Nö, sagte ich auch nicht.
Ich weiß jetzt nicht, was du hier erwartest. Der Begriff Raub und Diebstahl suggerieren meiner Ansicht nach einfach Dinge, die nicht zusammenpassen.
Sicher spielt die Benennung eine Rolle, ganz besonders in Rechtsfragen. Mord und Totschlag sind schon was unterschiedliches, auch wenn in beiden Fällen ein Opfer von einem Täter getötet wurde. Mag sein, dass die Tötung von Menschen durch einen anderen Menschen für dich immer Mord ist, die meisten differenzieren da aber und das ist gut so.
Es handelt sich hier um eine Problem unserer Zeit, wo alte Gesetze und Rechtsvorstellungen an ihre Grenzen stoßen. Man kann nicht einfach ganz neue Dinge mit alten Werten aufladen. Bei der „Raubkopie“ scheint das ja sogar bewusst gemacht worden zu sein. Aber eine illegale Kopie hat meist mit Raub noch weniger zu tun als mit Diebstahl im klassischen Sinne.
Ich denke die meisten haben einfach ein großes Problem mit der Vorstellung eine illegale Kopie wäre mit einem Diebstahl und einem Raub gleichzusetzen. Ob aus Selbstschutz oder aus anderen Gründen.
Zudem wurden auch in der Vergangenheit auf vielfältige Weise ohne großes Unrechtsempfinden Informationen für die man keine „Rechte“ besaß beschafft. Sei es das Lesen des Tagebuchs der Kinder, das mithören von Gesprächen (Raubtelefonat?) oder durch „Bearbeitung“ von Mitwissenden.
Dass das Erschleichen einer Leistung legal sein sollte, verlangt hier keiner, wenn ich mich recht erinnere. Es geht vor allem um die Verhältnismäßigkeit. Man betrachte nur mal das Strafmaß. Man kann als Privatperson bis zu 3 Jahre Freiheitsstrafe bekommen. Viele Sexualstraftäter bekommen kaum mehr oder gar weniger. Sicher ist eine Strafe immer individuell und auch kein alleiniges Maß für die Schwere einer Tat, aber zumindest sollte man sie daran erkennen können.
Ich kann ja verstehen, dass die Industrie großes Interesse an abschreckend hohen Strafen hat, aber dass der Staat sich zur Wahrung industrieller Interessen missbrauchen lässt ist allerdings auch sehr erschreckend.
Aber lassen wir das, solche Diskussionen führen eigentlich zu nichts, besonders in Foren.
Lieber Tekl,
sicher hast du Recht, wenn du schreibst, dass solche Diskussionen in Foren eigentlich zu nichts führen. Aber lass mich doch noch abschliessend einige Gedanken zu deinen Worten anmerken.
Du fragst, was ich hier eigentlich erwarte. Eigentlich nur das, was du im ersten Satz deines Postings genannt hast. Eine Aussage wie: Nö, es ist nicht ok, Kopien zu machen. Alles Weitere führt nur dazu, die Sachlage diffus erscheinen zu lassen und die Toleranz für dieses Verhalten zu fördern. Um jetzt nicht gleich in die Moralisten-Ecke abgetan zu werden möchte ich anfügen, dass es natürlich jedem und jeder freigestellt ist, sich an die Vorgaben zu halten oder nicht. Und alle dürfen selber entscheiden, ob sie die allfälligen Konsequenzen daraus tragen wollen oder nicht. Doch sollte klar bleiben, was ok ist und was nicht.
Interessant ist es ja immer wieder bei diesen „Kopien-Debatten“ die Argumentation zu verfolgen, wobei diese meist sehr eintönig verläuft. Irgendwann schreit jemand:“Kopieren ist kein Diebstahl“ und andere folgen mit „Und trotzdem ist es Diebstahl!“ oder umgekehrt, oder ähnlich. Eine wohl endlose Diskussion, wie du meiner Meinung nach treffend festgestellt hast. Selbstverständlich lässt sich Kopieren nicht mit einem Diebstahl im herkömmlichen Sinn vergleichen. Nur scheint mir das Bewusstsein verloren gegangen, dass es neben der „Diebstahl-Problematik“ natürlich noch ganz andere Argumente gibt, welche dafür sprechen, dass „illegales Kopieren“ nicht ok ist. Jedes Kind lernt, dass es eine Leistung (kann auch eine Sache sein, aber in diesem Zusammenhang passt wohl Leistung besser) entweder geschenkt bekommt (wenn der Geber dies so deklariert) oder sonst für die Leistung eine Gegenleistung erbringen muss, in der Regel in der Form von Geld. Eine Abweichung von diesem Prinzip würde wohl unser Wirtschaftssystem zusammenbrechen lassen und wir wissen intuitiv, dass irgendetwas nicht stimmt, wenn davon abgewichen wird. Das gilt für alte Dinge genau gleich wie für neue Dinge. Ich kann deshalb deiner Argumentation, es bräuchte für die Bewertung von „illegalen Kopien“ neue Wertmaßstäbe nicht folgen. Das Prinzip besteht weiterhin und das ist gut so. Ich stimme mit dir überein, dass dafür jedoch möglicherweise neue Begriffe geschaffen werden müssen, damit das beanstandete Verhalten klar „umrissen“ werden kann.
Was ich nicht verstehen mag sind deine Ausführungen über die Beschaffung von Informationen in der Vergangenheit. Einerseits, weil zumindest ich empfinde, dass es nicht richtig ist, in den Tagebüchern von Kindern zu schnüffeln oder die anderen von dir aufgeführten Beispiele unakzeptabel sind. Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass du die als angemessen und tolerierbar empfindest. Dass die genannten Beispiele natürlich vorkommen, bei einigen Leuten vielleicht wirklich kein Unrechtsbewusstsein auslösen und juristisch wohl auch nicht unter Strafe stehen, ist eine andere Sache. Es ist ja nicht so, dass einfach alles in Ordnung ist, was nicht unter juristischer Strafe steht.
Andererseits vermag ich den Zusammenhang zum illegalen Kopien nicht recht zu erkennen. Das Problem ist ja nicht das Beschaffen von Informationen, sondern das für eine Leistung keine Gegenleistung erbracht wird.
Dass bei der Bestrafung von illegalen Kopien die Verhältnismässigkeit gewahrt bleiben sollte, darin stimme ich mit dir überein. Allerdings lässt sich darüber anhand eines konkreten Falls, bei dem die Faktenlage bekannt ist, am Besten streiten. Irgendwelche generelle Vergleiche,bei denen A mit B verglichen werden wie in deinem Beispiel, scheinen mir doch recht zweifelhaft und populistisch zu sein.
Natürlich ist der Staat verpflichtet zur Wahrung industrieller Interessen (Stichworte sind hier z.B. Patentschutz, Steuerbegünstigungen usw.) Wir leben in einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung und unsere Gesetze richten sich danach aus (Ich nehme an, dies gilt in Deutschland ebenso wie bei uns hier in der Schweiz. Obwohl die Schweiz vielleicht gewisse finanziellen Interessen noch etwas besser schützt
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) Ich sehe jetzt kein Missbrauch industrieller Interessen, wenn der Staat „illegales“ Kopieren unter Strafe stellt. Wie schon früher erwähnt schützt der Staat damit nicht nur industrielle Interessen, sondern auch die Interessen Einzelner. Ansonsten müssten sich ja alle rechtmässigen Käufer von digitalen Medien sehr dumm vorkommen, wenn es ok wäre, die gleichen Inhalte sich kostenlos zu beschaffen.
Soweit hier mal meine abschliessenden Bemerkungen zu dem Thema.