Wer wirklich so gegen CDU und FDP ist sollte sich fragen, warum sie von knapp 48% der Wahlberechtigten (das dürften locker 20 Millionen Deutsche sein) gewählt wurde.
Wie kommst Du denn darauf? So wie ich das aus den Zahlen entnehme, sind sie von 48% der wählenden Deutschen gewählt worden. Bevor man Deine Rechnung aufmacht, sollte man nämlich die ernüchternde Wahlbeteiligung von gerade einmal 70% durchaus auch berücksichtigen, nach der die Nichtwähler quasi die zweitstärkste Fraktion im Bundestag sind - theoretisch...
Und genau darüber sollten sich alle Parteien nämlich mal Gedanken machen. Besonders die "großen" Parteien, die plötzlich gar nicht mehr so groß sind, und beide unterirdische Ergebnisse eingefahren haben.
Würde es um Geld gehen, gilt immer der alte Spruch "niemand hat etwas zu verschenken", wenn es aber um Prozente bei der Wahl geht, werden die ungültigen und nicht abgegebenen Stimmen ohne Selbstreflexion einfach so unter den Tisch gekehrt - und darin liegt der Fehler im System!
Nicht "die Mehrheit der Deutschen" wollte diese Regierung, sondern die Mehrheit derer, die sich aufraffen konnten, "das kleinere Übel" zu wählen, oder die sich überhaupt noch angesprochen und vertreten fühlen, von der Politik, die wollte die Regierung.
Es ist doch irgendwie fraglich, wenn man das Volk per Wahlen "befragt", und eine Antwort in den Ergebnissen dann einfach unter den Tisch fallen lässt, nämlich die Antwort "Keine Ahnung - nix dabei für mich!".
Die "Stimmen" der Nicht- und Ungültigwähler werden mehr. Stetig. Parallel zum Absacken der ehemaligen Volksparteien steigt seit Jahren die Zahl derer, die sich gar nicht mehr an dem Zirkus um die Wahlurne beteiligen. Für die eben das Pilgern im Sonntagszwirn ins Wahllokal alle vier Jahre nicht mehr das höchste der Gefühle ist, und der Inbegriff des tollen griechischen Wortes "Demokratie", das einst dafür stand, alle Macht ginge vom Volke aus.
Mal ganz Wertneutral gefragt: welche Macht ging denn gestern vom Volke aus? Oder etwas Statistisch betrachtet: setzt sich der Trend von Nicht-/Ungültigwählern so fort, und wir haben 2013 eine Wahlbeteiligung von gerade einmal zwei dritteln der Wahlberechtigten - was lernen wir daraus?
Nichts, fürchte ich, und das obwohl alle Menschen schon lange begriffen haben, dass die sinkende Wahlbeteiligung das schlechteste Zeugnis ist, das es für eine Demokratie gibt. Aber für wen? Wirklich für die Bürger, oder doch eher für die Politik, die es nicht schafft, die Wahl wirklich als Chance zu transportieren, etwas zu verändern!?
In keinem Jahr wurde Deutschland so sehr zugesch***** mit Spots und Werbung nach dem Motto "Geh wählen!", während es selten einen so inhaltsleeren Wahlkampf gab. Na wen denn wählen? Die CDU kommt nicht über Sprüche wie "Wir sind stark" weg, und keilt inhaltlich gegen ihren Wunschpartner die FDP, die SPD verliert sich im Kuscheln der großen Koalition, versucht aber unter der Bettdecke dann doch ab und an mal gegen ihren Koalitionspartner zu treten - aber nur ganz leicht, könnte ja nach der Wahl auch der neue Partner sein.
Die FDP knallt souverän Steuersenkungen in die Runde, die noch vor dem amtlichen Endergebnis schon wieder relativiert werden, die Grünen machen nicht Wahlwerbung für sich, sondern gegen eine mögliche Koalition, und die Linken tollen durch Raum und Zeit indem sie auf Kachelmann-Manier eine Wettervorhersage a la "Es regnet Kaviar" propagieren.
"Geh wählen!" mutet da in meinen Augen extrem zynisch an. Wäre ich Politiker würde ich sagen:
"Das Volk hat gewählt! Die Zweitgrößte Fraktion der Wähler hat die Inhaltsleere und Perspektivlosigkeit von 'Geh wählen!' abgestraft und wird eine starke Opposition bilden!"
Denkt mal drüber nach...