Das Problem dabei ist, dass das was du da als Wahrheit aus "vielen Berichten..." bezeichnest, eben keine absolute Wahrheit ist…“
Das Problem dabei ist, dass das was du da als Wahrheit aus "vielen Berichten..." bezeichnest, eben keine absolute Wahrheit ist. Du machst etwas, was menschlich, jedoch erst mal grundlegend ein Problem ist: Du nimmst Meinungen, Artikel, Studien etc.pp. die deinen eigenen Standpunkt unterstützen oder teilen und wertest diese höher ein, als gegenlautende Standpunkte.
Fakt ist aber erst mal, dass es da kein absolutes Richtig oder Falsch gibt - in welcher Form bzw. auf welche Fragestellung bezogen, wäre dann ja schon mal die Frage. Dass du das dann von einer Vielzahl weiterer vollkommen subjektiver Meinungen flankierst, wie z.B. dass DU (oder auch andere) das störend empfindest, für DICH den Lesefluss behindert etc. pp., ist subjektiv vielleicht zutreffend, aber nun mal für eine objektive Auseinandersetzung vollkommen irrelevant.
Der Verweis auf grammatikalische Inkorrektheit, ist insofern immer wieder interessant, weil bisher die dazu gestellten Gegenfragen unbeantwortet blieben. Aber ich wiederhole es gerne noch mal: Sprache hat sich, über Jahrhunderte und Jahrtausende und unabhängig davon in welchem Umfang sie formarl normiert war, weiterentwickelt. Dabei war diese Weiterentwicklung ganz regelmäßig von der "Ignoranz" ggü. den existierenden Standard geprägt oder sogar gezielt gegen diese ausgerichtet. Mit exakt welchem Recht und aufgrund welcher Grundlage, will sich heute also jemand herausnehmen zu sagen: "So, das reicht - bis hierhin und nicht weiter! Die jetzt geltenden Regeln sind absolut und eine Veränderung, Transition oder Modifikation ist nicht erlaubt?"
Warum kann es das nicht? Weil du das sagst? Warum kann "Jugendsprache" eine Gundlage für sprachliche Entwicklung sein, eine "feministische Linguistik" aber nicht? Was ist, wenn die Jugend dann aber "feministische Linguistik" benutzt? Ist das dann wie die Katze, der du ein Marmeladenbrot auf den Rücken bindest und damit ein Paradoxon entsteht?
Du meinst so ein erzwungener Kampf, wie die Rechte der People of Color, der Homosexuellen oder anderer Gruppen, die bis heute - selbst nach Jahrhzehnten - immer noch nicht durchgefochten sind? Und bevor du hier gegenteiliges behauptest: PoC werden immer noch systematisch und gesellschaftlich diskriminiert, Homosexuelle haben selbst in DE kürzlich erst Erleichterungen bei der Blutspende erfahren, ... Also erzähl bitte nicht, dass das was anderes wäre und dass das dort doch funktioniert hätte und auch von der breiten Gesellschaft getragen wurde. In dem Fall würde ich dir nämlich empfehlen, sich noch mal intensiv mit der Geschichte dazu auseinander zu setzen.
Ich habe ebenso Artikel, posts etc. „pro feministischer Linguistik“ gelesen, bitte unterstelle mir nicht, ich würde gezielt die Artikel höher bewerten, die mir gefallen - also ich denke mal, Du meinst damit, ich hätte eine vorgefasste Meinung und such die Artikel, die dieser entsprechen; dem ist nicht so.
Natürlich liegt in der Informationsverarbeitung immer auch etwas subjektives, doch gehe ich generell logisch-analytisch vor und hinterfrage auch meine Meinung. Ich habe auch keine Probleme, meine Meinung zu revidieren, wenn sich genug fundierte Anhaltspunkte (neu) ergeben.
Ja, ICH empfinde den Lesefluss als (erfahrener Bücherleser) als relevant gestört, ICH habe Probleme beim Hören dieser Sprache wegen der darin liegenden Missverständlichkeit, ICH erkenne beim Lesen und Hören die logischen Sprachfehler bzw. die Ungenauigkeiten. Das ist so prägnant, da muss man sprachlich schon ganz schön schmerzfrei sein, um das nicht zu bemerken.
Aber ok, dass die Befürworter diese Probleme geflissentlich ignorieren oder klein reden haben wir ja nun sich bereits oft genug gelesen.
Gestellte Gegenfragen habe ich, soweit mir bewusst, beantwortet. Was wäre da für Dich noch offen?
Ja, Sprache hat sich entwickelt, doch meist aus sprachlicher und weniger interpretativer Notwendigkeit und dann in einzelnen Begriffen. Eine solche tiefgreifende Änderung der Grammatik in substantieller und umgreifender Art gab es wohl noch nicht, das müsstest Du mir schon irgendwie mal belegen.
Ich wiederhole mich gerne: feministische Linguistik ist grundsätzlich in sich ein Fehler, der darauf beruht, dass Befürworter Genus und Sexus wild vermischen bzw. nicht differenzieren wollen. Genus ist maskulinum, femininum, neutrum und nicht wie in der Volksschule so gerne gesagt männlich, weiblich, sächlich. Hier gibt es viele Beispiele: Der Regenschirm ist ein maskulinum aber eindeutig sächlich, die Uhr ein femininum, das Kind definitiv nicht sächlich aber ein neutrum (und kann in dem Fall im Sexus männlich oder weiblich sein - zumindest sprachlich, denn wäre es tatsächlich geschlechtlos, gäbe es sprachlich tatsächlich ein Vakuum).
Keiner käme auf die Idee, dass der Busen einem Mann gehören kann, die (übliche) Interpretation ist „der Busen gehört einer Frau“. Die Eichel wir man nicht an einer Frau aber wohl an einem Baum hängend oder als Teil des männlichen Körpers interpretieren. Und wenn Männer so stark sein sollen, warum ist „die Stärke“ dann weiblich? Ach, Entschuldigung, nicht weiblich, sondern ein femininum.
![Zwinkerndes Gesicht :wink: 😉](https://cdn.jsdelivr.net/joypixels/assets/8.0/png/unicode/64/1f609.png)
Und dann kommen solche wahrlich dummen Konstrukte wie z. B. in der StVo (ich glaube schon seit gut 10 Jahren), die aus dem Fußgänger in einer geistigen Umnachtung „der zu Fuß Gehende“ machten und dabei vernachlässigten, dass so das generische Maskulinum trotzdem noch da ist, nur eben anders.
Zitat aus einem Artikel von Norbert Gutenberg
„
Gerade die (leider wenigen) generischen Feminina zeigen den Unterschied zwischen (grammatischen) Genus und (biologischem) Sexus. Niemand nimmt Anstoß an Formulierungen wie ‚Thomas ist meine Hilfskraft, die sich um IT kümmert‘, ‚Herr Müller ist eine Führungskraft, die komplett versagt hat, er ist eine Niete in Nadelstreifen, als Manager eine Pleite, eine Nulpe, eine Pflaume und eine Pfeife.‘ Auch das Relativpronomen ist genuskongruent femininum.
Oder wollen wir dann irgendwann auch hier gendern, nur spiegelverkehrt?
Meistens aber sind die generischen Ausdrücke Maskulina, weil es sehr viele Substantive gibt, die von tätigkeitsbezeichnenden Verben abgeleitet werden (laufen, schlafen, arbeiten). Das Morphem für solche Ableitungen ist -er, und das ist ein Maskulinum. Aber nicht alle generischen Maskulina sind solche auf -er: Souverän (s.u.), Vormund, Fan, Gast….
…Der dümmste Denkfehler ist es aber, die Denkfehler der Gegenseite zu wiederholen. Da haben in Deutschland Sprachwissenschaftler des 18. Und 19. Jahrhunderts, die man der romantischen Schule zurechnet, z.b. die Brüder Grimm, aber auch die französischen Rationalisten des 17. und 18. Jahrhunderts, mit Fleiß versucht, Genus und Sexus gleichzusetzen. Alle Maskulina sollten die Attribute der Männlichkeit repräsentieren, alle Feminina die natürlich inferioren Attribute der Weiblichkeit. Das geht natürlich nicht auf: wenn männlich sein heißt, stark zu sein, wieso ist ‚die Stärke‘ dann femininum? Der im späten 19. Jahrhundert einsetzende sprachwissenschaftliche Positivismus machte dieser Ideologie den Garaus. Die Sexualisierung
des Genus war vom Tisch. Und dann kommt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die feministische Linguistik und predigt denselben Quatsch, nur nicht wie damals affirmativ, sondern (patriarchats-)kritisch! (vgl. den luziden Artikel von Köpcke, Zubin 2012)
Der alte Wustmann würde schmunzeln über die ‚Sprachdummheiten‘ des 21. Jahrhunderts: ein Denkfehler führt zum nächsten.
Es gibt kein generisches Maskulinum. Also sind alle Flüchtlinge Männer. Deswegen sagen alle, die des Deutschen nicht mächtig sind: Geflüchtete. Als ob nicht jeder ausgebrochene Sträfling zwar ein Geflüchteter wäre, aber doch kein Flüchtling!
Alle Säuglinge sind Knaben. Deswegen heißen Babys ab jetzt: Gestillte. Und ich darf zu meiner Frau nicht mehr Liebling sagen! Oder soll ich ‚Liebling‘ durch ‚Geliebte‘ ersetzen?
Am liebsten würde ich noch mehr auf die Fehler, Unschärfen, Ungenauigkeiten und Wiedersprüchlichkeiten in der feministischen Linguistik eingehen. Doch habe ich bereits so viele eindeutige Beispiele, geradezu logische und gesicherte Beweise gebracht, und trotzdem bleiben die Befürworter lieber bei einer subjektiven Interpretation als bei der sprachlichen Logik, reden die Ungenauigkeiten und Fehler klein oder sagen in etwa „dann gewöhn Dich dran, die Sprache hat sich schon immer verändert“.
Ein wirklich selbstgerechter Irrtum. Bin ich ebenso selbstgerecht? Ich denke, die Beweise sprechen für sich, dass dem nicht so ist.
Und abschließend: Nein, ich meine nicht so einen erzwungenen Kampf wie bei PoC oder Homosexuellen - hier war der Kampf richtig und hatte zudem mit der Sprache nicht so viel zu tun. Mohrenkopf, Zigeunerschnitzel, Cowboy und Indianer spielen, als Indio verkleiden…alles nicht mehr „politisch Korrekt“. Auch hier nimmt es aber langsam schon seltsame Ausmaße an, wenn einem Musiker, der mit Rastalocken bestückt seine Reggeamusik liebt und macht, „kulturelle Aneignung“ vorgeworfen wird oder dieser gar nicht auftreten darf, nur weil er weiß ist - wenn das mal nicht Ausgrenzung ist!. Wie auch immer, hier geht es ja um einzelne Worte aus dem Sprachgebrauch, die langsam verschwinden oder verschwinden sollen, aber der Rassismus wird es deswegen noch lange nicht (leider).
Das grundlegende Problem liegt doch nun mal in den Köpfen der Rassisten, und der Schwulenhasser. Ebenso liegt es in den Köpfen der rückständigen Menschen, für die Frauen nach wie vor eine untergeordnete Rolle einnehmen, diesen kann man mit dieser Art Sprachveränderung nicht nur nicht beikommen, man wird diese zum größten Teil sogar noch weiter dagegen aktivieren.