Schlingel, Du hast sicherlich recht, dass wir (mittlerweile) mehr Mittel zur Verfügung haben, als zu Beginn des Projekts. Aber ich möchte Dir verraten, dass dies nur sehr wenig damit zu tun hat, ob den Zuschauern eine Sendung gefällt oder nicht. Man kann sich einfach vor die Kamera setzen und eine spannende Geschichte erzählen -- wenn sie gut ist, werden die Zuschauer auf der vordersten Stuhlkante sitzen. Oder man baut einen mörderischen Krimskrams im Studio auf und leiht sich die tollsten Kameras -- aber die Geschichte "zündet" vielleicht trotzdem nicht.
Unserer letzter Gratis-Podcast (
"Microsofts Kampf gegen Quicktime") besteht aus nichts weiter als einer Erzählung und einigen Keynote-Folien, trotzdem war die Resonanz darauf verblüffend.
Dein Groll gegen Mac-TV ist also in dieser Hinsicht unbegründet. Dir stehen alle Wege offen. Aber bist Du auch bereit, den gleichen Einsatz zu leisten, wie wir es taten? Uns hat nämlich bisher niemand etwas geschenkt.
Als wir noch kostenlos gesendet haben (mit der Hoffnung, das würde sich auszahlen), waren die Bandbreiten im Internet so gering, dass wir eine teure Standleitung mieten mussten, um unsere Sendung überhaupt live zum Server schicken zu können. Kosten damals: 10.000 DM pro Monat ohne Traffic. Der Server kam noch hinzu. Ich war damals gegen alle Ratschläge bereit, mein ganzes Vermögen dafür zu riskieren, um es eine Weile durchzuhalten. Rente, Versicherungen, jede Art von Urlaub, Luxus oder gar ein Auto sind dafür über Bord gegangen. Als wir dann anfingen, lumpige 10 Pfennige pro Film zu verlangen, waren die Mac-Foren voll von empörten Postings. Kaum jemand war bereit, das zu bezahlen, und zwar "aus Prinzip", und weil es reine Abzocke war.
Um die Kurve zu kriegen, war viel Arbeit nötig, also schmiss ich jede andere Tätigkeit hin. Das hat unsere finanzielle Lage nicht gerade verbessert. Jeder hat mir geraten, aufzugeben, aber dazu war ich nicht bereit.
Das ganze Team (Moderatoren, Kameraleute, Bildregie) hat trotz aller Probleme nie aufgehört, meinen Beteuerungen zu glauben, dass wir irgendwann ein Mac-Fernsehen haben würden. Unsere Zuschauer haben uns dann Stück für Stück dorthin getragen, wo wir heute sind -- beileibe nicht am Ziel, aber immerhin unterwegs. Man kann schon ungefähr erkennen, wohin das Schiff steuert.
Schlingel, frage Dich ehrlich, ob Du diesen Einsatz bringen würdest. Wenn ja, dann mach' Dich heute auf den Weg. Verzichte auf Deinen Urlaub, so wie ich es tat. Verzichte auf Dein Auto, so wie ich es tat. Plündere Dein Konto und verkaufe Deine Rente, so wie ich es tat. Schmeiss Deinen Job hin und Deine Freundin raus, und schreibe Sendepläne. Ist Dir das zu wild? Zu viel Risiko? Zu unbequem? Kann ich gut verstehen.
Blicke nicht nur auf die Mittel von Mac-TV. Blicke auch auf das, was es uns gekostet hat.