Mein lieber Martin Wendel,
es ist kein korrektes Deutsch. Denn was korrektes Deutsch ist, definierst nicht Du sondern der Rat für deutsche Rechtschreibung, und dieser definiert korrektes Deutsch nun einmal anders als Dir beliebt.
Martin kam mir "leider" zuvor, aber du kannst es ja bei ihm nachlesen, dass deine Aussage in dieser Pauschalität, nunja, Unsinn ist. Es gibt bestimmte Formen des Genderns, die - und Achtung, auch da ist das Wording wichtig - "nicht empfiehlt". Das gilt aber nun mal nicht für die von Martin benannte Form der Nennung beider Wortformen, welche ebenfalls eine Form des Genderns ist.
Vor allem sollte man, wenn man sich unbedingt auf jenes Gremium stützen will, folgendes mal nicht außer Acht lassen:
a) Diesem Rat gehören verschiedene deutschsprachige Länder(!) an. Wer sich also darüber freut, dass der Rat die o.g. Empfehlung nicht ausspricht, sollte sich auch ganz dringend mal mit der politischen Dimension beschäftigen. Wer also blind außer Acht lässt, dass z.B. Österreich, als Mitglied jenen Rates, aktuell deutlich restauratorische Tendenzen zeigt, den wundert der Standpunkt des Rates vielleicht schon weniger.
Da könnte man auch "überrascht" sein, wenn eine Koalition aus CDU und AfD sich gegen pluralistische oder "grüne" Entwicklungen stemmt. Oder man weiß es halt einzuordnen.
b) All diese Räte, ganz gleich in welchem Lebensbereich, rennen den gesellschaftlichen Entwicklungen immer hinterher. Mal sind es Jahre, mal Jahrzezehnte. Das ist einerseits gut, weil dadurch situative, kurzzeitige Effekte (egal ob nun in sprachlicher Entwicklung oder bezogen auf andere Bereiche) "geglättet" werden und tatsächlich nicht jeder "Hype" sofort zu irgendeiner Regelanpassung führt.
Das bedeutet aber auch, dass all jene Regeln und Normen regelmäßig nur ein Spiegelbild der Vergangenheit sind. Und bis heute konnte irgendwie immer noch keiner - auch hier nicht und bestimmt wirst auch du das nicht tun - erläutern konnte, warum sich Sprache zwar die letzten Jahrhunderte (und mehr) entwickeln konnte, durfte und sollte, nun aber bitte, mit einem beliebigen Stand aus, sagen wir dem Jahr 2010, verharren soll.
Ferner solltest Du beachten, dass nach der Landtagswahl in Hessen die CDU und die SPD vereinbart haben, dass künftig es in Hessen für alle offiziellen Stellen ein Genderverbot geben soll. „Soll“ bedeutet in diesem Kontext, dass es dafür erst ein Gesetz geben muss, was noch nicht der Fall ist.
Ernsthaft, DAS soll ein Argument sein? Freust du dich jetzt auch, wenn die CDU der SPD Langsamkeit bei der Digitalisierung vorwirft und glaubst, dass die das besser machen würden? Ich sage es dir nur ungern: Das, was die SPD dort macht, und zwar vollkommen unabhängig davon wie man nun zum Gendern steht, ist schlichter politischer Populismus.
Würde es gerade in eine andere Richtung ausschlagen, würden sie eben in jenes Horn blasen und Gendern fordern. Das ist die gleche Entwicklung, wie wir sie auch beim Umgang mit dem Thema Flüchtende (und Obergrenzen) gerade sehen. Oder, wenn du dich mal an den letzten Bundestagswahlkampf erinnern machst: Als - weil da gerade "grüne Entwicklung" en vogue war, selbst der Söder seine liebe zum Wald entdeckt hat und jeden dritten Baum umarmt hat.
Das Problem ist, dass es dort gar keine ECHTE Haltung mehr gibt - und dabei wäre mir persönlich sogar egal, ob diese nun pro oder contra ist. Tatsächlich aber drehen sich bei den "großen" Volksparteien die Meinungen heute schnell anhand von Umfrageergebnissen. Das kann man machen, man wird dann aber auch schnell profillos - und damit auch ununterscheidbar. Ein Problem, welches insbesondere CDU und SPD immer mehr eint.