nun...
...meldet sich das disktutierte Objekt.

(<-- und ja, ich weiß das das politisch nicht korrekt ist. Ich weiß auch, dass sich andere Afrodeutsche dadurch angegriffen fühlen mögen und will deswegen klar sagen, dass das Bitte nur als ein persönliches Statement sein soll, ein Aufruf dazu, die Thematik nicht übertrieben verbissen zu sehen.)
Ich bin nun also Neger, Schwarzer, Halb-afrikaner oder sonst was auch immer. Und weil man zu solchen Themen immer eine sehr eigene und individuelle Auffassung hat ein paar Daten zu mir: Ich bin 15 Jahre alt, wohne und lebe im sozial gut gestellten Hamburger Norden, besuche ein Gymnasium. Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater kommt aus Ghana, ist allerdings kurz nach meiner Geburt abgehauen, ich habe ihn folglich nie kennengelernt. Ich habe also außer meiner Hautfarbe keinen großen Bezug zu afrikanischer Kultur.
Persönlich habe ich in meinem Leben bis jetzt zum Glück noch keinen rassistischen Angriff auf mich erlebt. (Eigentlich sehr verwunderlich.) Unterschwellig? Keien Ahnung, ich nehme da eigentlich kaum etwas wahr, auch wenn man sich schon manchmal Gedanken macht. Ich könnte da jetzt aber nichts konkretes nennen. Mit anderen "Schwarzen" habe ich nicht zu tun, gibts hier kaum. Jedenfalls nicht in meinem Alter. Das ist wohl der Grund warum ich in der Diskussion einen etwas lockeren Standpunkt vertrete.
Erstmal zu Wikipedia:
Die beste Bezeichnung (da gewünschte Eigenbezeichnung) lautet jedoch "Afrodeutscher".
Ähm, ja. Ich persönlich wünsche diese Bezeichnung jedenfalls nicht . Klingt irgendwie ein bisschen sehr künstlich, aber das mag auch daran liegen, dass ich sie heute zum ersten Mal höre. Generell stelle ich mir die Frage wozu man all diese Bezeichnungen überhaupt braucht. Mir jedenfalls fehlt schlicht und einfach der Bedarf jemanden als "weiß" oder "schwarz" oder als "grünblaugestreift" zu bezeichnen. Ich habe den Thread jetzt mal so halbwegs durchgelesen, allerdings sei es mir verziehen, dass ich manchen Post nur "quergelesen" habe. Dennoch scheint mir diese Frage hier etwas zu kurz zu kommen. Wozu braucht man dies Kategorisierung überhaupt großartig? Gut selten vielleicht mal, aber prinzipiell würde ich das ganze eher als eine Kleinigkeit bezeichnen. (Wie gesagt, ich seh das recht locker.)
Neger? Gefallen tut mir das Wort nicht , aber so ein großes Problem wie der genannte Freund von irgendwem (war auf seite 1/2, laaange her :-D ) habe ich nicht.
Von all den Wörtern, die hier so durch den Raum fliegen würde ich wohl Schwarzer oder Farbiger bevorzugen. Trotzdem wieder die Frage nach dem "wozu".
Ich spreche doch keinen auf der Straße mit "Hallo Du Weißer/Schwarzer/Neger" an. Und ebenso sollte es umgekehrt nicht sein. Ich würde das jedenfalls als Abwertung meiner individuellen Person empfinden. Sicherlich verstärkt sich dieser Aspekt für uns Schwarze durch die historischen und, mindestens ebenso wichtig, gegenwärtigen Gegebenheiten.
die bezeichnung "neger" ist für mich schon deshalb ein un-wort, weil sie die menschen nach ihrer hautfarbe unterscheidet. (fantaboy)
Ja, stimmt schon. Nur sollte man es auch nicht übertreiben finde ich. Schon wieder die Frage in welcher Gelegenheit man das Wort umbedingt benutzen will/muss. Ich sehe gerade, dass sich mir eine Antwort auftut: Wenn man einen Menschen beschreiben will. (Mal ein Beispiel: Der Saxophonist war ein Schwarzer.) Jetzt kann mir keiner etzählen, dass man das nur sagt um die Hautfarbe zu bestimmen. Kategorisch fällt das Wort eher in die Gruppierung "Europäer, Asiat, Schwarzer", finde ich. Jetzt kann man zwei Wege gehen. Entweder man ist politisch (über-)korrekt und lässt die Tatsache, dass die Person schwarz ist bei seiner Beschreibung weg. Ich merke, dass ich das manchmal versuche und das mir dann das Wort "schwarz" irgendwie schwer über die Lippen kommt. (Ich würde niemals auf die Idee kommen und sagen es sei ein "Neger" gewesen.) Oder man verhält sich normal und sagt einfach, es sei ein Schwarzer gewesen. Auch wenn das jetzt widersprüchlich klingen mag, ich finde es eigentlich schwachsinnig das Wort "Schwarz" raus zu lassen. (Man merkt an diesem Punkt, dass ich innerlich nichts/kaum schwarzes in mir trage) Trotzdem, ich ertappe mich schon dabei, dass ich manchmal versuche die Eigenschaft des "Schwarz seiens" nicht an die erste Stelle zu setzen.
Ich muss allerdings klar sagen, dass es nicht das Wort Schwarz ist. Wenn ich sagen würde sie/er sehe afrikanisch aus, würde es mir ähnlich gehen. Scheint irgendwas persönliches zu sein. Vielleicht bin ich da einfach zu sehr Opfer der gesellschaftlichen Übervorsichtigkeit mit solchen Begrifflichkeiten.
"Nur die inneren Werte zählen."
Schöne Worte, so sind sie doch recht fern von der Realität. Ich will damit nicht die Oberflächlichkeit lobpreisen, ich will nur ausrücken, dass der Mensch - seien wir realistisch - auch immer auf das Äußere achtet. Und mit der Eigenschaft des Schwarzen lässt sich (zumindest was das Aussehen angeht. Und es fließt sicherlich nur äußerliches mit ein. Gewisse Voruteile hat man immer. (siehe unten) Aber ob man das generell als schlecht aburteilen kann, oder ob das nicht -mehr oder weniger - immer auftritt sei mal dahingestellt.) mehr ausdrücken als nur die Hautfarbe. Klar, man könnte auch davon reden, dass jemand afrikanisch aussieht. (s.o.) Muss man selbst entscheiden, ich persönlich würde mich durch keines von beidem angegriffen (wohlgemerkt angegriffen, aufhören würde ich in beiden Fällen.) fühlen, wenn ich das Gespräch zufällig mithören würde.
Eigentlich habe ich das so gedacht: Wenn mir ein wildfremder Schwarzer über den Weg läuft und ich mit diesem per Zufall über dieses Thema diskutiere, spreche ich vorerst käumlichst von Negern, denn ich weiss in Gottes Namen nicht, wie er darauf reagiert. Wenn ihn das beleidigen sollte, hätte ich mir in so einem Fall schon selbst ins Knie geschossen. Ich will doch auch niemanden Beleidigen.
Und wenn kein Schwarzer anwesend ist, kann ich ja von Negern sprechen, denn es ist niemand da, der sich beleidigt fühlen könnte, oder? (Von Hochstammapfel)
Dieser Ansatz gefällt mir überhaupt nicht. Wirklich nicht. Halte ich mindestens genauso schlimm, wie jemanden direkt anzusprechen, wenn nicht noch wesentlich schlimmer. Um das ganze mal zuzuspitzen: Es wäre also auch in Ordnung wenn Du mich in meiner Abwesenheit als Nigger, Arschloch oder sonstwas bezeichnest? Vielen Dank! (Ich reihe "Neger" bewusst nicht in diese Kategorie ein, weil ich das Wort nicht als so schlimm empfinde. Lieb ist es mir aber keinesfalls. Schwarzer ist mir - wie schon gesagt - von allen am liebsten.
Oder wollen wir der Tatsache aus dem Weg gehen, dass Schwarze nun mal schwarz sind?
(Nochmal der Hochstammapfel)
Damit machst Du es Dir zu einfach. Viel zu einfach. Erstens reduziert sich der Ausdruck des "Schwarzen" KEINESFALLES!!! nur auf die Hautfarbe. Davon bin ich überzeugt. Und zweitens finde ich diese Rechtfertigungsart absurd! Gruppe XYC wurde Jahrhundertelang mit Begriff FGH gedemütigt und empfindet ihn als negativ. Dann kommst Du und sagst Begriff FGH würde doch nur Eigenschaft ABC von Gruppe XYC benennen. Es ist also vollkommen in Ordnung Gruppe XYC mit Begriff FGH zu bennenen. Dann würdest Du 1.) unverschämterweise Gruppe XYC auf Eigenschaft ABC reduzieren 2.) schlimmerweise die Historie um Gruppe XYC ignorieren und dich 3.) untragbarerweise dem (begründeten) Wunsch von Gruppe XYC gleichgültig gegenüberstellen. Nochmals vielen herzlichen Dank!
es gibt eine ganze reihe menschen, deren augen an schwarzen geradezu haften bleiben. aus welchen gründen auch immer. eyecatcher sind es. ich sehe sie mir an, weil ich als musiker dem jazzmythos und der entwicklung verfallen bin und in vielen schwarzen eine art sitte und benehmen feststelle, die mir gefällt. nicht selten strahlen sie eine art von würde aus, die ich mir nur intuitiv erklären kann. nicht rational oder faktisch.
vielleicht, weil die einfach den live-groove und naturblues haben?
(ohhhh, da müßten jetzt einige pauschalisierungsgegner sich zu worte melden, nicht wahr ) (von groove i.d.)
Ja, ich finde, dass Du damit sehr stark reduizierst. Außerdem verstehe ich nicht, was Dein Statement zur Frage des Rassismus beitragen soll. (Ich glaube jedenfalls nicht, dass ich irgendwelchen live-groove oder naturblues habe. Keine Ahnung, vielleich ja doch.

) Klar, hier in Deutschland gibt es weniger Schwarze als Weiße. Da fällt man sicherlich auf, aber doch dann bitte nicht alle Eigenschaften auf die Hautfarbe reduzieren. Allerdings fällt mir gerade hier auf, welche Vielfalt an Interpretationsmöglichlkeiten der Begriff der "Schwärze" bietet. (Was ich nicht negativ finde.) Allerdings würde ich jedem, der denkt jemanden aufgrund seiner Hautfarbe einer bestimmten Kultur, Art und Lebensweise zuordnen zu können einen beschränkten Horizont unterstellen. Gerade heute geht das wirklich nicht. (Nicht, dass es falsch verstanden wird, ich habe mit Deinem Kommentar im Speziellen kein Problem. Nur sollte/darf man sich da nicht zu stark ein generelles und reduziertes Bild zurechtlegen.)
melde mich hiermit als pauschalisierungsgegner zur wort. auch dieses thema ist lohnend und diskussionswürdig: ob nicht auch das pauschale aufwerten von schwarzen problematisch ist? die ganzen stereotypen, die da so kursieren, weisen auch oft eine gewisse nähe zu so tierhaften assoziationen auf -- der megapotente schwarze, gazellenhafte bewegungen usw. also auch hier: vorsicht und oft selbstaufklärungsbedarf.
Leif_ben
Sicherlich, aber wer ist schon Voruteilsfrei? Gewisse Bilder hat jeder Mensch, der Versuch das zwanghaft komplett zu unterbinden. Tierhafte Assoziationen, Gazellen? HeHe, darauf bringst Du mich zum ersten Mal. Interessant, ich wäre nicht darauf gekommen, dass tierisch Abbilder so verbreitete Stereotypen unter "Weißen" sind. Gibt aber auch viel naheliegendere Dinge, wie zum Beispiel die liebe Rapgemeinde mit der ich mich nun so gar nicht identifizieren kann. Oder unkultiviertes Auftreten, Gewaltbereitschaft. Ich nenne das mal erfahrungsgeprägte Tendenzen. Mediendarstellungen als Beispiel. Da gibt es dann einen schönen Begriff, Neger oder Schwarzer und da kann man da all seine "Erfahrungen" (ja auch ein Film oder TV oder sonstwas ist so eine) dran hängen. Kritisieren will ich hier nicht die Medien sondern die Art und Weise wie einige Menschen damit umgehen (oder eben nicht).
Niemand will Wörter verbieten. Es geht darum, sich zu fragen, was dagegen spricht, das Wort zu benutzen. Dass das Wort von denen, die damit bezeichnet werden, als Beleidigung aufgefasst wird, ist nun wirklich Grund genug, es nicht zu verwenden ... (Von leif_ben)
Voilá! Dem schließe ich mich uneingeschränkt an.
Komme ich mal langsam zum Schluß: Wie sich herausgestellt hat bin ich !persönlich! gegen die Verwendung der Bezeichnung "Neger". Das Wort ist irgenwie negativ behaftet. (Und selbst wenn mir jetzt irgendwer kommt und mir lang und breit darlegt, dass seine Begrifflichkeit auf spanisch "schwarz" bedeutet und denkt das würde ihm den Ausdruck reinwaschen, dann vertritt er einen äußerst egoistischen Standpunkt und nimmt die Welt um ihn herum nich wahr.
Dennoch bin ich der Überzeugung, dass man es sich auch nicht mit allem und jedem übertreiben schwer machen sollte. Klar das ist hier Heikel und Grenzwertig, aber übertriebene und (stark) unaufrichtige Tolleranz ist auch nicht der richtige Weg. (Was nicht heiß, dass man sich respektlos verhalten und die Gefühle anderer mit Füßen treten soll.)
Es kommt immer darauf an wie man ein Wort nutzt. Man kann viele Worte abfällig nutzen, auch den Begriff des Schwarzen, aber ich empfinde ihn grundsätzloich eben nicht negativ. Das heißt aber nicht, dass jedes Wort grundsätzlich objektiv ist. Und deswegen sollte man den Neger als direkte Bezeichnung aus dem Spiel lassen. (Und dafür die "Schoko"küsse damit versehen.

Ich sag jedenfalls Negerkuss dazu, meistens. Ohne Schwierigkeiten.
Ich gehe ja jetzt ins Austauschjahr, in die suburbs von Washington, DC. (Eine sehr schwarze Stadt.) An meiner Schule sind 40 Prozent AfricanAmerican, etwas was ich von hier garnicht kenne.
Oh je, und wer soll das jetzt alles lesen? :-[ Wirklich ein schwieriges Thema. Bin sehr gespannt ob/wie sich die Diskussion fortsetzt und ob all das was ich geschrieben habe tatsächlich meine innerste Meinung wiederspiegelt. (Insbesondere weil es schon spät ist und ich das ganze wahrscheinlich erst morgen noch ein paar Mal zur Überarbeitung lesen werde.
Viele Grüße,
Hannes
Nachtrag: Ach Du ahnst es nicht, dass könnte vielleicht der längste Post sein, den ich jemals in einem Forum verfasst habe. Sieht man ja erst richtig, wenn das Monster richtig eingestellt wurde. Dabei habe ich garnicht so lang dran getippt, Entschuldigt bitte.