vorher in diesem Thread meine pessimistische Meinung der Menschheit gegenüber schon kund getan; und möchte die nun nicht mehr so breittreten.
Versuch doch mal alle Menschen GLEICH zu machen. Das ist zum Scheitern verurteilt. Es wird sich aus dieser gleichen Masse wieder eine Gruppe herausbilden, die die anderen unterdrücken will. Es steckt viel Weisheit in dem Orwellschen Zitat: "Alle Tiere sind gleich, aber manche Tiere sind gleicher als andere." Genauso ist es!

P.S.: Ich fühle mich nicht von dir ans Bein (oder sonstwohin) gepisst. Eine Diskussion lebt doch von der Kontroverse. :)
 

groove-i.d

Seestermüher Zitronenapfel
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..., dass ich einen Künstler (und genau das ist ja ein Regisseur), genau wie jeden anderen Menschen auch, nur nach seiner Arbeit beurteilen kann, und nicht danach, was ihn privat ausmacht. Ich muss differenzieren, um eine sinnvolle Kritik abgeben zu können...

da bin ich mir nicht so sicher. ich glaube, daß ein künstler als privatmann immer auch viel von sich persönlich (privates) in seine arbeit einfließen läßt. siehe allen, oder eben den regiesseur von l.a. crash. dieser film wäre ohne seine persönlich-privaten erfahrungen nicht das geworden, was er ist.

zur differenzierung:
natürlich sollte man den schaffenden künstler als privatmenschen und künstler unterscheiden. aber eine sinnvolle kritik ist wirklich nur dann angebracht, wenn eine synthese aus beidem ins gewicht fällt.
ich glaube, wir haben unterschiedliche ansätze.
das könnte noch sehr interessant werden (meine ich positiv).

interessant übrigens die schiller-inszenierung am theater. ist eine erfahrung.
 

T-lo

Weißer Winterglockenapfel
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Wieviele Briten oder Amerikaner finden Loriot lustig? Wieviel Nichtbriten finden Monty Phyton lustig? Es geht hier nicht um Antisemitismus oder sonst irgendwas. Es geht hier um den spezifischen Humor einer Gruppe von Menschen, die sich durch das Zusammenleben dieser Gruppe über die Zeit entwickelt hat. Zum anderen benötigt der Mensch Kategorien, um sich den Wust an auf ihn einströmenden Empfindungen und Erfahrungen zu ordnen. Wenn man vom Levischen Humor, vom Kreislerschen Humor etc. spricht, ist das schon viel zu konkret; wenn man sagt es ist jüdischer Humor, dann können (a) die meisten Leute damit etwas anfangen (auch wenn sie die einzelne Person nicht kennen) und (b) hat man damit Ordnung in seinem Kopf geschaffen (Schubladendenken ist doch in Ordnung, solange nicht verkürzt wird).

Oh, ich denke, die Erfolge die Monty Python Amerika hatten sollte man nicht vergessen. Wie zB hätte es sonst die Aufzeichnung "MP at the Hollywood Bowl" geben können? Oder warum war "Ein Fisch namens Wanda" eine britisch/amerikanische Gemeinschaftsproduktion?!
Gerade der "britische Humor" ist doch ein gutes Beispiel! Warum sollte er britisch sein...?! Wer sagt, dass die Briten schwarzen Humor haben?! Das sagen uns doch einzig und allein unsere "erlernten" Vorurteile.
Nimm die letzten dänischen Filme: "In China essen sie Hunde", "Old men in new cars", oder "Adams Äpfel" (in letzterem gibt es auch eine Hitler-Szene...). Diese Filme sind nicht weniger voll mit schwarzem Humor, obwohl sie nicht aus England kommen.
Oder was ist mit Mel Brooks? Ein ganz großer Satiriker, aber seine Filme sind gespickt mit schwarzem Humor! Man denke an "Das Leben stinkt"...

Du siehst, wenn Du das alles einfach generalisierst, musst Du ziemlich viele Filmemacher zu Briten machen, ohne dass sie es wirklich sind. Denn "schwarzer Humor" lässt sich nicht mit "britischem Humor" vergleichen, aber mit "britischem Humor" meinen wir eigentlich den schwarzen...

Was Loriot angeht, musst Du bei dem Vergleich bedenken, dass Loriot mehr ein gesellschaftskritischer Satiriker ist, als ein Komiker. Dass in Amerika niemand etwas mit "Papa ante Portas" anfangen könnte, liegt zu einen daran, dass die amerikanische Filmindustrie lieber repruduziert, also Remakes macht, als zu synchronisieren, und zum anderen liegt es daran, dass der Film auf das deutsche Prinzip des Ruhestandes abzielt. -Und das ist keine Veralgemeinerung, sondern einzig und allein bedingt durch unsere Rentenregelung.
Nimmst Du allerdings "Ödipuss", wirst Du feststellen, dass auch Loriot in amerika Erfolg haben könnte. Nämlich weil er sich da mit einem globalen Thema auseinander setzt.

Natürlich gibt es regionale Unterschiede, da stimme ich Dir vollkommen zu, aber genau da stellst Du Dir auch in Deiner Argumentation selber ein Bein:
Wenn Du von "amerikanischem Humor" sprichst, siehst Du den Humor doch als viel globaler an, als nur "jüdisch"... -"Amerikanischer Humor" wäre jüdischer, christlicher, islamischer, orthodoxer, bapthistischer,... Humor, also ist die Kategorisierung doch hinfällig, da vollkommen überflüssig!

Regionale Unterschiede kommen nicht durch andere Auffassungen des Wortes "Humor" zustande, sondern durch andere Themen, um die sich der Humor dreht. Einzig und allein der Slapstick, der relativ "sinnbefreiter" Humor ist, der ist global, und der wird auch global verstanden... -ZB Stan&Laurel...
 
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Oberdiecks Taubenapfel
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Natürlich gibt es regionale Unterschiede, da stimme ich Dir vollkommen zu, aber genau da stellst Du Dir auch in Deiner Argumentation selber ein Bein:
Wenn Du von "amerikanischem Humor" sprichst, siehst Du den Humor doch als viel globaler an, als nur "jüdisch"... -"Amerikanischer Humor" wäre jüdischer, christlicher, islamischer, orthodoxer, bapthistischer,... Humor, also ist die Kategorisierung doch hinfällig, da vollkommen überflüssig!

Regionale Unterschiede kommen nicht durch andere Auffassungen des Wortes "Humor" zustande, sondern durch andere Themen, um die sich der Humor dreht. Einzig und allein der Slapstick, der relativ "sinnbefreiter" Humor ist, der ist global, und der wird auch global verstanden... -ZB Stan&Laurel...


Nur mal ein Segment: Ich schrieb nicht von regionalen Unterschieden, sondern vor allem von Gruppen von Menschen (Wie war das mit diesen "peer groups"?! War doch so etwas; bin zuwenig Soziologe, um mir die gesamten Begrifflichkeiten zu merken. :)). Dieser Begriff ist natürlich weiter gefasst. So eine Gruppe kann sich durch Gemeinsamkeiten hinsichtlich Siedlungsgebiet, Religion, Kultur, Geschichte, Sozialfaktoren, Parteienzugehörigkeit, Volkszugehörigkeit, Bildung, etc. auszeichnen. :)

Aber lass unseren Ausflug ins Off-Topic enden und wieder über Hitler lachen (oder auch nicht). :)
 
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T-lo

Weißer Winterglockenapfel
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da bin ich mir nicht so sicher. ich glaube, daß ein künstler als privatmann immer auch viel von sich persönlich (privates) in seine arbeit einfließen läßt. siehe allen, oder eben den regiesseur von l.a. crash. dieser film wäre ohne seine persönlich-privaten erfahrungen nicht das geworden, was er ist.

Und welche persönlichen Erfahrungen hat denn dann im Umkehrschluss Daniel Levy zu diesem Thema gemacht...?! -Genau: keine Anderen, als jeder Mensch seiner Generation... ;)

Ein Regisseur wird natürlich von seiner Persönlichkeit beeinflusst, welche wiederum von seinen Umwelteinflüssen beeinflusst wird, aber wird ein Film dadurch gut, dass der Regisseur weiß wovon er spricht, es aber nicht umsetzen kann...?!
Theater, Film und Literatur leben von Phantasie. Und die braucht nunmal kein "Wissen" sondern einfach Vorstellungskraft. Eben einfach sich selbst, nämlich Phantasie... -erst dadurch kann es einen "phantastischen Film" geben!

Lies Dir mal Glossen oder Kolumnen durch, die sich auf Ereignisse von vor 5 Jahren beziehen... -sie sind nicht lustig!
Das liegt allerdings nicht an schlechten Autoren, oder unlustigen Schreibweisen, sondern einzig und allein daran, dass sie aus dem Zusammenhang gerissen sind, wir nämlich heute nicht mehr wissen, was vor 5 Jahren Usus war.
Es ist egal, ob der Autor damals involviert war, und wusste, wovon er gerade schreibt, denn es macht die Kolumne nicht besser. Im Gegenteil, es macht sie schlechter, da er weniger differenziert an das Thema herangegangen ist.

Du siehst, eine Kritik darauf aufbauen, ob der Regisseur, der Autor, oder Künstler in das Thema involviert ist, ist recht fragwürdig, da nur eingeschränkt allgemeingültig und aussagekräftig...