Ich bin also nicht gegen die App und ich bin auch nicht gegen die Einschränkungsmaßnahmen. Im Gegenteil, aus meiner Sicht dürften die noch viel drastischer sein.
Drastischere Einschränkungsmaßnahmen haben dann aber wieder negative Folgen - nicht nur wirtschaftlich, sondern eben auch gesundheitlich.
Letzter Absatz von mir, was mir dann der rote Status bringt, bezog sich auf das darüber stehende Zitat. Muss man im Zusammenhang lesen, dann wird deutlich, dass es eher eine rhetorische Frage war. Schaltet meine Anzeige auf rot, habe ich im Prinzip schon lange vorher vom Erkrankten selbst die Nachricht bekommen, weil ich ihn höchstwahrscheinlich persönlich kenne.
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Soweit kann man nämlich seine Kontakte einschränken.
Dann hab ich das wohl leicht missverstanden. Ich bräuchte die App auch nicht. Bei mir hätte in den letzten Monaten die App auch nicht viel gebracht, weil wir auch komplett von zuhause arbeiten konnten und REWE in Berlin direkt bis an die Wohnungstür liefert. Natürlich waren wir auch draußen an der frischen Luft, aber da konnte man extrem großen Abstand halten.
Jetzt ist der Kindergarten wieder offen, aber dort würden wir ja auch eher direkt vom Kindergarten/Gesundheitsamt benachrichtigt.
Ob mir da die App jetzt tatsächlich noch ne persönliche Hilfe sein kann, wage ich zu bezweifeln, nutze sie aber dennoch, damit es weiterhin sichtbare Fortschritte im Kampf gegen dieses Virus geben kann
Wenn Du und Deine Familie selber Eure eigene Form der Quarantäne durchzieht, dann bringt Dir persönlich der Einsatz der App auf Deinem Gerät natürlich wenig.
Passiv profitierst Du natürlich, wenn Infektionen woanders aufgedeckt werden.
Ich persönlich empfinde es auch mehr als befremdlich, wenn Projekte in dieser Größenordnung ohne jegliche Ausschreibung namhaften Unternehmen zugeschanzt werden.
Bei der App zählte aber auch der Zeitfaktor. Eine Ausschreibung hätte nochmals für eine Verzögerung gesorgt.
Damit die App schnell auf die Beine gestellt werden konnte, musst Du ein Unternehmen beauftragen, dass kurzfristig entsprechende Entwicklerkapazitäten bereitstellen kann und über das notwendige Know-How-Verfügt (Sicherheit, Skalierbarkeit etc.). Die Digitalagentur um die Ecke kann das nicht. Bleiben eigentlich nur Großunternehmen übrig, wo man schnell mal ein paar Entwicklerkapazitäten abzwacken kann. Daneben wollte man Unternehmen, die mit Google und Apple auf Augenhöhe sprechen können.
Das größte in Deutschland ist SAP. Dann kommt lange nichts. Und dann kommt Datev. Und dann kommt wieder lange nichts.
Ich möchte keinesfalls die App kritisieren, aber für deren Entwicklung brauchst du nicht > 300 Mannmonate, sondern einen Bruchteil davon. Wenn App-Entwicklung so aufwändig wäre, wäre wohl kaum der Store voll von Apps von 1-Mensch-Projekten und Startup-Entwicklungen.
Grundregel der Softwareentwicklung:
* Schnell
* Gut
* Günstig
Es gehen immer nur zwei der genannten Punkte gleichzeitig.
Und App is ja nicht gleich App. Eine einfache App bekommt man schnell hin. Soll es sicher und skalierbar sein, dann wird das schon eine Ecke komplexer.
Pi mal Daumen könnte man aber auch folgendermaßen Approximieren:
- 112 Entwickler an (5 Teams à 7 Entwickler pro Mobil-App und 6 Teams à 7 Entwickler für die Server-Komponenten).
- Pro Entwickler würde ich einen QA-ler abstellen und oben drauf noch 20 QA-ler über übergreifende Tasks, also insg. 132 QA-ler.
- Ein Dev-Ops-Team mit 10 Personen
- Ein UX-Team, was ca. 15 Leute sein müssten
- Product Owner: 1x pro Entwickler-Team: 11 insg.
- Product Manger: 3
- Project Manager: 3
- Solution Architects: 3
Bei 5 Wochen und 1200€ Tagessatz im Schnitt sind das dann
(112+132+10+15+11+3+3+3)*5*5*1200 = 8,67 Mio €
Ich bin zwar der Meinung, dass man hier durchaus mal genauer hinsehen sollte, ob der Preis gerechtfertigt war. Aber so ganz unplausibel erscheint mir der Preis bei den Rahmenbedingungen auch nicht.