Es ist letztlich eine Frage der Definition von Blase. Natürlich habe ich mein Umfeld und "meine" Medien. Viele Leute sind in der Lage, auch mal ganz woanders nachzulesen und sich zu hinterfragen. Das halte ich für wichtig und essentiell, um "seiner" Blase zu entkommen. So lese ich mir nicht nur Drostens Äußerungen oder gelegentlich wissenschaftliche Studien durch, sondern auch durchaus Reitschuster und ähnliche Leute und bilde mir dann meine Meinung.
Und dann sehe ich da keine keine klassische "Blase", die für mich ein klar negativ belegter Begriff für einen zu engen Horizont ist.
Ich bin bei dir, wir reden wahrscheinlich stark über die Definition einer "Blase". Ich wüsste allerdings nicht, warum diese bei z.B. Facebook gegeben sein sollte, bei selbst gewählten Medien und Inhalten aber nicht. Der Unterschied ist, dass es in dem einen Fall technisch unterstützt und extern erfolgt, bei dem anderen höchst individuell, regelmäßig basierend auf Prägungen, Erfahrungen und Präferenzen. Das Ergebnis ist aber grds. das selbe: Der Konsum von Inhalten, die deiner Meinung, Stimmung, Intention oä. grundsätzlich entsprechen. Oder anders gesagt: Nur eine ganz geringe Minderheit ultra-linker wird sich die FAZ ins Abo holen, kaum ein AfD-Wähler die "taz" kaufen.
Ich halte den Begriff allerdings auch nicht per se für negativ. Er beschreibt etwas, nämlich einen gewissen Horizont in dem wir uns bewegen. Das kann man ganz ehrlich eingestehen - ohne, dass das negativ ist. Im Gegenteil halte ich das sogar für den ersten wichtigen Schritt, um damit - in welcher Form auch immer - umzugehen.
Nimm aber einfach mal eine Wertung zu dem Begriff aus der Betrachtung - schon sind wir wohl ziemlich gleicher Meinung.
EDIT: Bitte nicht falsch verstehen. Ich bin mir bewusst, dass jeder eine persönliche Perspektive und einen beschränkten Horizont hat. Aber man kann sich bemühen, ihn zu vergrößern anstatt immer nur die Bestätigung der eigenen Meinung zu suchen.
Das ist etwas, was man sich vornehmen kann. Es ist aber etwas, was dennoch nur sehr bedingt klappt. Die ganzen Psychologen und Verhaltenswissenschaftler könnten dazu hier jetzt sicher ganze Romane schreiben, aber es wohnt dem Menschen einfach inne, dass er sich automatisch eher eine bestätigende Meinung sucht, als eine gegenteilige. Und natürlich wird er eher geneigt sein, einer überstimmenden Meinung zugetan zu sein - warum auch nicht.
Oder mal ganz kritisch gefragt: Kann hier jemand, sagen wir mal, drei Fälle nennen, wo er hier in eine nicht-technische Diskussion gegangen ist und sich, auch bei sachlich vorgebrachten Argumenten der Mitdiskutanten von der anderen Seite hat überzeugen lassen? Und jetzt kann man mal kritisch selbst hinterfragen, ob es wirklich wahrscheinlich ist, dass man mit seinem Standpunkt zu 100% richtig liegt - oder, ob man eben doch nur begrenzt, selbst von den richtigsten Argumenten und Fakten, entgegen seiner Meinung überzeugbar ist.
Nur Spaziergänger?
Seit wann greifen Spaziergänger die Pressefreiheit an?
Die Querdenker sind eine Gefahr für Freiheit und Demokratie. Sie gehören bekämpft.
Ich habe in meinem Beitrag "Spaziergänger" nicht ohne Grund in Anführungszeichen geschrieben - du kannst dich also fragen, warum. Wogegen ich allerdings etwas habe, ist, pauschal all den Teilnehmern an diesen Demos, "Spaziergängen" und sonstigen Veranstaltungen zu unterstellen, dass diese Querdenker sind, alle eine Gefahr für Freiheit und Demokratie sind etc.
Und an der Stelle mal ganz klar der Hinweis dazu, der auch in Linie mit der gängigen Rechtsprechung dazu ist: Selbst eine stärkere Anhäufung von solchen Gruppierungen führt nicht dazu, dass diese Veranstaltungen einen rechtswidrigen Charakter haben. Wer sich also hinstellt und mehrere unserer Grundrechte, nämlich auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit, bekämpfen zu wollen, indem man die Teilnehmer "bekämpft", der ist wenigstens auf der gleichen Stufe, wie diejenigen, die er eigentlich angreifen will.
Wer also der Meinung ist, mit "Kampf" auch nur irgendwas zu schaffen, aus der Welt zu räumen oder von einem (aus meiner Sicht falschen) Weg abzubringen, der hat eigentlich selbst schon verloren. Als Individuum, wie als Gesellschaft.