In der ganzen Diskussion fiel mir auf: z.B.
@mbert schreibt wirklich hervorragende (und ich finde sehr intelligente) Beiträge zu dem Thema. Gekontert wird als Beispiel mit einem „Vergleich“, dass ja ebenso kleine Minderheiten die Rechte von Frauen, Schwarzen etc. verbessert hätten.
Aber das kann doch kein „Konter“ sein….
Rechte von Frauen, Schwarzen etc. zu stärken war/ist ein moralisches und soziales Thema und für eine liberale und friedliche Gesellschaft auch wirklich nötig. Es hat also eine ganz gute Grundlage sowie eine echte Berechtigung. Auf der anderen Seite steht das Gendern. Das ist doch nicht „moralisch“ damit vergleichbar sondern es ist am Ende einfach nur ein künstliches (sowie unharmonisches) Sprachkonstrukt, mit der Absicht, damit vielleicht einmal die moralisch-soziale Sicht mancher Menschen auf Frauen ändern zu können.
Aus diesem Grund mag ich auf sprachwissenschaftlich definierte Tatsachen so was auch nicht als brauchbares Gegenargument durchgehen lassen.
Aus meiner Sicht heraus sowie aus der Sicht vieler Frauen (hmmm, eigentlich aller mir bekannter Frauen, wenn ich das mal rückwirkend betrachte) aus meinem Freundeskreis ist das Gendern (ich zitiere) „blanker Unsinn“, „nicht förderlich“, „eher kontraproduktiv“ oder zumindest “einfach nur dumm“. Mal davon abgesehen, dass in meiner Welt (jeder hat nun mal seine eigene Wahrnehmung) Frauen schon immer grundsätzlich gleichberechtigt sind, aber der Unterschied ebenso positiv gepflegt und gewürdigt wird - seit meiner Kindheit und Jugend in den 60ern/70ern.
Manche meinen auch wohl, es wäre so wichtig für die Arbeitswelt, weil Frau - so wird es gerne kolportiert - angeblich über 20% weniger als der Mann im Schnitt verdient. Das ist allerdings eine unbereinigte Darstellung einer eng definierten statistischen Zahl. Bei gleichem Job, Lebenslauf, Erfahrungen, Alter etc. wird ein Wert von etwa maximal 7% angenommen. Statistisch lässt es sich nur schwer auswerten, das statistische Bundesamt selbst betrachtet es also als Annäherungswert. Im öffentlichen Dienst oder tarifgebundenen Unternehmen ist es ja eh gleich. Um aber die 7% hier weiter zu relativieren; Es wurden weitere Effekte auf den Lohnunterschied nicht statistisch betrachtet oder gar ausgewertet.
Da sind doch einige offensichtliche Unterschiede, die in Betracht kommen, um diese „restlichen“ 7% zu erklären; zum Beispiel:
- Frauen bleiben eher mal in einem Job bei geringerem Lohn aufgrund des Arbeitsumfeldes („ich hab so tolle Kollegen, was machen da ein paar Euro woanders mehr?“).
- Frauen wählen im Vergleich öfter schlechter bezahlte Tätigkeiten oder Jobs mit geringerem Karrierepotential.
- Männer sind in Gehaltsverhandlungen „aggressiver“, wechseln schneller in besser bezahlte Jobs
- Frauen haben häufig weniger Erfahrungsjahre im Job, z. B. auch wegen Schwangerschaft, Kindererziehung - und auch das ist ja erklärbar, da es ja doch für einige Familien so praktikabler ist, meist wegen besserem Familieneinkommen durch den Verdienst des Mannes (Mann ist häufig älter, hat mehr Berufserfahrung/Qualifikation sowie seine Karriere aggressiver verfolgt), und das ist überwiegend eine bewusste und gemeinsame Entscheidung der Familie.
- Frauen verzichten öfter als Männer ganz bewusst auf eine Beförderung (hat mich gewundert, als ich da in einem Bericht mal was hörte), aus meiner persönlichen Erfahrung heraus in erster Linie aufgrund einer gewissen Zufriedenheit in der aktuellen Position
….. Das vorgenannte ist natürlich keine Verallgemeinerung, es sind lediglich eigene Erfahrungen sowie bekannte Ansätze, die paar restlichen 7% Prozent (des statistischen Näherungswertes) annähernd zu erklären.
Der „gender pay gap„ ist zumindest für mich deshalb auch kein wirkliches „Argument“, die Sprache zwangsweise so zu verändern.
Sprachveränderungen sollen ja das Reden und Verstehen vereinfachen, - Gendern ist sprachlich nun mal unharmonisch als auch eher unnötig und dabei sprachwissenschaftlich überwiegend nicht empfohlen, auch das hat mbert bereits hervorragend dargelegt.
Mein persönliches Fazit: wer mich nicht versteht oder sich sogar diskriminiert vorkommt, weil ich das generische Maskulinum sprachlich korrekt verwende hat ein Problem,
nicht ich. Und ich lasse mich da auch nicht in eine moralische oder gar andere „Ecke“ stellen