@Michael Reimann
WhatsApp teilt die Daten bereits seit 9/2016 mit anderen Unternehmen der Facebook-Gruppe. Widersprechen konnten nur Nutzer, die WhatsApp vor 8/2016 (Bekanntgabe der neuen AGB) installiert hatten und nie eine Neuinstallation vorgenommen haben. Bei jeder späteren Installation war kein Widerspruch möglich. Auch dann nicht, wenn man WhatsApp vor 8/2016 installiert hatte, aber es danach neu installiert hatte.
Die Daten hat WhatsApp auch für europäische Nutzer erhoben und an Facebook übertragen. Erst nach einer Strafe über 110 Mio. Euro wurde das geändert. Die Daten bis zur Strafe hat Facebook aber!
Vermarktung ist nicht gleich Werbung, wie sie Anwender verstehen! Immerhin erscheint in WehatsApp keine Werbung. Aber Facebook verkauft die Daten seiner Nutzer und in anderen Apps und Webseiten erscheint Werbung. Werbeanrufe und Werbung im Briefkasten kann ebenso auf Daten von Facebook basieren. Selbst meine Dienstleister (Telefongesellschaft, Versicherungen, Arbeitgeber etc.) könnten Daten von Facebook kaufen. Eigentlich gibt es dafür ein System, das keine Daten direkt verteilt werden, aber gerade Cambridge Analytica hat doch gezeigt, dass Facebook soetwas völlig egal ist. Der Telegram-Bot, von dem derzeit die Rede ist, basiert übrigens auf der gleichen API von Facebook.
WhatsApp selbst spricht von der "Region Europa". Das sollte die Schweiz einschließen.
Wenn Schulen und Vereine WhatsApp nutzen, ist das mit großer Wahrscheinlichkeit ohnehin rechtlich schwierig. Viele Bundesländer verbieten ohnehin die WhatsApp-Nutzung an Schulen. Es können also höchstens private Gruppen sein. Sollte dort ein Lehrer Mitglied sein, kann der ein Problem bekommen!
Was ist mit den Rechten derer, die nicht möchten, dass Hinz und Kunz ihre Kontaktdaten an Facebook überträgt? Wenn jemand erfährt, dass ich seine Daten dem Elektriker im Ort gegeben habe, wird dieser mich ansprechen, was mir einfalle, seine Daten einfach so weiterzugeben. Dieselbe Person gibt aber alle seine Kontaktdaten an ein US-amerikanisches Unternehmen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden und wenn man darauf hinweist, wird das nur mit "Da kann man nichts machen" beantwortet.
Die Tatsache, dass wir Unternehmen (mehr oder weniger bewusst) so viele Daten geben (es betrifft nämlich noch viel mehr als WhatsApp), führt doch bereits zu staatlichen Begehrlichkeiten. Das Thema ist also keineswegs nur eine private Frage, sondern eine gesellschaftliche. Beleuchte doch mal, was das für das Datanschutzrecht in der Zukunft bedeuten könnte und stelle die Frage, ob wir das wollen?
Den Hinweis, man könne ja WhatsApp und andere Messenger parallel nutzen, habe ich lange auch gegeben. Aber aufgrund der Marktmacht von WhatsApp sehe ich das mittlerweile anders. Wenn sowieso schon fast alle Kontakte bei WhatsApp sind, wechseln vielleicht derzeit eine ganze Reihe. Mittelfristig werdne sich aber mehr iund mehr die Frage stellen, "Warum soll ich mehrere Messenger nutzen? Es sind doch fast alle bei WhatsApp! Die Cousine in München hat dann halt Pech! Soll sie halt WhatsApp installieren."
An den Kern der Frage gehst leider auch Du nicht.
Warum müssen alle Nutzer bei dem gleichen Diensteanbieter das Konto haben und die gleiche App verwenden? Das gibt es bei keinem anderen Kommunikationsmittel. Es ist egal, wo wir beide unseren Telefonvertrag haben und wie können trotzdem miteinander telefonieren. Es ist egal, wer unserer E-Mail-Provider ist und wir können trotzdem E-Mails austauschen. Nur beim Instant Messaging müssen alle den gleichen Anbieter haben. Das war bei ICQ, Skype und vielen anderen schon so und ist auch bei Signal, Threema usw. auch nicht anders. Warum? Das System ist doch in sich fraglich.
Es ist auch nicht so, dass nicht anders ginge, denn es gibt ein Instant-Messaging-System, bei dem der Provider und die App egal ist:
Jabber:
Für iOS sind derzeit die Apps ChatSecure, Monal und Siskin IM diejenigen, die eine ähnlich starke Verschlüsselung wie WhatsApp unterstützen. Jabber ist multiclientfähig und es gibt für alle Systeme, ob Smart Devices oder PCs (egal, welche Plattform) zahlreiche Clients.
Ja, auch Jabber hat seine Probleme. Insbesondere sind die iOS-Clients alle noch ein ziemlicher Krampf. Mir sind die Gründe nicht bekannt, beweist doch Conversations für Android, dass es auch anders geht. Es gibt wohl das berühmte Henne-Ei-Problem: Ohne entsprechende Nutzerzahl, leiden die Anbieter unter Finanzierungsproblemen und mit bestehenden Problemen gibt es keine neuen Nutzer. In Anbetracht der Diskussionen, dass Messenger interoperabel werden sollen, wird sich hoffentlich Jabber als Basis durchsetzen und entsprechend stabilisiert.