Zweck der App ist die Identifikation von Risikopersonen.
Mit der Definition bin ich nicht einverstanden! "Identifikation von Risikopersonen" bedeutet, dass jemand etwas über eine bestimmte Person weiß. Das ermöglichst die App nicht. Sie sagt mir, dass ich mich infiziert haben könnte (nicht habe). Sie sagt niemandem anderen, dass ich mich infiziert haben könnte und sie sagt mir nicht, an wem ich mich infiziert haben könnte.
Das halte ich für eine ganz wichtige Unterscheidung, weil viele meinen, die App würde sie vor Risikopersonen warnen. Das muss ich selbst Monate nach Veröffentlichkeit der App immer wieder erklären. Die Leute gehen unnötige Risiken ein, weil sie meinen, die App würde sie schützen! Genau das passiert, weil man falsche Begriffe verwendet.
Und dafür ist Bluetooth LE die beste Option, die wir zur Zeit haben. Es gibt schlicht keiner einzige praxistaugliche Alternative, denn wir müssen schon etwas nutzen, was auf Smartphones verfügbar ist.
Wenn etwas für einen Zweck genutzt wird, für den es nie entwickelt wurde, ist das eine Nebelkerze! Die App ist ein politisches Zeichen "Wir tun etwas.", kann aber nicht im Ansatz das leisten, was suggeriert wird.
Denn die tollste Abstandsmessungstechnologie nützt nichts, wenn sie keiner hat.
Richtig! Ich habe geschrieben, dass ich die trotz meiner technischen Bedenken installiert habe. Und sie hat bereits eine vergleichsweise große Verbreitung gefunden. Dennoch reicht das bei weitem noch aus, selbst wenn man an ihren nutzen glauben möchte. Die App ist die beste aller ungeeigneten Mittel. Sie ist allerdings erst bei einem Viertel der Smartphone-Nutzer installiert. Auf die ganze Bevölkerung kommen wir auf ein Fünftel. Das schwächt den Nutzen der App nochmals!
Die Schwächen von BLE waren von Anfang an bekannt.
Den wenigsten! Die meisten wissen doch nicht einmal, was Bluetooth LE ist oder welche Version ihr Smartphone unterstützen muss. Geschweige denn, was tatsächlich damit gemessen wird und wie das erfolgt! Die App ist für die meisten eine Rechtfertigung, so weiter zu leben, wie vor der Pandemie.
Die App ist nur ein Baustein von vielen und ersetzt nicht sonstige Maßnahmen. Ist bei den Gesichtsmasken nicht anders.
Ich komme nach vier Monaten zu einem anderen Ergebnis: Die App verleitet zu viele zu zuvielen Kontakten. Andere hacken auf Datenschutz rum, obwohl die Corona-Warn-App zu dem besten gehört, was diesbezüglich entwickelt wurde. Gleichzeitig vertrauen sie ihre Daten aber den großen Konzernen an, die zudem ausländischem Recht unterliegen. Das sind die beiden Aussagen, die ich im Verwandten-, Bekannten- und Kollegenumfeld vernehme.
"Weitere Infektionen" sind "Infektionen". Also kann die App auch solche verhindern. Wie aber auch bei Masken: Man schützt damit primär andere.
Ich habe von "direkten Infektionen" gesprochen, die die App nicht verhindert. Aber genau das erwarten immer noch erstaunlich viele! Das Netz ist voll von solchen Erwartungen. Und wenn diese Leute realisieren, dass die App das nicht macht, fordern sie diese Funktion nachzurüsten, ohne überhaupt nachzudenken, welche Konsequenzen das hat, ob das überhaupt geht und wie lange das dauern würde.
Zur "wie lange das dauern würde":
Viele Krankenhaus-Labore können keinen Code ausgeben, damit man seine Infektion der App meldet, weil ihnen Geld, Personal und die Zeit fehlt. Auch andere Labore fehlen noch in großer Zahl. Das bedeutet, es wurde eine App entwickelt und man hat nicht daran gedacht, wie man alle Labore zeitnah anschließen kann.
Doch. Nur eben anders, als es Gesundheitsämter machen. Und vor allem kann die App genau die Kontaktpersonen erreichen, die niemals über die Gesundheitsämter ermittelt worden wären. Dazu kommt noch der Umstand, dass die App auch noch viel besser als die Gesundheitsämter skaliert, so dass lediglich die Testkapaztäten den Flaschenhals bei der Nachverfolgung von Infektionen bilden.
Das ist keine Nachverfolgung! Anfangs habe ich geschrieben, die App informiert mich, dass ich einem möglichen Risiko ausgesetzt war. Sie verfolgt nicht zurück und identifiziert nicht Max Mustermann als die Person, die mich infiziert hat. Das wäre Nachverfolgung!
Dafür gibt es die rote Warnmeldung. Da steht dann auch, wie lange der Kontakt zurückliegt.
OK, wenn das bei einer roten Meldung dabei steht, ist das gut und mein Einwand teilweise abgeschwächt. Es bleibt aber das gleichbleibend niedrige Risiko bei 0, 1 und 4 "Risiko-Begegnungen". Ich wiederhole, meldet die App mir eine Risiko-Begegnung, muss ich bei der aktuellen Verbreitung ohnehin davon ausgehen, die vier- bis fünffache Anzahl an Risiko-Begegnungen hatte, von der ich nie erfahren werde. Vielleicht hatte ich auch 10 oder 20 mal soviele Kontakte?
Das führt eben genau zu der beschriebenen falschen Sicherheit, in der sich die Leute mit der App fühlen. Zudem führt es zu Ärger im Beruf, wenn man sich Isolieren möchte, der Chef aber Probleme hat, seinen Betrieb aufrecht zu erhalten, weil seine Leute alle zu Hause sind. Home Office kann nicht jeder machen!
Ich kann mich auch nur nochmals wiederholen. SAP hat das geliefert, wonach alle laut geschrieen haben. Wir wollten Datenschutz, wir bekamen Datenschutz. Und nun meckert man herum, dass man wegen dem Datenschutz wenige Informationen bekommt.
Wer hat geschriehen? Das waren Politiker, die zeigen wollten, etwas zu tun, Personen, die sich profilieren wollten und Firmen, die Geld gesehen haben. Die Kritiker haben eher im Laufe der Zeit die Haltung eingenommen, "Gut, wenn ihr uns nicht glaubt, dann macht es wenigstens datenschutzrechtlich vernünftig."
Gut, dann führen wir halt die App aus Singapur ein. Da weiß das Gesundheitsamt dann sofort, mit wem man wann zusammen war und schickt einen Tester vorbei. Und wehe man verlässt die eigene Wohnung, bevor man nicht negativ getestet wurde.
Das habe ich nie gefordert! Abgesehen davon, dass das bei uns gar nicht möglich wäre. Das würden Gerichte sofort stoppen und wir sind eher durch die Pandemie als dass eine endgültige Entscheidung vorliegen würde.
Mein Eindruck ist vielmehr, dass wir noch nicht reif sind für Demokratie und Solidarität. Denn jedesmal, wenn ich mit dem ÖPNV fahre, werde ich Zeuge mindestens einer hitzige Diskussion weil einer seine Maske nicht tragen will. Sei es mit anderen Fahrgästen oder mit Ordnungspersonal. Dabei wird sogar argumentiert, die eigene App zeige grün und die Maske schütze einen selbst ohnehin nicht. Warum die dann keine FFP2-Masken tragen, weiß ich nicht. Und von der zeitliche Versatz, bis die App eine Risiko-Begegnung zwigt, wird auch ignoriert.
Mir ist sogar in einem Lokal gesagt worden, ich müsse nicht meine echten Daten eintragen. Das würde nicht kontrolliert und wenn man die App habe, dann erfahre man ja von einem möglichen Risiko.
Mit anderen Worten, man verlässt sich auf eine mehr als wackelige Technik und.vernachlässigt, mit Verweis auf die App, die anderen Vorsichtsmaßnahmen. Oder man fühlt sich von Gottes Gnaden schlauer als studierte Mediziner. Diese Besserwisser bekommen durch Meldungen, die keine Konsequenzen erfordern, zusätzliches Futter für ihre kruden Theorien.