Ich meinte Dividende - ja, sry. Entweder du gehst halt auf Dividende oder auf Wachstumsprognose.
Dividende kanns bei Apple nicht sein - Und das es Wachstum jetzt nicht mehr ist verstehe ich.
Die einen verkaufen weil sie ihre "alte Rendite" davon schwimmen sehen, die potentiellen Anleger kaufen nicht weil da eben die Perspektive ist. Apple war noch nie ein "Spar-Wertpapier" sondern ging immer auf Risiko/Wachstum.
Ich denke, dass man bei der Betrachtung tiefer schürfen sollte.
Apple WAR ein Wachstumstitel.
Seit einigen Jahren ist das aber nicht mehr so. Es gibt Aspekte, die man skeptisch betrachten darf. Und welche, die man trotz der aktuellen Diskussion zu Absatz-Bremsspuren bei der aktuellen iPhone-Generation nicht aus den Augen verlieren sollte.
Apple migrierte schon seit ein paar Jahren vom Wachstums- zu einem Value-Titel Wert. Angefangen hat es zu der Zeit, als Hedgefonds den hohen Bestand an Barreserven immer lauter kritisierten. Was auf den ersten Blick vielleicht als gut erscheinen mag, Geld auf der hohen Kante zu haben, ist für Risikokapitalgeber nicht unbedingt positiv. Denn hohe Barreserven kann man auch so betrachten, dass es dem Unternehmen an einer Vision oder Visionen mangelt, wie es diese in unternehmerische (Neu-)Wagnisse so allokieren kann, damit das Wachstum weiter auf hohem Niveau bleibt. Kann es das nicht, dann erfüllt es auch nicht die Kriterien bzw. Idealbedingungen, um weiter Risikokapital halten zu können bzw. zu binden. Denn wer Risiko gibt, erwartet auch eine entsprechende Risikoprämie, die sich deutlich von anderen Prämien (geringerer Risiken) absetzt.
Das war auch der Grund für die Kritik der Hedgefonds bzw. auf diesem Gebiet tätigen Großinvestoren. Apple hat auf die Kritik reagiert, zahlte steigende Dividenden, startete ein Aktienrückkaufprogramm, emittierte Bonds (vor allen aus steuerlichen Gründen). Kurz um, Apple hat einige Dinge unternommen, um einerseits das Risikokapital zu besänftigen und andererseits Apple für Value Investoren attraktiv zu machen. Auch ein Grund, weshalb u.a. Warren Buffet -ein bekannter Value-Investor- in Apple investierte.
Das Wachstum bei Apple ist gesunken und das führt nun mal auch zu einer niedrigeren Bewertung am Markt (z. B. geht das KGV zurück). Ob die Bewertung trotz des mittlerweile gesunkenen KGVs als 'günstig' betrachtet werden kann - das kann man so oder so sehen. Denn die Bewertungsfrage hängt von der zukünftigen Gewinnschätzung aber auch vom Kapitalmarkt selbst ab. Speziell sei hier die Geldpolitik genannt. Und das führt zu folgenden (stark vereinfachten) Wechselwirkungen.
- Sinken die Gewinnschätzungen, steigt das KGV und die Bewertung wird ungünstiger
- Steigen die Renditen, wird die Aktienanlage in Bezug auf das Chance-Risiko-Verhältnis unattraktiver
- Ändert sich die Geldpolitik (die USA haben die Zinswende deutlich eingeleitet - also die Abwendung von der Politik des billigen Geldes- steigt der Preis, um in Risiko zu investieren. Es wird unattraktiver.
Das Geld, das in den letzten Jahren mangels Alternativen den Weg in die Aktienmärkte gefunden hat, wandert von dort aus wieder ab. Das billige Geld hat in den letzten Jahren zu deutlichen Preisauftrieben bei vielen Anlageklassen geführt. Fast überall findet man ausgedehnte Preisblasen. Und dort entweicht nun erstmals wieder etwas mehr Luft. Das kann man auch bei Alphabet, Amazon, Facebook und anderen Techwerten nachvollziehen. Apple hat diese Entwicklung teilweise durch ihr Aktienrückkaufprogramm (das meines Wissens nach auch ein paar mal ausgeweitet wurde) auch noch vorangetrieben. Apple hat sich die Nachfrage nach seinen Aktien selbst finanziert, wenn man das mal so platt sagen darf - 'Aktienkurspflege'.
Apple lebt vom iPhone - ja. Aber Apple hat sich auch insofern verändert, dass es mittlerweile auch stark in den Enterprisemarkt hineinstrahlt (Cisco, SAP, Deloitte usw.). Auch wurden die Silotrennung zwischen privater und geschäftlicher Nutzung des Systems vorangetrieben.
Und was man auch nicht vergessen darf. Der Bereich Services spielt mittlerweile mehr Erträge ein, als beispielsweise die Macs. Und das ist für mich der eigentlich interessanteste Aspekt. Vielleicht sollte man weniger in die Vergangenheit schauen (der Titel ist von auf, Tausend + x % gestiegen), den mit dieser verdient man nichts mehr. Bei der Vorschau sollte man die aktuelle Situation betrachten. Und die sieht -aus der Betrachtung eines Value-Investoren- doch eigentlich nicht schlecht aus. Die Risiken, mit einem Value-Wert Apple nachhaltig und langfristig passable Renditen im Kontext des eingegangenen Risikos zu erzielen, sind auf lange Sicht ausgewogen.
Es gibt nur ein wesentliches Problem dabei: Wieviel Risikokapital, 'Wachstumsgeld' und wieviel von der Geldpolitik getriebenes Kapital steckt aktuell im Unternehmen? Und wann wandert das Geld weiter (ab), wenn die Zinswende noch deutlicher wird, die Preisblasen an den Aktienmärkten deutlich abgebaut werden und wenn die US-/Welt-Konjunktur, die seit Jahren (zumindest auf dem Papier) gut läuft, ins Stottern kommt? Neben den Fragen nach der Innovationsfähigkeit von Apple, nach der Zeit nach dem iPhone, den Trump-Zöllen, EU-Steuern, Monopol-Diskussionen (App Store), der Kredit(schatten)wirtschaften von Apples Zukunftsmärkten (China - da ist es sehr still geworden), Indien etc.. Ich meine, im Zuge des billigen Notenbankgeldes sah der Kapitalmarkt nicht so genau auf die Staatsverschuldungen dieser Länder oder auf die Reformnotwendigkeiten dort und und und hin. Nun, bei steigenden US-Zinsen rollen die Fragen häufiger durch das Marktgezwitscher.
Apple wäre mir persönlich umso lieber, wenn diese Punkte (auch im Kurs endlich abgearbeitet werden würden). Dann, ja dann, oder irgendwo auf dem Weg der 'Abarbeitung' der Liste wäre es ein interessanter Valuetitel.
Disclaimer: Enthält lediglich meine Meinung, keine Empfehlung, aber einigen Stoff zum Nachdenken.