MeisterPetz
Gast
Die Jugend hat sich schon immer von der "Erwachsenenwelt" durch eine eigene Sprache (nennt man dann Jugendsprache ) und eigene Regeln abgegrenzt. Sieht man glaub ich am deutlichsten an der '68 Bewegung, ist doch dufte oder?
Natürlich, ist ja eine natürliche Entwicklung, aber "damals" und auch zu der Zeit, in der ich jung war, war man halt dagegen, was die Erwachsenen wollten oder taten. Man beschäftigte sich in Gruppen damit, auch wenn es nicht im Sinne der Erwachsenen war. Es gab Gespräche, die natürlich nicht ohne Konflikte verliefen, weil die Meinungen gegensätzlich waren. Es war Interesse vorhanden, die Dinge zu ändern. Davon sehe ich bei der Jugend wenig. Das Ignorieren ist eben immer noch die schlimmste Art der Ablehnung.
Heute habe ich den Eindruck, dass die Jugend sich eigentlich gar nicht dafür interessiert. Solange die Glotze oder das Netz läuft, ist es schon ok. Ein Verbot von Ballerspielen (in meiner Zeit gleichbedeutend mit dem Verbot von Rockmusik [machte laut Erwachsenen auch die Leute kaputt]) hätte zu der Zeit Proteststürme ausgelöst. Heute ist das eh jedem egal, weil wer die Spiele haben will, bekommt sie von Freunden oder zieht sie aus Tauschbörsen. Der damalige Widerstand ist einer gewissen Resignation gewichen. Die Flucht in alle möglichen virtuellen Welten einfach nur eine Folge davon, sich dem Leben nicht stellen zu wollen.
Die erfolgreichten Spiele der letzten Zeit sind doch Sims und Second Life, wenn ich mich nicht irre. Ich selber habe genug gespielt in meinem Leben, vom Pogo Joe am C64 an bis Enemy Territory, und verstehe einfach nicht, wieso ich etwas spielen soll, was ich in echt haben kann.
Ein pikantes Detail am Rande ist, dass die Leute, die es am meisten betreffen sollte, nämlich die Eltern, die Voraussetzungen dieser Isolation in Form von Fernsehen und Internetzugang noch aktiv zur Verfügung stellen.
Ich würde gerne verstehen, warum die Kinder dieser 68er und 70er Generation, die ja so für ihre Freiheit eintrat, sich hinter virtuellen Identitäten verstecken und so gar keine Perspektive mehr sehen.