Ich habe hier gerade nachgelesen, was inzwischen passiert ist hier im Thread,
Ich bin immer noch der Meinung, wer 80 Stunden die Woche arbeiten muss, ist entweder ineffektiv oder hat zuviele Aufgaben. Nehmen wir wohlwollend das letztere an. Logische Konsequenz wäre, die Arbeit auf zumindest zwei Leute aufzuteilen. Von denen arbeitet dann jeder 50 Stunden die Woche, aber der gesamte Output bleibt mindestens gleich und wird wahrscheinlich besser.
Und erzähle mir keiner, diese Leute sind unersetzlich. Falls denen was passiert und sie von jetzt auf gleich ausfallen, muss der Laden trotzdem weiterlaufen. Tut er das nicht, weil das Herrschaftswissen im Kopf dieser einen Person liegt, geht die Firma baden, im schlimmsten Fall Pleite.
Schon vor etwa 15 Jahren habe ich eine Reportage über die Arbeit auf einer Ölbohrinsel gesehen. Die Leute arbeiten drei Wochen, werden dann ausgeflogen und haben drei Wochen frei, so in etwa war das Arbeitszeitmodell.
Für die Übergabe der Bohrinsel an die andere „Schicht“ gab es etwa zwei Stunden Zeit. Die hat dem Oberbohrinselschef gereicht, seiner Ablösung das wichtigste zu erklären. Und dann ist er drei Wochen in die wohlverdiente Freizeit entschwunden. Und es lief ohne ihn weiter, obwohl ständig Entscheidungen vor Ort getroffen werden müssen, damals ohne Videokonferenz und umfangreiche Beratungen. Die Verantwortung war da, wo sie hin gehörte und wurde eben auf diesen Ebenen getragen, einschließlich der Übergabe an die Ablösung. In dem Interview hat er gemeint, er weiß, dass der andere Chef das kann und das reicht ihm.
Dunkel kann ich mich erinnern, dass irgendein Automobilboss immer mal persönlich um die Autos geschlichen ist und Spaltmäße und sonstige … sagen wir nicht lebensnotwendige Details kontrolliert hat. Hä? Dafür muss der Mann 80 Stunden die Woche arbeiten? Es sollte doch reichen, wenn das als Vorgabe nach unten durchgereicht wird. Und dann gibt es Techniker und Ingenieure, die sich darum kümmern. Und eine Qualitätskontrolle, die das abnimmt.
Wenn der Chef da persönlich hinterherschnüffelt, vertraut er offensichtlich seinen eigenen Leuten nicht. Und kann dann abends am Stammtisch stöhnen, wie anstrengend sein Job doch ist. Obwohl das genau sein Job nicht ist. Er soll im besten Fall strategisch denken und die grundsätzliche Richtung vorgeben. Was ja gerade in der deutschen Automobilindustrie trotz 80 Stunden Woche nicht so richtig geklappt hat in den letzten Jahren.