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Eine Ablöse für mein über drei Jahre altes iPhone 4 war langsam aber doch überfällig: Zahlreiche kleinere Kratzer und ein paar Dellen trübten den Eindruck des meiner Meinung nach zeitlosen Designs, das Display hatte einen Fehler, hin und wieder wollte meine SIM-Karte nicht erkannt werden, das Öffnen von Apps und das Navigieren durch iOS stockte immer mehr und die Qualität der Fotos litt aufgrund von Kratzern auf der Kameraabdeckung. Etwas neues musste her und ich habe vor rund drei Wochen einen Schritt gewagt, den ich bis heute nicht bereut habe: Das Nokia Lumia 925 mit Windows Phone 8 ist jetzt mein täglicher Begleiter.[PRBREAK][/PRBREAK]
Warum Nokia?
Wie ich zu diesem Entschluss gekommen bin? Natürlich hätte ich noch ein paar Wochen länger warten können, um mir dann das iPhone 5S zuzulegen. Jedoch sind wir mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem es am Smartphone-Markt wirklich tolle und ähnlich gut verarbeitete Alternativen zum iPhone gibt, die teilweise aber deutlich günstiger sind. Knapp 700 Euro halte ich in diesem Zusammenhang für ein Smartphone, auch wenn es von Apple stammt, für überteuert. Die Gerüchte um ein günstigeres iPhone 5C, das demnächst vorgestellt werden soll, lassen vermuten, dass andere Leute – und im Endeffekt wohl auch Apple – genauso denken. Trotzdem packte mich der Reiz und ich wollte etwas Neues ausprobieren.
Ein sehr wichtiges Kriterium bei einem Smartphone ist für mich unter anderem die Kamera. Profi-Fotografen und die, die es noch werden wollen, mögen jetzt aufschreien, aber ich liebe es unterwegs jederzeit einfach mein Handy aus der Hosentasche zu holen und schnell ein paar Schnappschüsse zu machen. Dank mobiler Datenverbindung können diese auch gleich in die Cloud oder auf Facebook hochgeladen, bzw. per E-Mail oder WhatsApp versendet werden. Für mich bedeutet es einen riesigen Komfort, nicht extra mit einem Kabel an den nächsten Computer anzudocken und die Fotos zu überspielen.
Aufgrund der in zahlreichen Reviews gut bewerteten Kameras bin ich dann recht schnell zu den Lumia-Modellen von Nokia gekommen – genauer gesagt dem Lumia 925 und dem 1020. Auch wenn die Kamera des Lumia 1020 verlockend ist, habe ich mich aufgrund des Preises und der Abmessungen des Gerätes für das Lumia 925 entschieden – mein erstes Nokia-Mobiltelefon seit über 10 Jahren.
Das Nokia Lumia 925
Da ich an dieser Stelle kein Review zum Lumia 925 schreiben möchte – diese gibt es sowieso bereits wie Sand am Meer – möchte ich mich eher auf ein paar Details, die einem als ehemaliger iPhone-Nutzer auffallen, eingehen. Beim Lumia 925 handelt es sich wahrlich um ein sehr schickes Gerät, dass der Verarbeitung der iPhone-Modelle in nichts nachsteht. Der Rahmen des Gerätes selbst ist zwar aus Alu, die Rückseite besteht jedoch aus Kunststoff. Hält man das Gerät in Händen, ist es trotzdem kein Vergleich zu so manchen Galaxy-Smartphones. Da knarzt und knackt nichts, so wie man es vom iPhone gewohnt ist.
Das Telefon besitzt einen eigenen Knopf zum Auslösen der Kamera, der – ähnlich wie bei normalen Kameras – halb durchgedrückt fokussiert und ganz gedrückt das Foto schießt. Die Qualität der Fotos stellen für mich einen riesigen Sprung im Gegensatz zum iPhone 4 dar, Nokias Kamera-App Pro Cam erledigt das übrige. Mit dieser lassen sich händisch Werte wie Belichtungszeit, ISO-Zahl, Fokus und Weißabgleich einstellen. Die Bilder werden auf Wunsch automatisch in die SkyDrive, Microsofts Cloud-Lösung, geladen, in der ich als ehemaliger MobileMe-Abonnent 22 Gigabyte kostenlosen Speicherplatz habe.
Der Akku des Lumia 925 wird zwar keine Preise gewinnen, hält aber ähnlich wie bei meinem iPhone 4 einen Tag lang durch. Über Nacht muss das Gerät dann aber an die Steckdose. Einen abnehmbare Rückseite, um den Akku einfach zu wechseln, hat das Lumia 925 übrigens auch nicht – da fühlt man sich als iPhone-Nutzer direkt wohl.
Das Smartphone besitzt ein Display mit einer Diagonale von 4,5 Zoll und einer Auflösung von 1280x768 Bildpunkten, wodurch die Pixeldichte sogar etwas höher als beim Retina-Display des iPhones ausfällt. Theoretisch sollte das Display dadurch noch ein Eck schärfer sein, mit dem freien Auge sind aber keine Unterschiede zu sehen. Nach mehreren Wochen der Benutzung kann oder muss ich feststellen: 4,5 Zoll ist die ideale Bildschirmgröße für mich, mein altes iPhone wirkt richtig Altbacken und winzig dagegen. Ich vermute, dass Apple früher oder später der Konkurrenz (und den Bedürfnissen der Kunden) folgen wird, und neben den 4 Zoll auch größere Smartphones anbieten wird.

Das Lumia 925 ist in den Farben schwarz, weiß und grau erhältlich.
Der Wechsel des Betriebssystems
Noch viel wichtiger und schwieriger als der Wechsel der Hardware ist in der heutigen Zeit der Wechsel der Software bzw. des Betriebssystems. So ziemlich alle Hersteller haben mittlerweile erkannt, wie wichtig es ist, Hard- und Software mit passenden Diensten zu verknüpfen. Ein netter kleiner Nebeneffekt: Der Wechsel zu einem anderen System wird dadurch automatisch erschwert, je nachdem wie wichtig dem Hersteller Cross-Plattform-Ansätze sind. Apple ist dafür – man denke nur an iCloud, iMessage, FaceTime, OS X usw. – nicht gerade bekannt.
Und so ist auch der Wechsel von iOS zu Windows Phone nicht ganz ohne Hürden. Zwar lassen sich die E-Mails meines iCloud-Accounts auch unter Microsofts Betriebssystem abrufen, von einer Synchronisation der Kontakte- oder Kalenderdaten gibt es jedoch keine Spur. Mit der Windows Phone-App, die kostenlos im Mac App Store angeboten wird, kann man zumindest Musik, Filme, Serien, Bilder und Klingeltöne auf sein Windows Phone-Smartphone synchronisieren. Die App greift dabei direkt auf die iTunes- und iPhoto-Bibliotheken zu, kopiergeschützte Inhalte können jedoch nur auf Apple-Geräten wiedergegeben werden.
Was Windows Phone selbst angeht, fühlt man sich als ehemaliger iOS-Nutzer direkt heimisch. Anstatt einer Philosophie eines mehr oder weniger komplett offenen Betriebssystems, wie es bei Android der Fall ist, findet man sich bei Windows Phone 8 mit ähnlichen Schranken wie bei iOS konfrontiert. Mit den üblichen Nachteilen aber auch ähnlichen Vorteilen: Der Sicherheit. Viren oder Malware sind so gut wie kein Thema, Raubkopien gibt es keine und einen Jailbreak gibt es, knapp ein Jahr nach der Veröffentlichung von Windows Phone 8, noch immer keinen.
Windows Phone 8
Auch wenn das nun viele vor den Kopf stoßen mag, hat Windows Phone 8 meiner Meinung das Design und das User-Interface, wie es eigentlich perfekt zur edlen Verarbeitung des iPhones passen würde. Das Betriebssystem reagiert extrem schnell (es gibt in der Bedienung keine Ruckler, die meisten Apps sind innerhalb von Sekundenbruchteilen geöffnet), die Oberfläche mit den Kacheln ist schlicht, beinhaltet gleichzeitig aber viele Informationen, es wirkt wie aus einem Guss und es hält sich eher im Hintergrund. iOS 7 im Vergleich dazu mit seinen teilweise knalligen Farben und den Bewegungen am Display springt einen dagegen förmlich an.
Bei all dem Lob über das Design, gibt es jedoch auch einige Kritikpunkte. Windows Phone 8 hat ein paar Probleme, mit denen iOS in der Vergangenheit zu kämpfen hatte. So gibt es etwa keine Mitteilungszentrale, in der Benachrichtigungen angezeigt werden. Stattdessen klappt, ähnlich wie bei iOS, die Benachrichtigung am oberen Bildschirmrand kurze Zeit auf und verschwindet danach im Nirvana. Lediglich eine Zahl – bei manchen Apps aber auch Text – auf der entsprechenden Kachel zeigt an, dass mir die App etwas mitzuteilen hat.
Die Kritik bei Benachrichtigungen geht jedoch weiter. Oft werden diese nur unzuverlässig zugestellt, wodurch sie entweder gar nicht ankommen oder teilweise Stunden verspätet. Ob es sich dabei um ein Problem mit den Apps (in diesem Fall unter anderem bei Skype, WhatsApp und Facebook) handelt, oder ob es die Schuld des Betriebssystems ist, konnte ich nicht herausfinden. Wo wir gleich beim nächsten Thema wären: Die Apps.
Mit der Kamera des Lumia 925 lassen sich auch sehr nahe Objekte fokussieren.
Apps unter Windows Phone 8
Googles Play Store und Apples App Store überschlagen sich immer wieder mit Rekordmeldungen, wie viele hunderttausende Apps es in deren Stores nicht gibt. Im Windows Phone Store bäckt man etwas kleinere Brötchen und man hat die Auswahl aus nur 170.000 Apps. Diese Zahl alleine sollte schon ausdrücken, was ich sagen möchte: Es gibt zwar weniger Apps, aber die Auswahl ist trotzdem gut genug. Die Großen sind, mit Ausnahme von Google, so gut wie alle auch im Windows Phone Store mit ihren Apps vertreten und auch sonst sollte man für alle Bedürfnisse eine passende App finden – man hat dann halt nicht die Auswahl aus 20 verschiedenen Alternativen sondern vielleicht nur aus fünf.
Manche der Apps wirken jedoch etwas angestaubt. So bietet die Facebook-App etwa keine Chat-Heads und erst seit kurzem gibt es eine Beta-Version, mit der sich per privaten Nachrichten auch Bilder verschicken lassen. Oder die App des Passwort-Managers 1Password, die zwar kostenlos angeboten wird und auch funktioniert, aber ein Design und User-Interface haben, das fast aus dem vorigen Jahrtausend kommen könnte. Außerdem sieht es Google bisher nicht als notwendig an, abseits seiner Suche-App irgendwelche Programme für Windows Phone 8 anzubieten – damit gibt es keine offiziellen Apps für Google Maps, Gmail, Youtube oder Google+. Die Nutzerzahlen von Windows Phone 8 seien noch zu gering, als dass sich die Entwicklung für Apps für das System lohne, heißt es aus Mountain View.
Aus der Masse der Apps bei Windows Phone 8 stechen vor allem die Programme von Nokia und Microsoft selbst heraus. So kommt das Lumia 925 etwa ohne zusätzliche Kosten mit vollwertigen Navi- und Karten-Apps von Nokia (HERE Drive+ bzw. HERE Maps), bei denen sich die Kartendaten von Ländern offline speichern lassen. Die bereits zuvor erwähnte kostenlose Kamera-App Pro Cam besitzt, im Gegensatz zur Standard-Kamera-App von Windows Phone 8, die ähnlich spartanisch ist wie die von iOS, einen weitaus höheren Funktionsumfang.
Microsoft bietet eine kostenlose Übersetzer-App an, bei der sich viele Sprachen auch zur Offline-Nutzung am Gerät abspeichern lassen. Vorinstalliert ist außerdem Microsofts Office-Suite, mit der sich Word-, Excel- und Powerpoint-Dokumente kostenlos erstellen und bearbeiten lassen. Die Notiz-App OneNote, die auch für iOS erhältlich ist, ist ebenfalls direkt mit an Bord. Bereits ins Betriebssystem selbst integriert ist eine Funktion zum Suchen von Titeln eines Songs – ähnlich wie bei Shazam oder SoundHound. Insgesamt betrachtet ist das System damit ab Werk bzw. mit den kostenlosen Apps von Microsoft und Nokia, die im Windows Phone Store heruntergeladen werden können, sogar umfangreicher als iOS mit den Apps von Apple, jedoch ohne überladen zu wirken.
Fazit
Ich persönlich hatte zwar am iPhone unzählige Apps installiert, wirklich verwendet davon habe ich aber nur einen Bruchteil. Und diese Apps gibt es entweder auch für Windows Phone 8, oder ich habe sehr gute Alternativen gefunden. Gerade was Spiele angelangt, hat iOS natürlich eine Art Vormachtstellung in den mobilen App Stores. Das stört mich persönlich aber eher weniger, da ich dafür – wenn dann – sowieso eher zum iPad greifen würde.
Trotz ein paar Nachteilen gegenüber iOS bin ich mit Windows Phone 8 mehr als zufrieden und der Wechsel verlief im Endeffekt einfacher, als ich es ursprünglich befürchtet hatte. Windows Phone 8 mag nicht für alle, aber durchaus für viele eine ernstzunehmende Alternative zu iOS sein – auch wenn sie sich dem noch gar nicht bewusst sind. Das System ist meiner Meinung ausgereift genug um mit etwas Durchhaltevermögen seitens Microsoft und Nokia zum dritten großen Smartphone-Betriebssystem zu avancieren, Tendenzen dazu sind bereits erkennbar. Gute und ausgereifte Hard- und Software ist vorhanden, es fehlen nur noch die Kunden.

Wie ich zu diesem Entschluss gekommen bin? Natürlich hätte ich noch ein paar Wochen länger warten können, um mir dann das iPhone 5S zuzulegen. Jedoch sind wir mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem es am Smartphone-Markt wirklich tolle und ähnlich gut verarbeitete Alternativen zum iPhone gibt, die teilweise aber deutlich günstiger sind. Knapp 700 Euro halte ich in diesem Zusammenhang für ein Smartphone, auch wenn es von Apple stammt, für überteuert. Die Gerüchte um ein günstigeres iPhone 5C, das demnächst vorgestellt werden soll, lassen vermuten, dass andere Leute – und im Endeffekt wohl auch Apple – genauso denken. Trotzdem packte mich der Reiz und ich wollte etwas Neues ausprobieren.
Ein sehr wichtiges Kriterium bei einem Smartphone ist für mich unter anderem die Kamera. Profi-Fotografen und die, die es noch werden wollen, mögen jetzt aufschreien, aber ich liebe es unterwegs jederzeit einfach mein Handy aus der Hosentasche zu holen und schnell ein paar Schnappschüsse zu machen. Dank mobiler Datenverbindung können diese auch gleich in die Cloud oder auf Facebook hochgeladen, bzw. per E-Mail oder WhatsApp versendet werden. Für mich bedeutet es einen riesigen Komfort, nicht extra mit einem Kabel an den nächsten Computer anzudocken und die Fotos zu überspielen.
Aufgrund der in zahlreichen Reviews gut bewerteten Kameras bin ich dann recht schnell zu den Lumia-Modellen von Nokia gekommen – genauer gesagt dem Lumia 925 und dem 1020. Auch wenn die Kamera des Lumia 1020 verlockend ist, habe ich mich aufgrund des Preises und der Abmessungen des Gerätes für das Lumia 925 entschieden – mein erstes Nokia-Mobiltelefon seit über 10 Jahren.
Das Nokia Lumia 925
Da ich an dieser Stelle kein Review zum Lumia 925 schreiben möchte – diese gibt es sowieso bereits wie Sand am Meer – möchte ich mich eher auf ein paar Details, die einem als ehemaliger iPhone-Nutzer auffallen, eingehen. Beim Lumia 925 handelt es sich wahrlich um ein sehr schickes Gerät, dass der Verarbeitung der iPhone-Modelle in nichts nachsteht. Der Rahmen des Gerätes selbst ist zwar aus Alu, die Rückseite besteht jedoch aus Kunststoff. Hält man das Gerät in Händen, ist es trotzdem kein Vergleich zu so manchen Galaxy-Smartphones. Da knarzt und knackt nichts, so wie man es vom iPhone gewohnt ist.
Das Telefon besitzt einen eigenen Knopf zum Auslösen der Kamera, der – ähnlich wie bei normalen Kameras – halb durchgedrückt fokussiert und ganz gedrückt das Foto schießt. Die Qualität der Fotos stellen für mich einen riesigen Sprung im Gegensatz zum iPhone 4 dar, Nokias Kamera-App Pro Cam erledigt das übrige. Mit dieser lassen sich händisch Werte wie Belichtungszeit, ISO-Zahl, Fokus und Weißabgleich einstellen. Die Bilder werden auf Wunsch automatisch in die SkyDrive, Microsofts Cloud-Lösung, geladen, in der ich als ehemaliger MobileMe-Abonnent 22 Gigabyte kostenlosen Speicherplatz habe.
Der Akku des Lumia 925 wird zwar keine Preise gewinnen, hält aber ähnlich wie bei meinem iPhone 4 einen Tag lang durch. Über Nacht muss das Gerät dann aber an die Steckdose. Einen abnehmbare Rückseite, um den Akku einfach zu wechseln, hat das Lumia 925 übrigens auch nicht – da fühlt man sich als iPhone-Nutzer direkt wohl.
Das Smartphone besitzt ein Display mit einer Diagonale von 4,5 Zoll und einer Auflösung von 1280x768 Bildpunkten, wodurch die Pixeldichte sogar etwas höher als beim Retina-Display des iPhones ausfällt. Theoretisch sollte das Display dadurch noch ein Eck schärfer sein, mit dem freien Auge sind aber keine Unterschiede zu sehen. Nach mehreren Wochen der Benutzung kann oder muss ich feststellen: 4,5 Zoll ist die ideale Bildschirmgröße für mich, mein altes iPhone wirkt richtig Altbacken und winzig dagegen. Ich vermute, dass Apple früher oder später der Konkurrenz (und den Bedürfnissen der Kunden) folgen wird, und neben den 4 Zoll auch größere Smartphones anbieten wird.

Das Lumia 925 ist in den Farben schwarz, weiß und grau erhältlich.
Der Wechsel des Betriebssystems
Noch viel wichtiger und schwieriger als der Wechsel der Hardware ist in der heutigen Zeit der Wechsel der Software bzw. des Betriebssystems. So ziemlich alle Hersteller haben mittlerweile erkannt, wie wichtig es ist, Hard- und Software mit passenden Diensten zu verknüpfen. Ein netter kleiner Nebeneffekt: Der Wechsel zu einem anderen System wird dadurch automatisch erschwert, je nachdem wie wichtig dem Hersteller Cross-Plattform-Ansätze sind. Apple ist dafür – man denke nur an iCloud, iMessage, FaceTime, OS X usw. – nicht gerade bekannt.
Und so ist auch der Wechsel von iOS zu Windows Phone nicht ganz ohne Hürden. Zwar lassen sich die E-Mails meines iCloud-Accounts auch unter Microsofts Betriebssystem abrufen, von einer Synchronisation der Kontakte- oder Kalenderdaten gibt es jedoch keine Spur. Mit der Windows Phone-App, die kostenlos im Mac App Store angeboten wird, kann man zumindest Musik, Filme, Serien, Bilder und Klingeltöne auf sein Windows Phone-Smartphone synchronisieren. Die App greift dabei direkt auf die iTunes- und iPhoto-Bibliotheken zu, kopiergeschützte Inhalte können jedoch nur auf Apple-Geräten wiedergegeben werden.
Was Windows Phone selbst angeht, fühlt man sich als ehemaliger iOS-Nutzer direkt heimisch. Anstatt einer Philosophie eines mehr oder weniger komplett offenen Betriebssystems, wie es bei Android der Fall ist, findet man sich bei Windows Phone 8 mit ähnlichen Schranken wie bei iOS konfrontiert. Mit den üblichen Nachteilen aber auch ähnlichen Vorteilen: Der Sicherheit. Viren oder Malware sind so gut wie kein Thema, Raubkopien gibt es keine und einen Jailbreak gibt es, knapp ein Jahr nach der Veröffentlichung von Windows Phone 8, noch immer keinen.
Windows Phone 8
Auch wenn das nun viele vor den Kopf stoßen mag, hat Windows Phone 8 meiner Meinung das Design und das User-Interface, wie es eigentlich perfekt zur edlen Verarbeitung des iPhones passen würde. Das Betriebssystem reagiert extrem schnell (es gibt in der Bedienung keine Ruckler, die meisten Apps sind innerhalb von Sekundenbruchteilen geöffnet), die Oberfläche mit den Kacheln ist schlicht, beinhaltet gleichzeitig aber viele Informationen, es wirkt wie aus einem Guss und es hält sich eher im Hintergrund. iOS 7 im Vergleich dazu mit seinen teilweise knalligen Farben und den Bewegungen am Display springt einen dagegen förmlich an.
Bei all dem Lob über das Design, gibt es jedoch auch einige Kritikpunkte. Windows Phone 8 hat ein paar Probleme, mit denen iOS in der Vergangenheit zu kämpfen hatte. So gibt es etwa keine Mitteilungszentrale, in der Benachrichtigungen angezeigt werden. Stattdessen klappt, ähnlich wie bei iOS, die Benachrichtigung am oberen Bildschirmrand kurze Zeit auf und verschwindet danach im Nirvana. Lediglich eine Zahl – bei manchen Apps aber auch Text – auf der entsprechenden Kachel zeigt an, dass mir die App etwas mitzuteilen hat.
Die Kritik bei Benachrichtigungen geht jedoch weiter. Oft werden diese nur unzuverlässig zugestellt, wodurch sie entweder gar nicht ankommen oder teilweise Stunden verspätet. Ob es sich dabei um ein Problem mit den Apps (in diesem Fall unter anderem bei Skype, WhatsApp und Facebook) handelt, oder ob es die Schuld des Betriebssystems ist, konnte ich nicht herausfinden. Wo wir gleich beim nächsten Thema wären: Die Apps.
Mit der Kamera des Lumia 925 lassen sich auch sehr nahe Objekte fokussieren.
Apps unter Windows Phone 8
Googles Play Store und Apples App Store überschlagen sich immer wieder mit Rekordmeldungen, wie viele hunderttausende Apps es in deren Stores nicht gibt. Im Windows Phone Store bäckt man etwas kleinere Brötchen und man hat die Auswahl aus nur 170.000 Apps. Diese Zahl alleine sollte schon ausdrücken, was ich sagen möchte: Es gibt zwar weniger Apps, aber die Auswahl ist trotzdem gut genug. Die Großen sind, mit Ausnahme von Google, so gut wie alle auch im Windows Phone Store mit ihren Apps vertreten und auch sonst sollte man für alle Bedürfnisse eine passende App finden – man hat dann halt nicht die Auswahl aus 20 verschiedenen Alternativen sondern vielleicht nur aus fünf.
Manche der Apps wirken jedoch etwas angestaubt. So bietet die Facebook-App etwa keine Chat-Heads und erst seit kurzem gibt es eine Beta-Version, mit der sich per privaten Nachrichten auch Bilder verschicken lassen. Oder die App des Passwort-Managers 1Password, die zwar kostenlos angeboten wird und auch funktioniert, aber ein Design und User-Interface haben, das fast aus dem vorigen Jahrtausend kommen könnte. Außerdem sieht es Google bisher nicht als notwendig an, abseits seiner Suche-App irgendwelche Programme für Windows Phone 8 anzubieten – damit gibt es keine offiziellen Apps für Google Maps, Gmail, Youtube oder Google+. Die Nutzerzahlen von Windows Phone 8 seien noch zu gering, als dass sich die Entwicklung für Apps für das System lohne, heißt es aus Mountain View.
Aus der Masse der Apps bei Windows Phone 8 stechen vor allem die Programme von Nokia und Microsoft selbst heraus. So kommt das Lumia 925 etwa ohne zusätzliche Kosten mit vollwertigen Navi- und Karten-Apps von Nokia (HERE Drive+ bzw. HERE Maps), bei denen sich die Kartendaten von Ländern offline speichern lassen. Die bereits zuvor erwähnte kostenlose Kamera-App Pro Cam besitzt, im Gegensatz zur Standard-Kamera-App von Windows Phone 8, die ähnlich spartanisch ist wie die von iOS, einen weitaus höheren Funktionsumfang.
Microsoft bietet eine kostenlose Übersetzer-App an, bei der sich viele Sprachen auch zur Offline-Nutzung am Gerät abspeichern lassen. Vorinstalliert ist außerdem Microsofts Office-Suite, mit der sich Word-, Excel- und Powerpoint-Dokumente kostenlos erstellen und bearbeiten lassen. Die Notiz-App OneNote, die auch für iOS erhältlich ist, ist ebenfalls direkt mit an Bord. Bereits ins Betriebssystem selbst integriert ist eine Funktion zum Suchen von Titeln eines Songs – ähnlich wie bei Shazam oder SoundHound. Insgesamt betrachtet ist das System damit ab Werk bzw. mit den kostenlosen Apps von Microsoft und Nokia, die im Windows Phone Store heruntergeladen werden können, sogar umfangreicher als iOS mit den Apps von Apple, jedoch ohne überladen zu wirken.
Fazit
Ich persönlich hatte zwar am iPhone unzählige Apps installiert, wirklich verwendet davon habe ich aber nur einen Bruchteil. Und diese Apps gibt es entweder auch für Windows Phone 8, oder ich habe sehr gute Alternativen gefunden. Gerade was Spiele angelangt, hat iOS natürlich eine Art Vormachtstellung in den mobilen App Stores. Das stört mich persönlich aber eher weniger, da ich dafür – wenn dann – sowieso eher zum iPad greifen würde.
Trotz ein paar Nachteilen gegenüber iOS bin ich mit Windows Phone 8 mehr als zufrieden und der Wechsel verlief im Endeffekt einfacher, als ich es ursprünglich befürchtet hatte. Windows Phone 8 mag nicht für alle, aber durchaus für viele eine ernstzunehmende Alternative zu iOS sein – auch wenn sie sich dem noch gar nicht bewusst sind. Das System ist meiner Meinung ausgereift genug um mit etwas Durchhaltevermögen seitens Microsoft und Nokia zum dritten großen Smartphone-Betriebssystem zu avancieren, Tendenzen dazu sind bereits erkennbar. Gute und ausgereifte Hard- und Software ist vorhanden, es fehlen nur noch die Kunden.
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