Des Einkaufsführers zweiter Teil…
Nach langer Zeit bin ich, den Festtagen sei Dank, endlich dazu gekommen, den zweiten Teil des subjektiven London Einkaufsführers zu schreiben.
Dafür beschäftigen wir uns im heutigen Teil auch mit einem der Highlights jedes anglophilen Herren: der Old Bond Street.
Das ist so ziemlich das Exklusivste, was es in London gibt, vergleichbar mit dem Neuen Wall in Hamburg.
Aber keine Angst, neben absoluten Nobelmarken und Juwelieren findet man auch zahlreiche alteingesessene Läden, die seit mehr als hundert Jahren Kleidung und Schuhe für den Herren produzieren ( und manche auch für die Dame ) Tatsächlich wird man in ganz London nicht so viele Hoflieferanten auf einem Haufen finden, nahezu jedes Geschäft hat das sogenannte Royal Warnt, also wenigstens eines der königlichen Siegel. ( Es gibt drei: für die Königin, den Duke of Edinburgh und den Prince of Wales )
Zunächst müssen wir mal dahin kommen. Ihr erinnert euch, wir tippelten unseres Weges vom Piccadilly Circus in Richtung Kensington. Ihr könnt vom Picca direkt in die Bond St., andersrum ist aber interessanter. Ihr geht in Höhe Lanesborough rechts durch eine Passage. Dort befinden sich zahlreiche kleine, typisch britische Läden. Typisch britisch heisst: Holzvertäfelung und eine Optik wie der Kolonialwarenladen der Jahrhundertwende. Neben einem tollen Taschenladen gibt es zwei Hemdenschneider, die relativ günstig sind und selbst ausgefallenste Wünsche im Hinblick auf Stoff und Farben erfüllen, am hinteren Ausgang rechts ein ganzes Geschäft voll mit Hosenträgern, Manschettenknöpfen, Krawatten und Fliegen, Einstecktüchern und Taschentüchern. Weit entfernt von dem billigen Tinnef, den Tie Rack verkauft und wirklich individuell.
Durch die Passage kommend tut sich eine alte, relativ schmale und für Londoner Verhältnisse verkehrsarme Straße auf, die wirkt, als sei die Zeit stehen geblieben. Das man direkt vor eine der typischen englischen Telefonzellen läuft, macht den Eindruck perfekt. Schöne alte Häuser bergen im Erdgeschoß die Creme de la Creme der englischen Herrenaustatter.
Neben den üblichen Verdächtigen - Armani, Brioni, Ralph Lauren usw. - gibt es auch die alten, etablierten englischen Firmen - Turnbull&Asser, Churchs, John Lobb.
Rechts, in der Old Bond Street, sind die alten Firmen angesiedelt, die anderen befinden sich weitestgehend links in der sgn. New Bond Street, die auch wieder auf den Piccadilly mündet.
In der Old Bond werfen wir einen Blick in die Royal Arcade, dort ist die Wahrscheinlichkeit, einen Promi beim Kaffee zu treffen, am Größten. Dort flanieren auch bevorzugt die Leute, die von Kontinentaleuropäern am ehesten das Klischee des spleenigen Briten erfüllen.
Sollten die Damen mitgenommen werden, laden wir diese, je nach Präferenz, bei Tiffany, Gucci, Cartier oder Chanel ab und schlendern an die Ecke zu Turnbull & Asser. Wer Hemden sagt, meint T & A. Im Ausverkauf sind Hemden von der Stange schon für unter 100 Euro zu bekommen, das lohnt sich auf jeden Fall. Man kann jeden Stoff und jedes Muster mit jedem Kragen und Manschette kombinieren, die Auswahl ist schier endlos. Dazu gibt es Accessoires, die einem die Tränen in die Augen treiben.
Der nächste Gang sollte uns zu einem der Schuhhäuser führen. Wer jetzt einen Supermarkt wie Deichmann im Kopf hat, wird enttäuscht oder überrascht sein. In gediegenem Ambiente finden sich in Massivholzregalen die gängigen Modelle. Neben Schuhen von der Stange, kann man natürlich auch Schuhe anfertigen lassen. Dazu sollte man allerdings einen Termin machen und mindestens einen halben Tag einplanen.
Ein kleiner Tipp: Schuhe immer erst nach der Mittagszeit kaufen, wenn der Fuß angeschwollen ist, dann passen die Schuhe besser.
Selbst bei den Schuhen von der Stange kann man unter verschiedenen Leisten und Breiten wählen, die Preise beginnen bei 300 Euro. Church ist etwas günstiger als John Lobb. Dort findet man auch Cordovan Schuhe von Alden USA.
Das weltbekannte Auktionshaus Sotheby's befindet sich ebenfalls in der New Bond Street, wenn geöffnet ist allemal einen oder zwei Blicke wert.
Auch hier gilt: Es gibt überall ( sehr freundliche ) Türsteher, ausserdem einen privaten Sicherheitsdienst auf der Strasse und Kameraüberwachung. Mit dem Auto reinzufahren ist nicht zu empfehlen. Einkäufe werden gerne ins Hotel geliefert.
Man sollte ein wenig gepflegt gekleidet sein, das erhöht die Chancen, in die "Style" Läden, wie Louis Vuitton, Prada usw. Einlaß zu finden.
Auch hier gilt: Essen, Eis und Rucksäcke werden nicht gerne gesehen, kurze Hosen oder Sandalen führen zu krausen Nasen.
Interessant sind auch die zahlreichen Läden bekannter Juweliere und Uhrenhersteller, die eigene Läden oder zumindest Shop in Shop Läden unterhalten. Dem Dunhill Shop kurz vor Ende der New Bond Street stattet der Pfeifenraucher oder Zigarrenliebhaber natürlich einen Besuch ab. Feuerzeuge in Silber schon ab 200 Euro, das lohnt sich.
Ansonsten darf man bei den etablierten Marken nicht auf Sonderangebote hoffen.
Bei Hermes gibt es Taschen von 800 Euro bis 75.000 Euro, die Tücher sind geschätzte 20% günstiger als in Deutschland. Da sollte jeder etwas finden.
Wer also der Meinung ist, Outletpreise vorzufinden oder im Vergleich zu Deutschland billig einzukaufen, wird etwas enttäuscht werden. Allerdings wird man in Deutschland nirgends so viele Flagship Stores auf einem Haufen finden, die dann auch nahezu die gesamte Produktpalette anbieten. Aber selbst, wer nur ein wenig schauen möchte, wird zahlreiche Anregungen mitnehmen und sich an dem Angebot erfreuen können.
Werft unbedingt einen Blick in die Seitenstrassen, hier verbirgt sich auch noch die ein oder andere Perle. Neben den Zuschneidern der Herrenausstatter und Änderungsschneidereien gibt es auch noch ein paar Herrenschneider, einen Schuhmacher vis a vis der Royal Arcade und kleinere Läden, die wiederum Kollektionen kleinerer oder junger Designer im Angebot haben.
Die großen Namen, wie Kors und Westwood, finden sich natürlich auf der Hauptstrasse.
Allein dieser Kilometer Strasse ist einen London Besuch wert, und sei es nur zum Anschauen. Natürlich werden nicht viele Ihre Liebste bei Chanel oder Dior einkleiden, aber das ein oder andere Teil kann man sich vielleicht mal gönnen und dann mit "normalen" Kleidungsstücken wunderbar kombinieren. Der Einkauf in diesem Ambiente ist schon etwas Besonderes, allein der Geruch in den einzelnen Läden nach Leder, Stoff und …. Geschichte macht einen guten Teil des Einkaufserlebnisses aus.
Kreditkarte ist von Vorteil, Bargeld wird nicht unbedingt gerne genommen und ist eher unüblich, abgesehen davon, das man diese Summen nicht unbedingt mit sich rumschleppen will. Es gibt aber auch eine ING und eine RBS Filiale am Piccadilly.
Im nächsten Teil erkundigen wir die Saville Row und Soho.
Jetzt sammeln wir erst einmal unsere Holde wieder ein, hoffen, das Sie bei Tiffany nicht das Haus verpfändet hat ( meine Frau musste ich betäuben, um Sie da raus zu kriegen ), und begeben uns ins Lanesborough zum 5 Uhr Tee.