Ein paar Ergänzungen, weil hier teilweise ziemlicher Blödsinn erzählt wird:
HTML5 ist kein Ersatz für Flash, Flash kann erheblich mehr als die paar Kleinigkeiten, die HTML5 gegenüber HTML4/XHTML bieten wird. Z.B. Socketconnections, Ansteuerung von Webcams, JPEG-Kompression mit Alphakanal um nur mal drei Aspekte zu nennen, es gibt noch einige mehr.
HTML5 bringt nur ein paar Voraussetzungen, um Flash als Videoplayer abzulösen, aber auch da steckt alles noch in den Kinderschuhen. Es gibt Querelen um den Codec (Theora oder H.264), der IE unterstützt es nicht und hat einen großen Marktanteil, die Implementierung in den aktuellen Browsern ist größtenteils mies (sehr schlechte Performance, kein Fullscreen) - bis die Webentwickler das als Flashalternative aufgreifen, muss da noch einiges geschehen, 2010 wird da weiterhin Flash das Mittel der Wahl sein, v.a. wenn sich mit 10.1 das Performance-Problem bei Video reduziert (wenn auch nur bei H.264, wobei H.263 und VP6 die meistverwendeten Codecs auf Flash-Videosites sind und gar nicht beschleunigt werden!).
Noch ein Aspekt: die 1GHz-ARM-CPU im iPad ist nicht schnell und Flash wird damit ziemlich unangenehm sein. ARM-CPUs haben ihre Stärke beim Stromverbrauch, nicht bei der Geschwindigkeit. 1GHz klingt zwar recht beeindruckend, aber soviel hat z.B. die CPU im Nexus-Smartphone von Google/HTC auch. 1GHz auf ARM ist
erheblich langsamer als 1GHz bei einem Intel Core 2 Duo oder gar Core i7.
Leider ist Flash wirklich extrem unperformant. Wenn ich sowas wie Farmville auf meinem MBP mit 2,66 GHz spiele, ruckelt sich das teilweise tot, Eingaben reagieren nur mit Verzögerung u.ä.. Auf meinem 1,6 GHz Atom-Netbook ist das praktisch nicht mehr benutzbar. Und die Atom-CPU dürfte deutlich schneller als der Prozessor im iPad sein.
Das iPad wirkt sehr schnell in den Videos, weil Apple die Architektur sehr elegant nutzt. Die GUI wird nicht von der CPU (die dafür nicht designt ist), sondern von der GPU (die perfekt für sowas geeignet ist) gerendert. Und für Videodekodierung gibt es einen DSP-Chip, der das deutlich beschleunigt. Die iPad-CPU selbst wäre wohl zu langsam, um H.264 selbst flüssig wiedergeben zu können. Und wenn sie es könnte, läuft sie am Anschlag und saugt den Akku schnell leer.
Die Programmierung der Apple-Bibliotheken ist auch auf so ein Gerät und seine Möglichkeiten optimiert. Bei Flash trifft das alles nicht zu. Flash berechnet fast alles auf der CPU (Ausnahme ist das Skalieren des Videos bei Fullscreen), sogar die Videodekodierung. Deswegen wären gängige Flash-Applikationen auf dem iPad performance- und akkutechnisch eine Zumutung.
Und wie gesagt, alles was das vielzitierte Flash 10.1 beschleunigen wird, ist die Dekodierung von H.264-Videos. Sowas wie Farmville wird auch mit 10.1 grottenlahm sein und die meisten Videos werden auch weiterhin den Akku leersaugen, da sie in H.263/Sorenson oder VP6 und eben nicht H.264 kodiert sind.
Von daher ist das alles nicht so einfach. Flash auf dem Gerät ist schlecht, da es (v.a. durch allgegenwärtige und sehr schlecht programmierte Werbebanner) die Akkulaufzeit deutlich reduzieren wird und Spiele sich kaputtruckeln.
Und ohne Flash kann man praktisch keine Websites von Kinofilmen, Musikern u.ä. benutzen. Mit last.fm Hintergrundmusik hören geht auch nicht (der Flashplayer läuft nicht, als App fehlt dann das Multitasking...).
Bliebe noch ein Ansatz à la Flashblock, wo man manuell die Flashfilme aktivieren muss, aber das wäre nicht applelike und löst auch nicht das Problem, das Spiele wie Farmville (immerhin 68 Mio. verschiedene Benutzer pro Monat!) unbenutzbar lahm darauf laufen.
Bin mal gespannt, wie's damit weitergeht.
Zum Glück will ich das iPad in erster Linie als eBook-Reader für Nicht-Bücher (PDFs, Comics, Magazine), denn da ist mein eInk-Reader komplett unbenutzbar.