Neulich im MediaMarkt lag irgendein Teil herum, dass einem iPad sehr ähnlich sah, und mir fiel ein Gespräch ein, dass ich vor vielen Jahren mitgehört hatte.
Damals im MediaMarkt, ca. 2004:
K: "Haben Sie einen iPod".
V: "Was wollen sie denn mit einem iPod. Das ist doch nur ein verkappter MP3-Player."
K: "Ja, aber den hätte ich gerne."
V: "Aber wir haben hier etwas besseres, das kann nicht nur Musik abspielen, das hat auch ein Radio. Schauen Sie mal."
K: "Das ist aber schwer. Und hässlich."
V: "Aber es kostet 150 Euro weniger, und kann Musik UND Radio."
K: "Kann ich es jetzt gleich mitnehmen?"
V: (Gott sei Dank hat er nicht gefragt, wie viele Musiktitel hineinpassen)
Das ist der freie Wettbewerb. Und daran gibt es nichts zu zweifeln. Jeder Käufer ist für sich selbst verantwortlich.
Aber ich frage mich folgendes: Bevor Apple mit dem iPad kam, gab es schon ähnlich aussehende Tablets, nur waren die völlig unbrauchbar. Jetzt hat Apple vorgemacht, wie es geht, und nun wollen die Leute so etwas kaufen. Und schon werden wieder Tablets auf den Markt geworfen (WePad? TouchPad? GalaxyTab?), deren Brauchbarkeit nicht bekannt ist, die aber zweifellos davon profitieren, dass das iPad ein Renner ist.
Und dann kommen Überlegungen, die noch vor fünfzehn Jahren völlig fremd waren. Damals war Apple der Underdog, und alles was Apple tat, war heilig und gut. Erst recht, als dann Steve Jobs zurückkam, und das goldene Vlies vor dem Untergang rettete. Jeder Nachahmer von Apple-Designs war wahlweise suspekt oder pfiffig, und wenn er nur ein Bügeleisen mit transparentem Kunststoff in Bonbonfarben herstellte.
Jetzt sind die Hardware- und Software-Entscheidungen Apples keine anderen, und Apple steckt inzwischen mehr Geld in Forschung und Entwicklung als je zuvor, weil das der goldene Pfad ist, mit dem Apple überhaupt erfolgreich werden konnte. Die Definition eines "Human Interface Guidelines" ist anderen Firmen immer noch fremd, während Apple dies schon seit mehr als dreissig Jahren studiert und pflegt.
Aber nun ist Apple innerhalb von etwas mehr als zehn Jahren vom Underdog zum erfolgreichsten Unternehmen der Welt geworden. Und plötzlich sind Nachahmer, auch asiatische Unternehmen, deren Kopierfreudigkeit man sonst beschimpft, plötzlich Sportsfreunde und bemitleidenswerte Opfer von Apples Skrupellosigkeit.
Ich denke auch, dass Apple schon lange kein Underdog mehr ist, und daher wundert es mich auch nicht, dass sich dieses Unternehmen nicht als solches verhält, sondern mit den härtesten Bandagen kämpft, die es kriegen kann. Was anderes bleibt einem Alphatier denn übrig?
Apple ist nicht nur in der Position eines Alphatiers, das wäre ja noch eine sehr überschaubare Position innerhalb eines eng begrenzten Reviers. Nein. Das Revier ist jetzt die ganze Welt, und alle, wirklich alle anderen Unternehmen auf der Welt schielen schon etwas befremdet in die Richtung und argwöhnen über das neue Kräfteverhältnis.
Es wäre Zeit für einen Partner.