Wenn jemand, der/die HIV-positiv ist und um die eigene Erkrankung bescheid weiß, die Ergreifung von Schutzmaßnahmen alleine dem Partner überlässt (zumal es einen selbst ja "nicht mehr treffen kann" bzw. die Situation nicht verändern würde), so ist dies in etwa mit der von Ihnen dargelegten Basisüberlegung vergleichbar.
Darf ich vielleicht das Beispiel mal kurz korrigieren?
Denn das ist schon im Ansatz vollkommen falsch.
Wenn jemand nicht mit HIV infiziert werden kann (aus welchen Gründen auch immer) und er weiß, dass es absolut unwahrscheinlich ist, dass er HIV von einem Menschen zum anderen Menschen übertragen kann, dann bringt es für den Partner auch keine zusätzliche Sicherheit. Eher ist es so, dass der Partner den Vorteil hat, dass der HIV-immune Mensch ein deutlich sichererer Partner ist.
Oder um mal weg von den ganzen Analogien zu kommen:
Nehmen wir mal die Macs M1 und M2, die PCs P1 und P2 und die (Linux)-Internetserver S1 und S2.
P1 und P2 sind gefährdete Rechner, da auf ihnen ein Betriebssystem läuft, welches Virenanfällig ist. Deshalb schützen sich P1 und P2, denn P1 kann sich bei P2 anstecken und umgekehrt. M1, M2, S1 und S2 können hingegen gefahrlos beliebige Daten untereinander austauschen.
Stellen wir also fest: P1 und P2 sind gefährdet und müssen sich schützen bzw. geschützt werden.
Damit Viren erst gar nicht auf die Rechner heruntergeladen werden, läuft auf S1 und S2 je ein Virenscanner, der Mails filtert. Somit würden selbst im Fall, dass M1 über S2 an P2 eine Mail mit Viren als Anhang schickt, zwei Scanner die Mail überprüfen.
Andersherum, falls P2 über S2 an M1 eine Virenmail schickt, würden ebenfalls zwei Scanner die Mail abfangen. Selbst wenn P2 keinen Virenscanner laufen lassen würde, wäre noch ein Scanner übrig.
Somit ist es schon mal unwahrscheinlich, dass M1 und M2 überhaupt mit einem Virus in Kontakt kommen und noch unwahrscheinlicher ist es, dass M1 und M2 den Virus weitergeben, da er sich auf den Systemen nicht vermehren kann, sondern weiter in seiner Wirtsdatei eingesperrt ist und jegliche Bearbeitung und eventuelle Konvertierung auf M1 oder M2 überleben muss. Danach muss die verseuchte Datei dann manuell weitergeleitet werden, um überhaupt eine Gefahr für andere Rechner darzustellen.
Und jetzt kommt der absolute Hammer: Die meisten Viren sind in Dateiformaten vorhanden, mit denen ein Mac-User erst gar nichts anfangen kann (.EXE, .DLL, .SCR) und deshalb kaum mit ihnen in Kontakt kommt. Der Rest, wie z.B. infizierte Bilder, sind eher selten in Mails anzutreffen, die man weiterleitet.
Viel häufiger sind Viren auf präparierten Webseiten und in Tauschbörsen anzutreffen. Und für Würmer sind Macs erst mal Endstation.
Jetzt ist immer noch die Frage, warum sollten M1 und M2 sich gegen Viren schützen, wo doch P1 und P2 eh geschützt sind? Vielmehr noch, über die auf Servern häufig anzutreffenden Virenscanner werden M1 und M2 vor verseuchten Mails von infizierten gut PCs geschützt.
Bleibt noch die klitzekleine Wahrscheinlichkeit, dass man via USB-Stick oder direkter Netzwerkverbindung einen Virus von P1 auf M1 nach P2 transportiert wird. Die ist aber schon statistisch gesehen nicht wirklich relevant, da sich in dieser Kette ebenfalls mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Virenscanner befindet und die Chance, dass der Virus auf M1 durch Weiterverarbeitung der Daten zerstört wird, relativ groß ist.
Noch einmal zurück zum Start: Wenn P1 keinen Virenscanner hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er infiziert werden kann, sofern er von P2 oder den Ms eine verseuchte Datei bekommt oder er sich in den Weiten des Internets von selber eine verseuchte Datei sucht. P1 ist also dem Risiko ausgesetzt, dass er infiziert ist - Und das völlig unabhängig davon, ob M1 und M2 einen Virenscanner haben.
P2 hat einen Virenscanner, der eingehende Viren abblockt. Hier gilt ebenfalls: Ob M1 und M2 einen Virenscanner haben, spielt keine Rolle. Spätestens der Virenscanner auf P2 erkennt den Virus, falls nicht schon ein Virenscanner auf dem Server dem Virus den Garaus gemacht hat.
In beiden Fällen spielt es keine Rolle, ob M1 und M2 einen Virenscanner laufen haben, oder nicht. Sofern M1 und M2 sicher sind, dass sie nur mit geschützten PCs kommunizieren, kann auch jede Datei sorglos weitergeleitet werden.
Betrachtet man jetzt noch den Marktanteil von Macs gemessen am Gesamtmarkt und berücksichtigt die Wahrscheinlichkeit, dass einer wenigen Macs mit zwei ungeschützten Rechnern (von denen einer ein Virus trägt, dass den Transfer von PC zu Mac zu PC überlebt) kommuniziert, ohne dass die Kommunikation über einen Server mit Virenscanner läuft, dann wird einem klar, dass Virenscanner auf Macs keinerlei Zusatznutzen generieren.
Das Hauptproblem sitzt aber eh 40cm vor dem Bildschirm. Der gesunde Menschenverstand funktioniert oft deutlich besser als jeder Virenscanner.
Wer möchte, kann ja sich gerne Statistiken zur Virenverbreitung besorgen und hier posten. Mich würden aktuelle Zahlen sehr interessieren.