Eine Krawatte trägt man um seinem Gegenüber seine Achtung und Wertschätzung auszudrücken. Man wirkt automatisch seriöser und "liquider". Als ich mal in einem englischen Krankenhaus gearbeitet habe, trugen alle anderen Ärzte stets (!) Krawatte, ausser im OP. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Dabei war es anscheinend vollkommen egal, was da vom Hals baumelte. In dieser Zeit sah ich Krawatten, die vom Aussehen und Knoten eher den Eindruck gemacht haben als wäre der Träger in letzter Sekunde vom Galgen geschnitten worden. Aber das war völlig gleich, Hauptsache Krawatte. Teilweise hingen die Kollegen mit ihren Krawatten in Ermangelung einer Krawattenklammer in diversen Körperflüssigkeiten, das waren schon Szenen die ich nur mit äusserstem Widerwillen betrachtet habe. Trotzdem, auch wenn die Krawatte völlig verschmutzt, angerissen oder anderweitig ruiniert war (da trägt auch keiner eine Seidenkrawatte!), sie wurde mit Würde wieder zurück in den Kittelausschnitt gesteckt. Kleingeister werden nun einwenden "aber die Hygiene!" - ja, deswegen trage ich bei der Arbeit auch keine Krawatte. Aber die Coolness mit der dieses Thema abgehandelt wurde hat mir schon was abgerungen.
Dennoch: dieses "sklavische" Krawattentragen widerstrebt mir. Ich denke wenn man einen förmlichen Anzug und ein Hemd trägt, dann kann man mit einer gut gewählten Krawatte dem Ganzen Individualität und Frische verleihen (wie lang man nun auch immer beliebt sie zu binden). Das Gleiche gilt in noch stärkerem Maße für das seltener gesehene Einstecktuch. Viele Leute meinen sie sehen im Anzug aus "wie ein Pinguin", man entgegnet dann gerne "Ja, unfähig zur Flucht, aber wovor?". Dieses betont lässige, "naturburschige" geht mir eher auf den Nerv, Menschen die mitten in der Fußgängerzone aussehen als wären sie gerade aus irgendeinem Outback geflohen und auch gleich wieder auf dem Weg dahin zurück. Ich kleide mich lieber den Konventionen entsprechend (das heisst dass ich mich anpasse und auch nicht wie Lord Byron zum Bäcker flaniere) und überrasche mit unkonventionellen Ansichten, nicht umgekehrt.
Neben den obligatorischen Krawatten habe ich auch eine ganze Menge Halstücher zuhause, eigentlich trage ich viel öfter Halstücher, da die förmlichen Anlässe bei mir seltener werden und eine Krawatte nicht zu Sportsakko und Freizeithose passt. Manchmal binde ich die Halstücher in lockeren Knoten wie Krawatten, manchmal wie Schals, je nach Laune.
Cowboystiefel zum Anzug? Habe ich erst letztens bei einer Frau gesehen (Hosenanzug) und das sah verteufelt gut aus. Kann aber auch an der allgemeinen Erscheinung gelegen haben
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. Ich müsste einfach mal ein paar anprobieren um zu sehen ob ich solche Stiefel überhaupt mag oder nicht, mittlerweile haben die Dinger in Deutschland ja ihr Mantafahrer-Image verloren, fährt ja kaum noch ein Opel Manta. Und gegen den Reiz dieses "Retro-Gags" kann ich mich gerade auch nicht wehren. Beim Kilt besteht dann die Frage, ob er als "true scotsman" getragen wird, also ohne Unterwäsche. Man sieht sowieso nichts, aber der leise Zweifel in den Köpfen der Mitmenschen bleibt
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- ich würde sowas am St. Patricks Day mit Humor sehen.
Hosenträger oder Gürtel, das ist eine Frage auf die es keine klare Antwort gibt. Ich bevorzuge Gürtel, aber es ist schon richtig dass sich die Hose mit Hosenträgern besser trägt, besonders wenn man länger gesessen hat. Hosenträger strecken auch, aber ich trage sie wenn dann sowieso nur mit Weste, also nie sichtbar.
In meinem Schrank liegt nicht ein einziges Button-Down Hemd. Was Mode angeht bin ich Opportunist, wenn ich keine Krawatte trage lasse ich den obersten Hemdknopf offen und das sieht beim Button-Down an mir nicht gut aus. Andererseits möchte ich zu jedem Hemd auch eine Krawatte tragen können, das geht mit diesem sportlichen Hemdtyp nicht. Ausserdem stören mich die Kragenknöpfe ungemein, ich sehe nicht gerne so viel festgenähten Krimskrams an mir, das gilt für Monogramme etc. gleichermaßen.