ahh, jetzt muss ich doch nochmals meine schnauze aufreissen
@schomo: klar sind die schwingungen nur ein technisches detail. das risiko der kernschmelze allerdings auch. genauso wie die kaliumprobleme beim schnellen brüter (ok, der hat noch andere nicklichkeiten) oder das transportrisiko bei der wiederaufbereitung. so wie ich markus, datschi und auch mich verstanden habe geht es nicht darum, dass windenergie scheisse sei, sondern dass auch sie nicht perfekt ist und man auch bei ihr noch lange nicht alles weiss.
in der technikeuphorie über neue lösungen übersieht man gerne details, das war auch zu beginn der atomtechnik nicht anders. was nicht heisst, dass ich nicht davon ausgehe würde, dass die atomkraft wesentlich schlechter ist als windkraft.
@cortex: du hast schon richtig gehört - atomstrom ist scheissbillig, und zwar für produzenten wie für den konsumenten. für die volkswirtschaft ist sie es allerdings nicht. in den ersten jahrzehnten der technologie waren die nicht abgedeckten externen kosten schlichtwegs gigantisch; und auch für heute geht man davon aus, dass eine internalisierung der externen kosten (insb. in der versicherungsfrage) den atomstrom massiv anheben würde.
während die kosten für die ersten jahrzehnte unter historikern relativ unumstritten sind, stellt sich bei den aktuellen berechnungen allerdings durchaus die frage nach der parteilichkeit der studien.
@commander: natürlich sind die BWLer alles schafsköpfe und wesentlich für den untergang der zivilisation verantwortlich, aber man sollte BWLer auf keinen fall mit ökonomen verwechseln. die volkswirtschaft geht in der klassischen (nich marxiistischen oder linken oder was auch immer, sondern wirklich auch bei den neoliberalen ****) wachstumstheorie eben genau davon aus, dass sich wachstum zwingend abschwächen muss und jede gesellschaft schlussendlich zum stillstand tendiert. die Neue Wachstumstheorie bringt zusätzlich noch die Ressource Technologie/Knowhow mit ins Spiel, was ein gewisses Wachstum über die Zeit ermöglicht, aber auch da prophezeien die wenigsten ökonomen für die nächsten jahre wesentliches wachstum für den westen.
das problem aber ist: wachstum, so problematisch und zaghaft es ist, ist wichtig. schlicht und einfach weil wirtschaftswachstum, welches unterhalb der produktivitätsgewinne liegt, zu arbeitslosigkeit führt, und diese IMHO das schlimmste was einer gesellschaft blühen kann. politisch, soziologisch, öknomisch und letzlich auch ökologisch. ok, aus ökologischer sicht gibt es auch noch schlimmeres, aber noch jede unterbeschäftigung hat die umweltgesetzgebungen wieder zurückgedrängt. deshalb ist wirtschaftswachstum für mich durchaus ein kriterium, auch in der atomfrage.
allerdings ist nicht so klar, wie stark atomenergie und wirtschaftswachstum zusammenhängen. klar ist nur, dass ein sofortiger ausstieg (und damit die preiserhöhungen für die produktion) kaum zu verkraften wäre, genauso wie versorgungssicherheit ein sehr wichtiger faktor für westliche wirtschaften ist.
@ach tom, mein tom
ich will dir wirklich nicht zunahe treten, aber irgendwie scheint mir, als ob du den faden verpasst hast. ich habe in diesem thread kein post gelesen, welches die kernenergie prinzipell verteidigt. die diskussion ist heute nicht mehr jene, die ihr in den 70ern und 80ern geführt habt, als die gegenseite stur behauptete atomkraft sei gut und ungefährlich. diese leute gibt noch, aber es ist still geworden um sie, und sie schwirren nur äusserst selten in apple-boards umher
die technologiekritik der 80er-bewegung ist etwas vom wichtigsten in der zweiten hälfte des letzten jahrhunderts (ging übrigens hand in hand und war inhaltlich aufs engste verknüpft mit der aufweichung jeglicher institutioneller autoritäten), und ich bin deiner generation wirklich und ohne jegliche häme zutiefst dankbar, dass wir nicht mehr alles fressen, wie wir es gehört bekommen, sei es nun von der atomlobby, vom arzt, von den medien oder auch nur dem dorfpolizist.
das heisst aber nicht, dass diese art von kritik weiterhin die bedeutung früherer tage hat. diskussionen über die probleme einer technik werden heute in aller öffentlichkeit geführt. an den unis. in sehr vielen medien. in der politik (yup, ganz besonders dank den grünen, aber auch wir sozis haben da ein wenig dazugelernt). und auch im internet. heute ist es nicht mehr so, dass die grosse mehrheit etwas nicht weiss, weil sie es nicht wissen wollte, sondern weil sie zu viel widersprüchliches eingetrichert bekam. und da helfen, so meine ich, polemiken schlicht nicht weiter, sondern schaden tendeziell nur.
ich weiss, das tönt jetzt überheblich im sinne von - geh weg alter, vertreter einer obsoleten bewegung und vergangenen tradition - aber ich bin sicher, dass du weisst, wie ich es meine...