Weißt Du, was mir auffällt?
Sehr viele Apple-Nutzer interessieren sich ungemein für das ganze Drumherum. Da wird Sekundärliteratur gewälzt, die Biografie von Steve Jobs verschlungen, es werden täglich News konsumiert, die sich mit dem Apple-Börsenkurs, Umstellungen der Fertigungsprozesse in chinesischen Werken, der Kündigung eines Apple-Mitarbeiters im unteren Management, usw. befassen.
Man ist so richtig "drin" im Thema Apple. Dann haben noch dazu drei Freunde ein iPhone, und es wird ständig über die neuesten Apps geredet, die kürzlich gekaufte Hülle aus nachhaltig produziertem Bambusholz, die gerade gelesene Jobs-Biografie, etc.
Sehr viele Apple-Nutzer befassen sich in einem nicht unerheblichen Teil ihrer Freizeit mit solchen "Sekundärthemen", also welchen, die nicht direkt mit der Bedienung oder Nutzung des jeweiligen Geräts zusammenhängen.
Ich möchte das garnicht bewerten, ich habe selbst nach meinem Switch zum Mac kurz nach dem Millennium lange Zeit intensivst die Firmenhistorie, Modellgeschichte, Jobs-Lebensgeschichte und dergleichen studiert...
Es ist aber so: Je tiefer man selbst in einer bestimmten Materie steckt, desto schwieriger wird die Sicht von außen auf diese Materie. Will sagen: solange man sich intensivst als Teil der "Apple-Kultur" wähnt, solange wirkt diese Kultur auch so dominierend und groß - von innen heraus betrachtet.
Die Informatik ist ein weites - wenn nicht DAS Themenfeld in unserer heutigen Gesellschaft. Es gibt tausende von erfolgreichen Unternehmen, jedes einzelne mit einer interessanten Firmengeschichte, die nicht selten in den Hippie-Kreisen, der Nerd-Kultur, der Hacker-Szene oder dem Silicon-Valley in den Gründerjahren fußt. Klar ist Apple ein schillerndes Beispiel für erfolgreiches Unternehmertum, aber es ist nur
ein Aspekt der IT-Welt.
Wenn man einmal akzeptiert hat, dass hinter jedem Android-Smartphone, hinter jeder Linux-Distribution, hinter jedem Computerspiel, hinter jeder Office-Suite, hinter SAP, IBM, Oracle, HP, Atari, Microsoft... hinter Google, Facebook oder ebay... hinter allen nicht-genannten eine interessante Story, Erfindergeist und technische Weiterentwicklung steckt...
Wenn man das akzeptiert hat ...dann irgendwann erschließt sich einem vielleicht noch die Tatsache, dass - wenn man sich mal aus dem Apple-Ökosystem mit "Nasa-Macbook-Fotos" und "Nachts-vor-dem-Apple-Store-Campierern" wagt - es zig Teilbereiche der IT-Welt gibt, in denen
Apple eine geringe oder garkeine Rolle spielt. Neun von zehn Rechnern kommen ohne OS X aus, und sieben von zehn Smartphones ohne iOS.
Wenn man das alles mal zusammen durchdenkt, dann kommt man irgendwann auch auf den Trichter, wie platt und unpassend doch Aussagen wie
Samsung verkauft sich über den Preis, den Preis und nochmals den Preis. Die paar "mein Display ist grösser als deins" Hanseln sind egal, da bin ich mir ziemlich sicher.
sind. Sei doch froh, dass Du die Wahl hast, und dass Du bei Apple die für Dich passenden Produkte findest.
Und wenn Du missionieren willst, dann mache dies - wie die Mac-User der ersten Stunde - mit technisch fundierten und sachlichen Argumenten. Das passt doch viel besser zu jemandem, der auch oft genug durch sehr qualifizierte Beiträge auffällt.